Renato Attilio Bleibtreu

Renato Attilio Bleibtreu

Renato Attilio Bleibtreu (* 17. Juli 1893 in Wien; † unbekannt) war ein österreichischer Schriftsteller, Theaterautor und -direktor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bleibtreu wurde als Sohn der Schauspielerin Maximiliane Bleibtreu geboren. Deren Schwester Hedwig Bleibtreu war ebenso wie ihre Eltern Schauspieler. Sein Geburtsort war vermutlich ein Findelhaus in der Alservorstadt, von seinem Vater ist nichts bekannt. Maximiliane Bleibtreu hat ihren Sohn im Findelhaus zurückgelassen und nie mehr gesehen. 1901 kam Bleibtreu in die Pflege nach Linz, wo ihn die Witwe eines Gefangenenaufsehers aufnahm und bei der er bis 1910 blieb. Seine Mutter heiratete später und war "königlich Sächsische Hofschauspielerin" in Dresden, wo sie 1923 starb.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts lebte Bleibtreu als freier Journalist mit seiner berufstätigen ersten Frau und vier Kindern im 2. Bezirk in Wien. Aus der Ehe mit der Metzgertochter Helene Buchholt gingen zwei Töchter hervor: Renate Bleibtreu, die als Übersetzerin unter anderen von August Strindberg und Ingmar Bergman arbeitet, und die Schauspielerin Monica Bleibtreu. Renato Attilio leitete nach 1945 ein kleines privates, immer kurz vor dem Bankrott stehendes Zimmertheater in Mödling bei Wien.

Der Schauspieler Moritz Bleibtreu ist ein Enkel von Renato Attilio Bleibtreu.

Im Auftrag Hitlers

Anfang November 1938 besuchte Bleibtreu den Schwiegersohn von Eduard Bloch, der als Arzt von Adolf Hitlers Mutter in Linz den Schutz des „Führers“ als dessen „Edeljude“ genoss. Bleibtreu stellte sich als Beamter im Stab von Rudolf Heß vor und hatte den Auftrag, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich Urkunden, Briefe und Bilder aus Hitlers Zeit in Österreich einzusammeln bzw. Augenzeugen zu befragen. Die von ihm beschlagnahmten Unterlagen wurden im Hauptarchiv München deponiert und der Öffentlichkeit dauerhaft entzogen.

Bleibtreu erfuhr bei seinen Nachforschungen, dass Eduard Bloch zwei von Hitler handgeschriebene Dankkarten von 1907 und 1908 hatte und dass dieser bereit war, diese dem Münchner Hauptarchiv zu zeigen. Bleibtreu besuchte Bloch darauf hin und dieser versuchte seinerseits, zwei Karten, die von Hitler gemalt und von der Gestapo bereits beschlagnahmt worden waren, wieder zurückzubekommen. Bleibtreu versprach, sich für Blochs Anliegen einzusetzen. Außerdem überredete er Bloch, für das Münchner Hauptarchiv seine „Erinnerungen an den Führer und dessen verewigte Mutter“ niederzuschreiben. Seine Karten erhielt Bloch nie mehr.[1]

Bleibtreu und die NSDAP

Nach den vorhandenen Unterlagen hat Bleibtreu zwar mehrfach einen Antrag gestellt, in die NSDAP aufgenommen zu werden, wurde jedoch nie Parteigenosse. Nach Abschluss seiner „Postkartenaktion“ entwickelte er die Idee eines patriotischen Sammelwerks mit dem Titel Das Jahr der Deutschen, in dem 350 führende Schriftsteller und Parteileute Beiträge liefern sollten und legte das Konzept der NSDAP vor. Mit der Begründung der fehlenden Zuverlässigkeit lehnte der Präsident der Reichskulturkammer den Vorschlag Bleibtreus ab. Dagegen erschien im Mai 1939 in der SS-Zeitung Das Schwarze Korps ein langer Hetzartikel unter dem Titel „Attila bleib treu!“ in dem auch Bleibtreus Aufenthalte in verschiedenen Haftanstalten angesprochen wurden. [2] Im August 1940 wurde Bleibtreu schließlich von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst.[3]

Einer der wesentlichen Gründe, weshalb Bleibtreu trotz aller Anbiederungen an die NSDAP nie deren Unterstützung bekam, lag daran, dass er als uneheliches Kind mit unbekanntem Vater keinen „Ariernachweis“ vorlegen konnte.

Weiter wurde ihm nachgetragen, dass er 1934 auf den damaligen Österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ein verherrlichendes Buch mit dem Titel "Der Heldenkanzler" veröffentlicht hatte. Dollfuß wurde von den Nationalsozialisten ermordet.

Schriften

  • Hassgesang gegen Italien. Krenn Wien (um 1915)
  • Der Heldenkanzler. Jung-Österreich-Verlag Wien 1934

Literatur

  • Brigitte Hamann: Hitlers Edeljude. Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch. Piper: München, Zürich 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hamann (2008:339ff)
  2. Hamann (2008:359ff)
  3. [1]

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