Sankt Jodok-Ritt

Sankt Jodok-Ritt
Kirche St. Jodok
Koordinaten: 49° 32′ N, 12° 21′ O49.52722222222212.344166666667Koordinaten: 49° 31′ 38″ N, 12° 20′ 39″ O
Kirche St. Jodok (Bayern)
Kirche St. Jodok

Lage von Kirche St. Jodok in Bayern

St. Jodokritt in Tännesberg (2011)
St. Jodokritt in Tännesberg (2011)
Innenansicht St. Jodokkirche (Tännesberg)
Tännesberg 1680

Der St. Jodok-Ritt in Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab ist eine Pferdewallfahrt, die immer am vierten Wochenende im Juli stattfindet. Es ist die zweitgrößte Pferdewallfahrt in Bayern.

Inhaltsverzeichnis

St. Jodok

Der heilige Jodok [1]. entstammte einem französischen Fürstengeschlecht und wurde Anfang des 7. Jahrhunderts geboren. Nach dem Tod seiner Eltern sollte der heilige Jodok an Stelle seines erbberechtigten Bruders die Herrschaft übernehmen. Nach einer Bedenkzeit von acht Tagen im Kloster Maelmon lehnte er dieses Angebot ab. Er schloss sich einer Pilgergruppe an, mit der er nach Rom kam. Hier erhielt er aufgrund seines Verständnisses für geistliche Dinge den Rat, Theologie zu studieren. Im Jahre 637 wurde er zum Priester geweiht. Sieben Jahre lang wirkte der heilige Jodok am Hofe des Grafen Haymo von Ponthieu als Kaplan. 644 zog er in eine Einöde. 655 kam Jodok nach Runiak, wo er eine Einsiedelei zu Ehren des heiligen Martin baute. Daraus ging später die berühmte Benediktinerabtei St. Josse sur Mer hervor. Der heilige Jodok starb im Jahre 669. In der Folgezeit pilgerten viele Menschen zum Grab des heiligen Jodok. Im 13. Jahrhundert war seine Verehrung über ganz Europa verbreitet.

St. Jodok-Kirche in Tännesberg

Am Eingang des Tännesberger Waldes auf der linken Seite befindet sich die Wallfahrtskirche St. Jodok. Schon seit ihrem Bau im Jahre 1019 pilgerten Bauern aus der Umgebung zum hl. Jodok. Sie suchten Hilfe gegen Krankheiten und Seuchen. Nachdem die Kirche im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) zerstört worden war, konnte sie 1689 in der heutigen Form geweiht werden. Die Flache Decke ist kassettenartig mit Holz gearbeitet. Vergoldete Rosetten verzieren sie. Barocke Altäre befinden sich im Innenraum der Kirche. Auf dem Hochaltarbild ist das Einsiedlerleben des hl. Jodok dargestellt.[2]

Der rechte Seitenaltar schildert die Taufe Jesu im Jordan. Davor ist ein Brustbild des Pferdepatrons St. Quirin von Neuß angebracht. Im Altarbild des linken Seitenaltars sieht man den hl. Sebastian von Pfeilen durchbohrt, über dem sich der Himmel öffnet und Christus und Maria, die Königin der Märtyrer, den Sterbenden begleiten. Der hl. Rochus wird durch Engel von seiner Pestbeule geheilt.

Zwischen den beiden Pestheiligen erkennt man im Hintergrund eine seltene Ansicht von Tännesberg aus dem Jahre 1680. Das „Wiener Pestkreuz“ aus dem Jahre 1690 zeigt, wie bekannt der Wallfahrtsort Tännesberg im Mittelalter war. Als in diesem Jahr die Pest in Wien ausbrach, machten sich Pilger auf den Weg, um Hilfe zu erbitten. Kaum angekommen, erhielten sie die Nachricht, dass die Pest aufgehört habe. Aus Dankbarkeit ließen die Pilger dieses Prozessionskreuz zurück.[3] In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts drohte die Kirche langsam zu zerfallen. Durch großzügige Spenden und viele Hand- und Spanndienste gelang es, das Gotteshaus zu renovieren. Am Kirchweihfest [4] 1976 wurde Sankt Jodok wieder eingeweiht.

