- Robert Detrick Van Valin
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Robert Detrick Van Valin, Jr. (* 1. Februar 1952) ist ein US-amerikanischer Sprachwissenschaftler, und seit 2007 Professor für Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er gilt als Begründer und Weiterentwickler der Role and Reference Grammar, einer neueren funktionalen Theorie.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Von 1970 bis 1973 studierte er Linguistik an der University of California, San Diego, und verbrachte im Rahmen eines Austauschprogramms seiner Universität 1972–73 einen Auslandsaufenthalt an der Universität Göttingen. An der University of California, Berkeley, machte er 1977 einen Ph.D. über eine Untersuchung des Lakhota, einer Indianersprache in den USA.
Als Professor für Linguistik war er an der Universität von Arizona, „Temple University“, University of California, Davis, und schließlich an der Universität von Buffalo, „The State University of New York“. Außerdem arbeitete er als Gastprofessor an der Stanford University, an der Universität von Kalifornien, Berkeley, und an den Universitäten von Sonora und Zagreb.
Seit dem Sommersemester 2007 ist Van Valin Inhaber des Lehrstuhls für Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.[1]
Forschung
Abgesehen von der Forschung an der Role and Reference Grammar arbeitete Van Valin mit Daniel L. Everett, Universität Manchester zusammen an einem Projekt der Informationsstruktur und Syntax in Amazonassprachen. Er hat dabei die Indianersprachen Lakhota und Yatee Zapotec erforscht. Ferner ist er an einem Forschungsprojekt beteiligt, das mit Mitarbeitern des Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig durchgeführt wird, Aspekte der Neurotypologie betrifft und dabei die Role and Reference Grammar mit einbezieht.
2006 war Robert Van Valin Humboldt-Forschungspreisträger. Darüber hinaus verfügt er über ein Stipendium der Max-Planck-Gesellschaft, um eine Forschungsgruppe zur Syntax, Typologie und Informationsstruktur am MPI für Psycholinguistik in Nijmegen zu finanzieren.
Van Valin ist der Autor mehrerer Artikel und Bücher. Seine Schwerpunkte sind theoretische Syntax, Universalgrammatik, Sprachtypologie, Spracherwerb und Neurolinguistik.
Role and Reference Grammar
Van Valin begründete eine neue Grammatiktheorie Role and Reference Grammar. In seiner Dissertation hatte er sich mit einer nichteuropäischen Sprache beschäftigt und dabei Mängel anderer Theorien erkannt, unter anderem der formalen Theorien wie der Transformationsgrammatik, die zu dieser Zeit fast ausschließlich am Englischen arbeitete. Es ging um eine typologisch adäquate Theorie. Nach ersten Anfängen Ende der 1970er Jahre wurde die neue Theorie in der ersten Hälfte der 1980er Jahre formuliert, vor allem in einem Buch von 1984. Dieses Buch verfasste Van Valin zusammen mit William Foley, der ebenfalls über eine nichteuropäische Sprache in seiner Ph.D. gearbeitet hatte. Danach trennten sich die Wege. Foley spezialisierte sich mehr auf die Typologie und Sprachen von Papua-Neuguinea und Austronesien.
Für die Theorie der Role and Reference Grammar ist typisch, dass die Syntax kein autonomer Bereich ist wie in den Ansätzen Noam Chomskys, sondern nur eine Komponente neben der Semantik und Pragmatik bildet. In der Universalien-Diskussion betrachtet Van Valin nur den Prädikatsnukleus und seine semantisch abhängigen Argumente als universal, nicht z.B. die Verbalphrase. Wesentlich bei der Satzstruktur ist die Semantik. Der Satz besteht aus einem Prädikat, einem Nukleus aus semantisch mit dem Prädikat verbundenen Argumenten und aus anderen Konstituenten. Wichtig ist ferner eine doppelte Relatorenstruktur. Die eine ist universal und besteht aus den semantischen Makrorollen Actor und Undergoer, während die auf Chafe zurückgehenden semantischen Kasus wie Agens und Rezipient einzelsprachlich sind und daher nach Zahl und Art von Sprache zu Sprache variieren können. In der Pragmatik wird vor allem der vom Informationsgehalt her wichtigste Konstituent, der pragmatic peak, unterschieden. In der Syntax steht das konstruktionsspezifische privilegierte syntaktische Argument („privileged syntactic argument“) im Vordergrund, das auch die syntactic pivots umfasst und dessen Wahl ähnlich wie die Wahl von Actor und Undergoer hierarchisch geregelt ist. Demgegenüber treten die traditionellen Satzgliedbegriffe Subjekt und direktes und indirektes Objekt in den Hintergrund, weil sie einzelsprachlich seien.
Die Role and Reference Grammar unterscheidet sich von formalen Theorien. Gleichwohl hängt sie direkt von der Generativen Semantik und der Kasustheorie ab und ist auch von der Relational Grammar beeinflusst. Eng verwandt ist die RRG mit der Funktionalen Grammatik, der Functional Grammar S.C. Diks, obwohl beide Theorien in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre kaum voneinander Notiz nahmen.
Publikationen
- Foley, William & Robert D. Van Valin, Jr. (1984). Functional syntax and universal grammar. Cambridge.
- Van Valin, Robert D,, Jr. (1977). Aspects of Lakhota syntax, Unpublished doctoral dissertation. University of California, Berkeley.
- Van Valin, Robert D., Jr. & R. LaPolla (1997). Syntax: Structure, meaning, and function. Cambridge: Cambridge University Press.
- Van Valin, Robert D., Jr. (2005). Exploring the Syntax-Semantics Interface. Cambridge: Cambridge University Press.
- Van Valin, Robert D., Jr. (2007). Recent Developments in the Role and Reference Grammar Theory of Clause Linkage: Language and Linguistics 8, 71-93.
Weblinks
- Plattform der RRG an der University of Buffalo, Stand: 1. September 2009
- Webpräsenz von R.D. Van Valin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Stand: 1.September 2009
- Webpräsenz von R.D. Van Valin an der University of Buffalo, Stand: 1. September 2009
Einzelnachweise
Kategorien:- Linguist
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