SMS Meteor (Hilfskreuzer)

SMS Meteor (Hilfskreuzer)

SMS Meteor war ein deutscher Hilfskreuzer, der 1915 in der Nordsee und im Weißen Meer operierte.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und technische Daten

Die Meteor war 1903 als Vienna bei Ramage & Ferguson in Leith gebaut. Ihre Größe betrug 1912 BRT, die Länge 89,1 m, die Breite 11,3 m, der Tiefgang 5,1 m. Ihre Höchstgeschwindigkeit betrug 14 kn.

Beim Kriegsausbruch 1914 befand sich der Dampfer in deutschen Hoheitsgewässern und wurde von den deutschen Behörden als so genanntes Embargoschiff beschlagnahmt. Aufgrund ihrer britischen Bauart, die ein getarntes Operieren auf hoher See ermöglichte, wurde sie Anfang 1915 auf der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven zum Minenschiff umgebaut.

Am 6. Mai 1915 wurde die Meteor unter Korvettenkapitän Wolfram von Knorr (1880–1940) in Dienst gestellt. Knorr, Sohn des früheren Flottenadmirals Eduard von Knorr, benannte das Minenschiff nach dem Kanonenboot SMS Meteor, das sein Vater in dem Seegefecht am 9. November 1870 vor Havanna gegen den französischen Aviso Talisman geführt hatte. Als Minenschiff bzw. Hilfskreuzer trug die Meteor eine Bewaffnung von zwei 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen und zwei 3,7-cm-Revolverkanonen sowie auf der ersten Reise 374 Minen.

Die erste Reise

Am 29. Mai 1915 verließ die Meteor Wilhelmshaven und lief ins Weiße Meer aus, um auf der Schiffsroute nach Archangelsk Minen zu legen. Bei der Ausfahrt arbeitete sie mit dem U-Boot U 19 zusammen, das praktisch die Aufklärung für das Minenschiff betrieb. Am 7./8. Juni 1915 wurden Minensperren gelegt, auf denen insgesamt drei russische Frachter sanken. Auf der Rückfahrt führte die Meteor Kreuzerkrieg. Der schwedische Frachter Thorsten, der 200 russische Postsäcke als Bannware führte, wurde als Prise nach Deutschland gebracht. Am 17. Juni 1915 lief die Meteor in Kiel ein.

Die zweite Reise

Für ein erneutes Unternehmen wurde die Meteor zusätzlich mit einem 15-cm-Schnellfeuergeschütz und zwei 45-cm-Torpedorohren ausgerüstet. Ziel war die Legung einer Minensperre vor dem Moray Firth an der schottischen Ostküste, wo sich die wichtigsten britischen Kriegsschiffskurse befanden. Bei dem Unternehmen arbeitete der Dampfer mit dem U-Boot U 17 zusammen. In der Nacht zum 8. August 1915 legte sie vor dem Firth vier Minensperren. Auf dem Rückmarsch kam es zum Gefecht mit dem britischen Hilfskreuzer HMS The Ramsay, den die Meteor durch einen Torpedotreffer versenkte. Dem britischen Hilfskreuzer gegenüber hatte sich die Meteor als russischer Frachtdampfer Imperator Nikolai II. ausgegeben. Von der The Ramsay wurden acht Offiziere und 90 Mann gerettet; sie war durch den Torpedotreffer in zwei Teile zerrissen worden.

Auf der weiteren Rückfahrt überprüfte die Meteor den dänischen Segler Jason. Da er Grubenholz und Eisenbahnschwellen für Großbritannien geladen hatte, wurde die Besatzung übernommen und die Jason verbrannt.

Aufgrund von Minenfunden und dem Gefecht mit der The Ramsay wurde die Meteor frühzeitig durch britische Flotteneinheiten gesucht. Am 9. August wurde der Dampfer durch fünf britische Einheiten entdeckt. Von Knorr entschied sich zur Selbstversenkung; die Besatzung und Teile der geretteten Besatzung von der The Ramsay stiegen auf einen schwedischen Fischkutter über. Auf der Fahrt nach Süden ließ von Knorr die Passagiere auf einen norwegischen Fischkutter umsteigen, die damit entlassen waren. Der schwedische Kutter wurde am 10. August von List geschleppt.

Folgen für die britische Seekriegführung

Die Versenkung der The Ramsay durch den Torpedoschuss eines deutschen Hilfskreuzers hatte zur Folge, dass die britische Seite die Überprüfungsmaßnahmen ihrer Blockadestreitkräfte extrem verschärfte, um eine Wiederholung eines derartigen Zwischenfalls zu vermeiden.

Literatur

  • Eintrag: Hilfskreuzer „Meteor“, in: Kapitän zur See a. D. Hugo von Waldeyer-Hartz: Der Kreuzerkrieg 1914–1918. Das Kreuzergeschwader. Emden, Königsberg, Karlsruhe. Die Hilfskreuzer, Oldenburg i. O. 1931, S. 192–201.
  • Eintrag Meteor, in: Hans H. Hildebrand/Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, 7 Bände in einem Band, Ratingen o. J. (1983), Bd. 6, S. 102.
  • Eberhard von Mantey: Die deutschen Hilfskreuzer, Berlin 1937.
  • Fritz-Otto Busch: Hilfskreuzer „Meteor“, Berlin 1939.
  • Eberhard von Mantey: Die beiden „Meteore“ in der deutschen Marine, Berlin 1925.
  • Fritz-Otto Busch: Hilfskreuzer „Meteor“ – Minen, Männer und Makrelen, Anker-Hefte. Seefahrt in aller Welt, Heft 36, München ca. 1955.

Weblinks


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