Wallfahrtskirche St. Jodok (Tännesberg)

Wallfahrtskirche St. Jodok (Tännesberg)
St. Jodokritt in Tännesberg (2011)
Sankt Jodokkirche
Sankt Jodokkirche (Innenansicht)

St. Jodok ist eine Kirche im Markt Tännesberg im Süden des Oberpfälzer Landkreises Neustadt a.d.Waldnaab. Sie ist eine Wallfahrtskirche in der gleichnamigen katholischen Kirchengemeinde, die dem Dekanat Leuchtenberg des Bistums Regensburg angehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1019 ließ Johann von Paulsdorf die Kapelle Jobst, die heutige Wallfahrtskirche St. Jodok errichten, die sich am Eingang des Tännesberger Waldes befindet. Schon seit ihrem Bau pilgerten Bauern aus der Umgebung zum Hl. Jodok. Sie suchten Hilfe gegen Krankheiten und Seuchen. Wahrscheinlich war sie früher Pfarrkirche [1]. Nach der Befestigung des Ortes Tännesberg mit einer Ringmauer, wurde die Kirche im Ort erbaut. Im Jahre 1300 ist erstmals die Pfarrei Tännesberg genannt [2]. Nachdem die Kirche im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) zerstört worden war, konnte sie 1689 in der heutigen Form geweiht werden. In den 1950er Jahren des letzten Jahrhunderts drohte die Kirche langsam zu zerfallen. Durch großzügige Spenden und viele Hand- und Spanndienste gelang es, das Gotteshaus zu renovieren. Am Kirchweihfest [3] 1976 wurde Sankt Jodok wieder eingeweiht.

Bauwerk

Der Altarraum ist eingezogen mit Joch und dreiseitigem Schluss. Das Tonnengewölbe der Kirche hat Stichkappen. Das Langhaus hat eine kassettierte Holzdecke[4]. Vergoldete Rosetten verzieren sie. An der Westseite des Bauwerks befindet sich ein Dachreiter mit Kuppel, die Sakristei ist auf der Südseite des Chors. Die Empore ist aus Holz und mit Abbildungen der Apostel verziert.

Ausstattung

Barocke Altäre befinden sich im Innenraum der Kirche. Der Hochaltar hat gedrehte, rebenumwundene Säulen und seitlich herabfallendes, reich geschnitztes Kartuschen- und Rankwerk[5]. Auf dem Hochaltarbild ist das Einsiedlerleben des Hl. Jodok dargestellt[6]. Der rechte Seitenaltar schildert die Taufe Jesu im Jordan. Davor ist ein Brustbild des Pferdepatrons St. Quirinus von Neuss, eines der Vier Marschälle Gottes, angebracht. Im Altarbild des linken Seitenaltars sieht man den hl. Sebastian von Pfeilen durchbohrt, über dem sich der Himmel öffnet und Christus und Maria, die Königin der Märtyrer, den Sterbenden begleiten. Der hl. Rochus wird durch Engel von seiner Pestbeule geheilt. Zwischen den beiden Pestheiligen erkennt man im Hintergrund eine seltene Ansicht von Tännesberg aus dem Jahre 1680. Das Bild auf dem Marienaltar an der Nordseite von St. Jodok ist eine Kopie des Gnadenbildes Maria-Hilf in Amberg. Es trägt die Inschrift: Fec. Anton Altman Ambergae 24. Juni 1802[7].

„Wiener Pestkreuz“

Das „Wiener Pestkreuz“ aus dem Jahre 1690 zeigt, wie bekannt der Wallfahrtsort Tännesberg im Mittelalter war. Als in diesem Jahr die Pest in Wien ausbrach, machten sich Pilger auf den Weg, um Hilfe zu erbitten. Kaum angekommen, erhielten sie die Nachricht, dass die Pest aufgehört habe. Aus Dankbarkeit ließen die Pilger dieses Prozessionskreuz zurück.[8]

St. Jodok

Der Heilige Jodok [9] entstammte einem französischen Fürstengeschlecht und wurde Anfang des 7. Jahrhunderts geboren. Nach dem Tod seiner Eltern sollte der Heilige Jodok an Stelle seines erbberechtigten Bruders die Herrschaft übernehmen. Nach einer Bedenkzeit von acht Tagen im Kloster Maelmon lehnte er dieses Angebot ab. Er schloss sich einer Pilgergruppe an, mit der er nach Rom kam. Hier erhielt er aufgrund seines Verständnisses für geistliche Dinge den Rat, Theologie zu studieren. Im Jahre 637 wurde er zum Priester geweiht. Sieben Jahre lang wirkte der Heilige Jodok am Hofe des Grafen Haymo von Ponthieu als Kaplan. 644 zog er in eine Einöde. 655 kam Jodok nach Runiak, wo er eine Einsiedelei zu Ehren des heiligen Martin baute. Daraus ging später die berühmte Benediktinerabtei St. Josse sur Mer hervor. Der Heilige Jodok starb im Jahre 669. In der Folgezeit pilgerten viele Menschen zum Grab des Heiligen Jodok. Im 13. Jahrhundert war seine Verehrung über ganz Europa verbreitet.

St.-Jodok-Ritt

Der Jodok-Ritt ist eine Wallfahrt mit Pferden und zählt zu den größten in Bayern. Die Tännesberger Bürgerinnen und Bürger gelobten, zur Wallfahrtskirche St. Jodok zu ziehen. Bis zum Jahre 1866 [10] wurde das Gelübde erfüllt. Aus bisher nicht geklärten Gründen kam es dann aber zu einem Verbot des Jodokritts. Im Jahre 1950 lebte die Tradition unter Geistlichem Rat Friedrich Reichl und Heimatpfleger Karl Eckl wieder auf. Heute findet dieses kirchliche Ereignis in Verbindung mit einem weltlichen Fest statt.

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. Katholisches Pfarramt Tännesberg, Pfarrkirche St. Michael, Wallfahrtskirche St. Jodok, Broschüre, S. 2
  2. Dieter Bernd, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 39, Vohenstrauß, München 1977, S. 71
  3. Broschüre Kath. Pfarramt Tännesberg
  4. Rich. Hoffmann, Georg Hager, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VIII Bezirksamt Vohenstrauss, S. 93
  5. Rich. Hoffmann, Georg Hager, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VIII Bezirksamt Vohenstrauss, S. 93
  6. Braun, Joseph, Tracht und Attribute der Heiligen in der Kunst, Stuttgart 1943
  7. Rich. Hoffmann, Georg Hager, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VIII Bezirksamt Vohenstrauss, S. 93
  8. Katholisches Pfarramt Tännesberg (Hrsg.), Tännesberg, Pfarrkirche St. Michael, Wallfahrtskirche St. Jodok, Broschüre, 16 Seiten, 1984
  9. http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Jodokus_Jobst.htm Ökumenisches Heiligenlexikon
  10. http://www.jodokritt.de/Geschichte.htm Internetseite des „Fördervereins St. Jodokritt“, Tännesberg

Literatur

  • Katholisches Pfarramt Tännesberg, Pfarrkirche St. Michael, Wallfahrtskirche St. Jodok, Broschüre (16 Seiten), 1984
  • Rich. Hoffmann, Georg Hager, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VIII Bezirksamt Vohenstrauss, München 1907
  • Dieter Bernd, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 39, Vohenstrauß, München 1977, ISBN 3-7696-9900-9

Weblinks

 Commons: Wallfahrtskirche St. Jodok (Tännesberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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