Roderich Graf von Thun

Roderich Graf von Thun

Roderich Graf von Thun und Hohenstein (* 30. Januar 1908 in Innsbruck; † 3. April 1983 in San José, Costa Rica)[1] war ein deutscher Jurist und politischer Aktivist. Thun wurde bekannt als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher (AKD) und als Vorsitzender des Bundes Kreuz und Adler.

Leben und politische Tätigkeit

Roderich Graf von Thun entstammte dem Adelsgeschlecht der Thun und Hohenstein. Er studierte Rechtswissenschaften.

Durch seine Verwurzelung im katholischen Milieu war von Thun mit dem katholischen Politiker Franz von Papen bekannt. Als Papen bald nach seiner im Januar 1933 erfolgten Ernennung zum Vizekanzler in der Regierung Hitler die Gründung des Bundes katholischer Deutscher (BkD) vorzubereiten begann, bat er Thun darum, das Amt des Generalsekretärs dieser Organisation zu übernehmen. Zweck des Bundes sollte offiziell eine Verbesserung des Verhältnisses von Kirche, Staat und NSDAP sein. Unausgesprochen lag der Organisation zudem noch die Absicht zu Grunde, die politische Stellung Papens zu stärken, indem sie ihm durch eine Organisation und Bündelung der katholischen Bevölkerung in einem unter seiner Patronage stehenden Zusammenschluss ein weiteres Standbein und damit zusätzlichen machtpolitischen Rückhalt geben sollte.

Nachdem Thun vom 1. April bis zum 1. Juli als Generalsekretär des BkD fungiert hatte, übernahm er zum 2. Juli als Nachfolger von Emil Ritter das Amt des Geschäftsführenden Vorsitzenden. Dieses behielt er bis zur Überführung des BkD in den Bundes Kreuz und Adler am 2. Oktober 1933 bei, in dem er in derselben Funktion tätig blieb. Öffentliches Aufsehen erregte er im Januar 1934 mit dem Aufruf die „rückhaltlose Mitarbeit am Nationalsozialismus zu vertiefen“.[2]

Am 2. Juli 1934 wurde Thun im Zuge des Vorgehens der Nationalsozialisten gegen ihre innenpolitischen Gegner als Mitglied des Umfeldes der „reaktionären Kreise“ im Umfeld von Papens von der Gestapo verhaftet und ins Hausgefängnis der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin verschleppt, aus dem er aber bereits spät am selben Abend entlassen wurde.[3]

Mit Aufnahmedatum 1. Mai 1937 trat Thun auf Vermittlung von Rudolf Heß in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 5.599.919).

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Thun, der seit 1955 mit Manuela von Tattenbach verheiratet war, in Costa Rica, wo er unter anderem in der Entwicklungshilfe und als Dozent an der Universidad Rodrigo Facio de Costa Rica tätig war.[4]

Fußnoten

  1. Vergleiche dazu: Franz-Josef Hohenlohe-Schillingfürst: Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, 1986, S. 142.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, 2007, S. 614.
  3. Marcin Orawski: Kościoły na Śląsku 1933-1945 oraz Katharina Staritz jako przykład, 2003, S. 106.
  4. Robert M. Carmack: Nuevas Perspectiva sobre el Popol, 1983, S. 379.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Georg Graf von Thun und Hohenstein — Georg Joseph Roderich Antonius Graf von Thun und Hohenstein (* 12. Juni 1946 in Herdringen; † 28. Mai 2007 in Hamburg) war ein deutscher Wirtschaftsprüfer und Vorsitzender der Delegation Nord der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser… …   Deutsch Wikipedia

  • Thun und Hohenstein — Wappen Thun bzw. Thun und Hohenstein ist der Name eines österreichischen Adelsgeschlechts, das sich seit dem 12. Jahrhundert nachweisen lässt. Die Grafschaft Hohenstein in Niedersachsen, heute Thüringen, gehörte von 1628 bis 1648 zu ihrem… …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste von Mansfeld — Regenten und Linien der Grafen von Mansfeld Grafen von Mansfeld Alt Mansfelder Stamm Hoyer I. ( † nach 1069) Hoyer II. (I.) ( † 1115) Hoyer III. (II.) ( † nach 1157) Hoyer IV. (III.) (* vor 1140; † nach 1183) Burchard I. ( † 1229) (1229… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der im Zuge des Röhm-Putsches getöteten Personen — Der folgende Artikel bietet einen listenartigen Überblick über die im Zuge der als Röhm Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom 30. Juni bis 2. Juli 1934 ermordeten Personen, soweit sie namentlich bekannt …   Deutsch Wikipedia

  • Röhm-Putsch — Als Röhm Putsch bezeichnete die nationalsozialistische Propaganda die Ereignisse von Ende Juni/Anfang Juli 1934 um die Ermordung Ernst Röhms, des Stabschefs der SA, und weiterer SA Funktionäre. Unter den vermutlich etwa 200 Toten waren auch von… …   Deutsch Wikipedia

  • Spanien [3] — Spanien (Gesch.). I. Vorgeschichtliche Zeit. Die Pyrenäische Halbinsel war den Griechen lange unbekannt; als man Kunde von dem Lande erhalten hatte, hieß der östliche Theil Iberia, der südöstliche od. südwestliche Theil jenseit der Säulen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Portugal [2] — Portugal (Gesch.). Das Land, im Alterthum zu Spanien gerechnet, wurde von verschiedenen celtischen Völkerschaften bewohnt, namentlich bis an den Tajo von den kühnen Lusitaniern, jenseit des Tajo von den Celtikern u. im Süden von den Cyneten.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Württemberg [2] — Württemberg (Gesch.). W. war in den ersten christlichen Jahrh. von Sueven bewohnt; diese wichen den Römern, welche dann das Land cultivirten, dasselbe aber nachher an die Alemannen verloren; nach der Niederlage der Alemannen durch die Franken bei …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”