Viehseuche in Tännesberg

Im Jahre 1796 hatte eine Viehseuche mit verheerenden Folgen den Markt Tännesberg heimgesucht. In kürzester Zeit raffte sie um die 200 Tiere dahin. In dieser fast aussichtslosen Situation pilgerten die Menschen zur Jodokkirche in Tännesberg. Leonhard Paritus (Zeugmacher), brachte nach Ausbruch der Krankheit die erste Kuh durch. Nach und nach verschwand die Seuche. Das war die Geburtsstunde des Jodok-Rittes.

St. Jodok-Ritt

Die Tännesberger Bürgerinnen und Bürger gelobten, zur Wallfahrtskirche St. Jodok zu ziehen. Bis zum Jahre 1866 [5] wurde das Gelübde erfüllt. Aus bisher nicht geklärten Gründen kam es dann aber zu einem Verbot des Jodokritts. Im Jahre 1950 lebte die Tradition unter Geistlichem Rat Friedrich Reichl und Heimatpfleger Karl Eckl wieder auf.

Heute findet dieses kirchliche Ereignis in Verbindung mit einem weltlichen Fest statt.

Die Symbole der Ritter

  1. Kreuzritter und Fahnenreiter: die Paulsdorfer, einstige Burgherren von Tännesberg (schwarze Kleidung mit Kreuz und Fahnen)
  2. Georgenritter: Symbol der Standhaftigkeit (weißer Umhang)
  3. Martinsritter: erinnert an den heiligen Martin, Symbol für Großzügigkeit (blauer Umhang)
  4. Feuerritter: Tännesberg wurde von drei großen Brandkatastrophen heimgesucht (1726 / 1796 / 1826) (roter Umhang)
  5. Wappenritter: die Paulsdorfer dienten ihrem Landesherren (mit bayerischem Wappenschild)
  6. Pestritter: erinnern an die Pest, die in Tännesberg mehrmals ausbrach (Kettenhemden und schwarzer Umhang)
  7. Marktrichter / Marktschreiber: Verleihung der Marktrechte an Tännesberg im Jahre 1412 (schwarze Haube mit Marktstandarte)
  8. Heroldsreiter: überbrachten in früheren Zeiten Nachrichten und Meldungen (bunte Baretts, Wams in roter Farbe)
  9. weitere Reiter: Bürger und Bauern von Tännesberg
  10. Wagen mit dem Allerheiligsten: Priester fährt mit dem Allerheiligsten
  11. Pilgerzug mit Kreuz: erinnert an Pilger, die zur Kirche St. Jodok in Tännesberg pilgerten.

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Jodokus_Jobst.htm Ökumenisches Heiligenlexikon
  2. Braun, Joseph, Tracht und Attribute der Heiligen in der Kunst, Stuttgart 1943
  3. Katholisches Pfarramt Tännesberg (Hrsg.), Tännesberg, Pfarrkirche St. Michael, Wallfahrtskirche St. Jodok, Broschüre, 16 Seiten, 1984
  4. Broschüre Kath. Pfarramt Tännesberg
  5. http://www.jodokritt.de/Geschichte.htm Internetseite des „Fördervereins St. Jodokritt“, Tännesberg

Literatur

  • Katholisches Pfarramt Tännesberg, Pfarrkirche St. Michael, Wallfahrtskirche St. Jodok, Broschüre (16 Seiten), 1984
  • Rich. Hoffmann, Georg Hager, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VIII Bezirksamt Vohenstrauss, München 1907
  • Georg Hager, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VII Bezirksamt Oberviechtach, München 1906
  • Dieter Bernd, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 39, Vohenstrauß, München 1977, ISBN 3-7696-9900-9
  • Karl-Otto Ambronn: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Heft 3, Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der Oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, München 1982, ISBN 3-7696-9932-7

Weblinks

 Commons: Sankt Jodokritt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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