Chopper (Motorrad)

Chopper (Motorrad)

Chopper war ursprünglich ab etwa 1948 in Kalifornien die Bezeichnung für Motorräder (meist der Marke Harley-Davidson), von denen alles abmontiert worden war, was dem Besitzer überflüssig erschien - wie Beifahrersitze oder Schutzbleche. Das englische Verb to chop bedeutet „(ab)hacken“.

Inhaltsverzeichnis

Bobber

Harley-Davidson Bobber

Der Begriff Bobber bezieht sich auf den „bob“, also den kleinen Außenschwung am unteren Ende des Vorderradschutzblechs an alten Harley-Davidson-Modellen. Neben dem Motortuning war eine der ersten Modifizierungen, die ein Harley-Enthusiast in den 1940er und 50er Jahren vornahm, wenn er sein Fahrzeug leichter und damit schneller machen wollte, das originale Vorderradschutzblech nach hinten gedreht über dem Hinterrad zu montieren. Das ursprüngliche Hinterradschutzblech wurde weggelassen, das Vorderrad lief ohne Schutzblech. Solche Fahrzeuge hatten am Heck den „bob“ und hießen deshalb Bobber.

Die Modifizierungen erfolgten ursprünglich, um einerseits das Gewicht zu reduzieren und so die Fahrleistungen zu verbessern. Andererseits sollte das oft als schwerfällig oder schwülstig empfundene Aussehen verbessert werden. Es war die erste Anlehnung von Straßenmotorrädern an typisch amerikanische Rennmaschinen - in diesem Fall Boardtrack-Racer und Hillclimber. Diese Motorräder wurden zunächst als Bobber oder Bobchops bezeichnet. Der Vorgang, aus einem Motorrad einen solchen Bobber zu machen, hieß umgangssprachlich bald „Bob job“.

Klassischer Chopper

James Dean Tribute Chopper von Walz Hardcore Cycles

Spätestens seit dem Film „Easy Rider“ aus dem Jahre 1969 werden Motorräder im allgemeinen dann als Chopper bezeichnet, wenn sie mit einer langen, vergleichsweise flach angestellten Vorderradgabel ausgestattet sind. Auch dieses Designmerkmal war ursprünglich an Rennmaschinen angelehnt - in diesem Fall an Drag Bikes, bei denen mittels langen Radstandes und großen Nachlaufs ein stabileres Geradeauslaufverhalten bei hohen Geschwindigkeiten erreicht werden soll. Da bei solchen Drag Races keine Kurven gefahren werden, fiel die damit einhergehende Unhandlichkeit der Sportmotorräder nicht weiter ins Gewicht. Beim Chopper dagegen wird dieses mangelhafte Fahrverhalten zu Gunsten des erwünschten Aussehens in Kauf genommen.

Zu den weiteren klassischen Chopper-Stilmerkmalen zählen hohe Lenker („Buckhorn“, „Apehanger“) sowie vorverlegte Fußrastenanlagen. Auch diese Merkmale verschlechtern das Fahrverhalten und die Beherrschbarkeit, trotzdem sind solche Umbauten sehr häufig anzutreffen.

Eine andere Stilrichtung nennt sich Drag Styler oder Low Rider. Das Ziel hierbei ist ein möglichst flacher, lang gestreckter Look („long 'n low“) in noch stärkerer Anlehnung an das Aussehen von Drag Bikes. Entsprechend kommen hier statt hohen Lenkern flache Drag Bars zum Einsatz, oft auf nach hinten gezogenen Lenkerklemmböcken (Riser).

