Salzburger Kirche

Salzburger Kirche

Die Salzburger Kirche (russisch Зальцбургская кирха) im russischen Gussew (Gumbinnen) im ehemaligen Ostpreußen und der heutigen Oblast Kaliningrad ist eine Kirche, die ursprünglich von Salzburger Exulanten genutzt wurde. Sie gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Gumbinnen innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute ist sie der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) im Verband der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) zugehörig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwischen 1731 und 1735 mussten rund 20.000 Protestanten als sogenannte Exulanten das geistliche Fürsterzbistum Salzburg verlassen. Der herrschende Fürsterzbischof hatte seit dem Augsburger Religionsfrieden das Recht, in seinem Herrschaftsbereich seine Konfession als allgemeingültig vorzuschreiben. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. erließ am 2. Februar 1732 ein „Einwanderungspatent“, so dass sich etwa 16.000 Salzburger in Ostpreußen mit Schwerpunkt Gumbinnen ansiedelten. Um 1740 wurde das „Salzburger Hospital“ in Gumbinnen gegründet, 1752 die erste „Salzburger Kirche“ in Gumbinnen erbaut. 1838 war sie baufällig und wurde abgerissen. 1840 wurde der Nachfolgebau errichtet, einer der letzten Bauten des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel. 1931 wurde die Kirche umfassend renoviert.

Im Januar 1945 wurde die Kirche durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt und verlor ihren Turm. Fortan wurde die Kirche als Schuppen für den Straßenbau verwendet. 1995 wurde die Salzburger Kirche als einzige Kirche in Gussew vollständig wiederaufgebaut und am Reformationstag (31. Oktober) feierlich eingeweiht. Seither dient sie den evangelisch-lutherischen und reformierten Russlanddeutschen der Region als Gemeindezentrum. 2010 erhielt sie von der evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Johannisthal eine gebrauchte Orgel.[1]

Lage, Architektur, Ausstattung und Nutzung

Die Kirche liegt in der uliza Mendelejewka nordwestlich des Gussewer Bahnhofs im Stadtzentrum. Das Kirchenschiff liegt in Westnordwest-Ostsüdost-Richtung. Das schlichte Kirchengebäude ist eine Normalkirche Schinkels. Sie ist überwiegend klassizistisch und ist eine Saalkirche, die an beiden Längsseiten je drei große Rundbogenfenster aufweist. Die Außenwände der Kirche sind gelb gestrichen. Der Turm schließt sich auf der westlichen Seite an den Saalbau an. Er hat einen quadratischen Grundriss und kleinere Rundbogenfenster. Das Turmdach hat unten einen kleinen Neigungswinkel, nach oben hin nach einem Knick einen steilen Neigungswinkel. Auf der Spitze steht ein Kreuz. Der Eingang befindet sich im Turm. Im weiß gestrichenen Innenraum befindet sich eine Empore, die bis 1945 als Orgelempore diente. Heute befindet sich die kleine Orgel ebenerdig im Kirchenschiff. Sie hat ein Manual und sieben Register[2] und wurde 1990 von der Potsdamer Firma Schuke gebaut.[3]

Kirchengemeinde

Gussew ist der Amtssitz der Geistlichen einer der vier Regionen in der Propstei Kaliningrad, von wo aus zwölf weitere Gemeinden betreut werden. Zwischen 1733 und 1823 und seit 1996 sind an der Salzburger Kirche Pfarrer tätig.[4] Von 1823 bis 1945 wurde die Versorgung durch die Geistlichen der Stadtkirche wahrgenommen, nach 1945 war zur Zeit der Sowjetunion alles kirchliche Leben untersagt.

Pfarrer der Salzburger Kirche

  • Friedrich Wilhelm Haack, 1733
  • Wilhelm Ludwig Geisler, 1734–1736
  • Gottfried Baltzer, 1740–1743
  • Johann Ludwig Reidnitz, 1743–1746
  • Friedrich Pastenaci, 1746–1763
  • Gottlieb Westphal, 1763–1770
  • Christian Reimer, 1770–1799
  • Johann Jacob Contag, 1799–1817
  • Georg Gottlieb Wilhelm Wegner, 1817–1823
  • Heye Osterwald, 1996–2002
  • Ingo Rockmann, 2002–2004
  • Werner Lanz, 2004–2005
  • Elisabeth Lanz, 2004–2005
  • Dietrich Brauer, 2005–2010
  • Tatjana Petrenko, 2005–2010
  • Tatjana Wagner, seit 2010
  • Wladimir Wagner, seit 2010

Weitere Einrichtungen der „Salzburger“

Neben der Kirche steht seit 1998 das Diakoniezentrum „Haus Salzburg“. Unter anderem erhalten dort regelmäßig Schüler einer nahen Dorfschule ein Mittagessen. Ferner steht in Gussew die „Salzburger Anstalt“. In Bielefeld wird als Nachfolgeeinrichtung der „Salzburger Anstalt“ in Gumbinnen das Seniorenheim „Wohnstift Salzburg“ betrieben. Die „Stiftung Salzburger Anstalten“, die ihren Sitz ebenfalls in Bielefeld hat, pflegt die Verbindungen nach Gussew. 1911 wurde der „Salzburger Verein“ in Gumbinnen gegründet, der bis heute den Zusammenhalt der ehemaligen „Salzburger“ fördern soll.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Website der Evengelischen Kirchengemeinde Johannisthal, abgerufen am 26. März 2011
  2. Website der Propstei Kaliningrad mit Bericht zur neuen Orgel, abgerufen am 27. März 2011
  3. Website der Firma Schuke, op. 569 (PDF-Datei), abgerufen am 26. März 2011
  4. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968
  5. Website der „Salzburger“, abgerufen am 26. März 2011
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