Sankt-Viti-Kirche (Wechmar)

Sankt-Viti-Kirche (Wechmar)
Kirche Sankt Viti in Wechmar

1843 errichteten die Wechmarer mit der Sankt-Viti-Kirche eine der größten Dorfkirchen Thüringens.

Inhaltsverzeichnis

Die Kirche

Geschichte

Aber auch schon vorher besaß der Ort eine Kirche: Als Bonifatius, der Apostel der Thüringer, hier unterwegs war, soll er im 8. Jahrhundert den Grundstein für die erste Kirche gelegt haben. Von 1354 bis 1368 wird in alten Chroniken Peter Zinke als erster Priester erwähnt. 1467 wurde die Kirche in drei Bauabschnitten neu errichtet. Sie wurde eine Pfarrkirche und erhielt eine Reliquie des Hl. Veit und somit ihren Namen. Als 1524 die Reformation den Ort erfasste, war es mit dem Pilgertum der Eichsfelder nach Vierzehnheiligen – Zwischenstation Wechmar – vorbei: Die Reliquie landete mit dem Sühnekreuz im Feuer auf dem Kirchplatz.

1652 erhielt die Kirche eine neue Orgel, 1664 wurde das Bauwerk generalsaniert. 1681 wurde der Turm bereits durch ein Feuer beschädigt, 1787 traf ihn ein Blitz.

Die Turmspitze wurde am 4. März 1817 während eines schweren Gewitters erneut vom Blitz getroffen. Da das Feuer am Turm mangels ausreichenden Wasserdrucks in den Feuerwehrschläuchen nicht gelöscht werden konnte, sägten beherzte Handwerker die Turmspitze kurzerhand ab. Der daraufhin einsetzende Spott einiger Bürger, besonders der umliegenden Gemeinden, führte letztlich dazu, dass man die ohnehin schon baufällige Kirche 1832 abriss.

Die neue Kirche wurde nach Plänen des Architekten Kuhn als Zentralbau im Rundbogenstil auf oktogonalem Grundriss mit östlichem Treppenhausanbau errichtet. Die Außenmauern bestehen aus Sandstein. Die Kirche hat eine Breite von 26 m. Sie erhielt ihre Weihe am 7. November 1843.

Der 68 Meter hohe Turm mit seinen vier Glocken gilt als das Wahrzeichen der Gemeinde.

Renovierungsarbeiten am Turm

Unter der Überschrift „Badewanne hat ausgedient“ berichtete im Mai 2010 eine regionale Tageszeitung[1] über die Sanierungsarbeiten am Dach der Kirche, das undicht geworden war. Der Aktion vorausgegangen war der Versuch, über die Fernsehsendung Ein Dorf wird gewinnen eine halbe Million Euro für die Kirchensanierung zu bekommen. In diesem Wettbewerb errang das Dorf den zweiten Platz und gewann damit 50.000 Euro. Badewannen, Töpfe und Eimer, die das Wasser aus den Löchern des Daches auffingen, hatten nun ausgedient. Das Dach wurde mit Schiefer von der Mosel neu gedeckt, da in Thüringen kein Schiefer mehr abgebaut wird. Der Dachstuhl brauchte nur teilweise repariert zu werden. Neben der Gewinnsumme trugen zu den erforderlichen Mitteln folgende Sponsoren bei: Land Thüringen (120.000 Euro), Gemeinde Günthersleben-Wechmar (60.000 Euro), Kirchenbaustiftung Hannover (50.000 Euro), Kreiskirchenamt Gotha (30.000 Euro) und die Kirchgemeinde und der Viti-Förderverein (je 20.000 Euro). Nach der Dach- stand die Mauerwerksanierung an.

Das Kircheninnere

Den Innenraum prägen unter anderem umlaufende Emporen, eine Kanzel mit Bildern von Jesus und den vier Evangelisten, der Altar mit Kruzifix, ein Taufstein, die Orgel und verschiedene Wand- und Glasbilder. Die Sankt-Viti-Kirche beherbergt das älteste Glasbild des 19. Jahrhunderts in Thüringen. Es zeigt den Schutzheiligen der Kirche, St. Vitus, den Missionar Bonifatius sowie in einer farbenfrohen Darstellung den Graf von Gleichen mit seinen beiden Frauen. Darunter ist aus Luthers Leben die Verbrennung der Bannandrohungsbulle in Wittenberg dargestellt. Rechts und links des Glasfensters sind Gemälde, die Melanchton und Luther darstellen und 1843 vom Gothaer Hofmaler Jenichen geschaffen. Die großen Bilder hinter dem Altar stammen vom Hofmaler Jacobsen aus Gotha. Sie zeigen die Geburt und Auferstehung Christi. Aus der Zeit vor der Reformation sind noch ein paar Einrichtungsgegenstände erhalten, so z.B. das große Kruzifix und einige alte Grabsteine.

Der Kirchhof

An der Seite des Kirchenschiffes liegt der Kirchhof der Kirche. Alle lesbaren Grabsteine stehen an Grabstätten des 20. Jahrhunderts. Besondere Aufmerksamkeit verdient allerdings das Grab von Herrmann Kerst. Er wurde am 11. November 1850 in Wechmar geboren und zog als 20-Jähriger in den Deutsch-Französischen Krieg, wo er am 2. September 1870 in der Schlacht von Sedan als Vizefeldwebel des 15. Thüringischen Infanterieregiments fiel. Seine Familie pflanzte auf seinem Grab in Wechmar eine kleine Eiche und setzte ein Holzkreuz auf das Grab. Im Laufe der Jahre wuchs die Eiche um das Kreuz herum und "vereinnahmte" es. So ist das heute noch auf dem Friedhof zu bewundern. Die Eiche ist heute als Friedenseiche ein Symbol des friedlichen Zusammenlebens in Wechmar.

Galerie

Literatur

  • Dirk Koch: Dorfkirchen rund um die Drei Gleichen, Hsg: Trachtengruppe Ingersleben, Ingersleben 2006
  • Informationsbroschüre der Gemeinde Günthersleben-Wechmar 2009/2010

Einzelnachweise

  1. Thüringer Allgemeine, Gothaer Ausgabe vom 21. Mai 2010
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