X-Rod: Low Rider im Drag Bike-Stil

Von einem Schwedenchopper spricht man bei bestimmten radikal-puristischen Umbauten. In diesem Genre wird gern auf Anbauteile wie Scheinwerfer, Tachometer oder Vorderradbremsen verzichtet oder alternativ wenigstens die zugehörigen Kabel, Wellen und Leitungen innerhalb des Lenkers oder Rahmens verlegt, um den schnörkellosen Anblick derjenigen Teile, die tatsächlich eine zum Fahren unentbehrliche Funktion besitzen, möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die Zulassung solcher Fahrzeuge zum öffentlichen Straßenverkehr wirft in Deutschland erhebliche Probleme auf.

Factory Custom: Chopper ab Werk

Harley-Davidson „Easy Rider“ Chopper (Nachbau von 1987)

Die Firma Harley-Davidson lehnte zunächst derlei radikale Umbauten ab - nicht zuletzt weil diese Motorradgattung mit kriminellen und gewaltbereiten Rockergangs wie den Hells Angels in Verbindung gebracht wurde. Als das Chopper-Design bald darauf im Mainstream aufging und die Nachfrage stieg, begann jedoch auch Harley-Davidson, Chopper-Stilmerkmale in einige Serienmodelle einfließen zu lassen. Ab 1984 imitierte man mit der Softail -Hinterradfederung das Aussehen eines ungefederten Starrrahmens, und ab 1988 bot man gar die seit 1948 durch die Teleskopgabel abgelöste sogenannte Springergabel, eine Vorderradführung mit geschobener Kurzschwinge, wieder an.

Der in diesem Zusammenhang von Harley-Davidson geprägte Begriff des „Factory Custom“ stellte im Grunde einen Widerspruch in sich dar. Neben dem angestrebten Design war das ursprüngliche Chopper-Konzept ja auch wesentlich von dem Gedanken geprägt, das einheitliche Aussehen eines Großserienmodells zu verändern und so das eigene Motorrad individuell zu gestalten.

Softchopper

In den 1980er Jahren begannen auch japanische Hersteller auf die Nachfrage nach Choppern zu reagieren. Man versuchte anfangs "normale“ Straßenmotorräder mit choppertypischen Anbauteilen, wie höheren Lenkern, vorverlegten Fußrasten, Chromteilen und teilweise serienmäßigen Soziuslehnen („Sissybar“) für die beabsichtigte Zielgruppe interessant zu machen. Diese werksseitig eher halbherzig umgestalteten Motorräder werden noch heute, oft verächtlich, als „Softchopper“ bezeichnet. Spätere Großserien-Modelle wiesen bald ebenfalls die klassische V2-Motorbauweise Harley-Davidsons auf und auch das gesamte Design näherte sich an die amerikanischen Vorbilder an. Diese japanischen Motorräder im Chopper-Stil waren mit den US-amerikanischen Konkurrenzmodellen auch im Hinblick auf ihr unzeitgemäßes Fahrverhalten vergleichbar - die Fahrwerke waren oft unterdämpft, hatten hinten auf Grund des erwünschten flachen Aussehens meist eine unkomfortabel harte Federung mit wenig Federweg, waren wegen ihrer Fahrwerksgeometrie unhandlich und mit leistungsschwachen Bremsen an der Grenze des rechtlich Zulässigen ausgestattet.

Stilechter Cruiser: Yamaha XV1900A Midnight Star (2006)

Cruiser

Hauptartikel: Cruiser (Motorrad)

Cruiser ist etwa seit den 1990er Jahren die Bezeichnung für Motorräder, deren Designmerkmale auf US-amerikanische Serienmaschinen von Harley-Davidson, Indian oder Henderson zurückzuführen sind, wie sie etwa seit den 1930er Jahren gebaut wurden. Stilbildende Merkmale sind langer Radstand, breite Bereifung, großvolumiger Motor, großflächige Kotflügel, breiter Lenker sowie vergleichsweise weit vorn angebrachte Trittbretter und die daraus resultierende aufrechte Sitzposition. Durch Umbau solcher Serienmaschinen entstanden ab etwa 1948 die ersten Bobber bzw. Chopper.

Weblinks

 Commons: Chopper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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