- Rogier Michael
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Rogier Michael (* um 1552/4 in Mons Hennegau; † nach 25. Januar 1619 in Dresden) war Musiker und Komponist. Er ist der Vater des Thomaskantors Tobias Michael (1592–1637).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Rogier Michael kam als Kind mit seinem Vater nach Wien, der als Tenor in der Wiener Hofkapelle wirkte. Ab 1564 war Michael Sängerknabe der Hofkapelle des Erzherzogs Karl II. in Graz (Kapellmeister: Johannes de Cleve, später Annibale Padovano). Auf Anraten Padovanos studierte er von 1569 bis 1572 Musik bei Andrea Gabrieli in Venedig und wurde anschließend (bis 1574) Tenorist in der Ansbacher Hofkapelle von Georg Friedrich I..
Laut Anstellungs-Revers vom 10. Februar 1575 trat er[1] aus Prag kommend 1574 auf Empfehlung von Aemilia von Sachsen, der Schwester des Sächsischen Kurfürsten August, eine Stelle als Musiker in der Dresdner Hofkapelle an. Der Kurfürst hörte ihn selber an, und darüber hinaus wurde er auch vom alten Kapellmeister Antonio Scandello geprüft.
Im Mai 1578 heiratete Michael. Ihm wurden die Söhne Rogier, Tobias, Simon, Samuel, Christian, Georg und Daniel geschenkt [2]. Am 12. Dezember 1587 wurde er durch den Kurfürsten Christian II. als Nachfolger von Johann Baptist Pinelli Hofkapellmeister in Dresden, die 1593 bestätigt wurde. Seine Söhne Tobias, Simon und Samuel wirkten in Dresden als Chorknaben mit. Rogier Michael selbst war in der Lage auch Altus zu singen, und seine Stimme wurde von Friedrich Beurhaus in dessen Erotematum musicae von 1591 als recht hoch und sehr edel gepriesen.
1611 kam es zur zweiten Eheschließung, als er über 60-jährig Sahra Petermann, die Tochter des Dresdner Kapellknabeninspektors Andreas Petermann, heiratete. Ab 1613 wurde er mehrfach von Michael Praetorius vertreten. 1615 folgte ihm Heinrich Schütz, er selbst blieb aber bis zu seinem Tode 1619 am sächsischen Hof aktiv.
Schüler
Zu seinen Schülern gehörten sicherlich die eigenen Söhne, aber auch zwischen 1599 und 1603 der spätere Leipziger Kantor Johann Hermann Schein[3], dessen Nachfolger als Thomaskantor sein Sohn Tobias Michael (1592-1657) 1631 wurde.[4]
Bedeutung
Die Geschichte der Weihnachtshistorien beginnt mit Rogier Michael. Seine beiden 1602 entstandenen Werke wurde für die kurfürstlich sächsische Kapelle geschaffen [5]. Das Werk Michaels begründet die Gattung Historie für den Bereich der Musikgeschichte, die wiederum zum Vorläufer für das Oratorium und hier speziell für das Weihnachtsoratorium wurde.
Werke (Auswahl)
- 1593-1599: Introiten, Sammlung von 52 fünfstimmigen Motetten (gedruckt 1603)
- 1594: Te Deum, in Freiberg komponiert
- 1602: Die Empfangnis und die Geburt unseres Herren Jesu Christi nach Lukas und Matthaeus, sechsstimmig (Weihnachtshistorie)
- Zwei Passionen (verschollen)
- wahrscheinlich 1613 als letzte Komposition: Psalm 116 im Sammelwerk Angst der Hellen und Friede der Seelen von Burkhard Großmann
Literatur
- Reinhard Kade: Der Dresdener Kapellmeister Rogier Michael, Vierteljahresschrift für Musikwissenschaft, 5. Jahrgang, Leipzig, 1889, Seiten 272 bis 275
- Moritz Fürstenau: Michael, Rogier. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 674–676.
Einzelnachweise
- ↑ Albert Schiffner: Zeitschrift für Musik, 13. Band, Nummer 27 vom 30. September 1840
- ↑ Adam Adrio, Art. Michael, in MGG, Bd. 9, Sp. 264
- ↑ Adam Adrio, Art. Michael, in MGG, Bd. 9, Sp. 265.266
- ↑ Emil Kneschke: Zur Geschichte des Theaters und der Musik in Leipzig, 1864
- ↑ Friedrich Blume, Geschichte der evangelischen Kirchenmusik, Kassel 1965, S. 120
Quelle
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