- Fokus (Linguistik)
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In der Linguistik ist der Fokus diejenige sprachliche Einheit, die in einer deklarativen Äußerung behauptet bzw. in einer interrogativen Äußerung erfragt wird.
Dabei stellt der Fokus einen der beiden primären Zustände dar, die in der Informationsstruktur sprachlicher Äußerungen möglich sind. Das Pendant dazu ist das Topik. Beide sind Untersuchungsgegenstände der Diskurspragmatik.
Der Begriff des Fokus überschneidet sich mit dem Begriff des Rhemas, der von der Prager Schule im Rahmen der Thema-Rhema-Gliederung geprägt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Fokus-Typen
Es lassen sich prinzipiell drei Typen von Fokussen unterscheiden:
- Konstituenten-Fokus:
- Frage: „Stimmt es, dass dein Motorrad kaputtgegangen ist?“
- Antwort: „Nein, mein Auto ist kaputtgegangen.“
- Prädikats-Fokus:
- Frage: „Was ist mit deinem Auto passiert?“
- Antwort: „Mein Auto ist kaputtgegangen.“
- Satz-Fokus:
- Frage: „Was ist passiert?“
- Antwort: „Mein Auto ist kaputtgegangen.“
Sprachliche Kodierungsverfahren
In den Sprachen der Welt gibt es verschiedene – häufig alternativ anwendbare – Verfahren zur Kodierung der einzelnen Fokus-Funktionen, z. B. für den Konstituenten-Fokus:
- Prosodie – Intonation bzw. Akzentuierung:
- „MEIN AUTO ist kaputtgegangen.“
- Morphologie – Fokus-Marker, z. B. die Postposition ga im Japanischen:
- „Kuruma ga koshō shita.“ (kuruma = „Auto“)
Quellen
- Robert Detrick Van Valin: A synopsis of Role and Reference Grammar. In: Robert D. Van Valin, Jr.: Advances in Role and Reference Grammar. Benjamins, Amsterdam u. Philadelphia 1993, S. 23–33. (speziell zu diesem Thema)
Literatur
- Simon C. Dik (hrsg. von Kees Hengeveld): The theory of Functional Grammar. Teil 1: The structure of the clause. 2. Aufl. Mouton de Gruyter, Berlin u. New York 1997, S. 309–338.
- Gundel, J. K. und Fretheim, T. (2006). Topic and Focus. In Horn, L. R. und Ward, G. (Hrsg.), The Handbook of Pragmatics, Kapitel 8, S. 175–196. Blackwell, Malden, MA / Oxford. (verfügbar auf Google Books)
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