Santa Maria dei Sette dolori

Santa Maria dei Sette dolori
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Maria
Weihetag: 16. November 1670
Anschrift: Via Garibaldi, 27
00153 Roma
Die mittleren Achsen und der rechte Teil der unvollendeten Fassade, das rechte „Türmchen“ stammt wohl nicht aus Borrominis Plänen

Santa Maria dei Sette dolori ist eine Kirche in Rom. Sie entstammt im Wesentlichen dem 17. Jahrhundert und ist Klosterkirche. Bekannt ist sie für die ungewöhnliche und nicht vollendete Fassade sowie für die wohl auf antike Vorbilder zurückgehenden Architekturteile im Inneren.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt im XIII. römischen Rione Trastevere etwa 100 Meter nördlich der Kirche San Pietro in Montorio mit dem berühmten Tempietto di Bramante.

Baugeschichte

Die Frau des Herzogs von Latera, Camilla Virginia Savelli Farnese, gründete im Jahr 1641[1] den Orden der Augustiner-Oblatinnen von den sieben Schmerzen der seligsten Jungfrau[2]. Vom Namen des Ordens hat die Kirche auch ihren Beinamen. Bestätigt wurde der neue Orden von Papst Alexander VII. 1663.[3] Noch im Jahr der Gründung erwarb die Herzogin das Land für den Bau von Kirche und Kloster, später erbte sie weitere Häuser an dieser Stelle. Ab 1642/43 wurde der Klosterkomplex errichtet, mit dem Bau beauftragt wurde Francesco Borromini. Er lieferte allerdings nur die Entwürfe, die eigentliche Bauausführung vor Ort übergab er Antonio del Grande.[2] Der erste Bauabschnitt unter seiner Leitung wurde bis 1649 ausgeführt. Die Kirche war bis auf Teile des Vestibüls,[2] die Portale und den rechten Zylinder der Fassade vollendet; auch waren im Inneren bereits die Stuckarbeiten ausgeführt[4]. Von den Entwürfen Borrominis sind zwei Zeichnungen erhalten. Sie befinden sich heute in der Albertina in Wien – Inventarnummern 645 und 642. Die zweite Bauphase wird von 1658 bis 1665 datiert. Ausführender Baumeister für diesen Abschnitt war Francesco Contini. In ihr wurden, bis auf die bis heute nicht vollendete Fassade, die noch fehlenden Bauteile ergänzt. Geweiht wurde die Kirche am 16. November 1670.[4] Die erste größere Restaurierung wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommen. Es folgten weitere 1845, 1928 bis 1929 sowie 1949 und 1958 bis 1960. Bei der Restaurierung 1845 wurde die Kirche im Inneren neu ausgemalt. Dabei ging die für Borromini an sich typische, klare weiße Monochromie des Innenraumes verloren.[5]

Fassade

Borrominis Entwurf für die linke und mittlere Fassadengestaltung des unteren Geschosses, heute in der Albertina in Wien, Inventarnummer 645

Es existiert noch eine Entwurfszeichnung für die Fassade, allerdings auch nur für den unteren Teil, so dass nicht nachvollzogen werden kann, wie Borromini den oberen Teil der Fassade geplant hatte. Dass die Fassade verputzt werden sollte, wird mittlerweile kaum noch bezweifelt.[5] Die Fassade aus Ziegelmauerwerk ist in sieben Achsen gegliedert und zweigeschossig. Die beiden äußeren Achsen enthalten konvexe „Türmchen“, vom rechten ist nicht bekannt, ob dieser ursprünglich von Borromini geplant war. Sein Portal führt auch nicht die Kirche beziehungsweise das Vestibül, sondern in das Klausurgebäude des Klosters. Die beiden äußeren der mittleren drei Achsen sind im Untergeschoss hochgesockelt und konkav aus der Wand gestellt. Sie werden von einfachen Pilastern gegeneinander abgegrenzt, die Flächen sind durch Nischen weiter strukturiert. Die Fassade ist stark vertikal betont, die kleinen Gesimse bringen nur wenig Betonung in die horizontale Gliederung.[6] Der mittlere Teil der Fassade enthält das Portal, ein von einem Segmentbogen überfangenes Fenster mit der Türe darunter. Diese Gestaltung geht möglicherweise auf Borromini zurück, ausgeführt hat er das Portal nicht, sondern erst 1665 der Sohn Francesco Continis, Giovanni Battista Contini. Auf der erhaltenen Skizze hierzu ist das Portal allerdings nur angedeutet.

Der obere Teil der Fassade blieb ohne jegliche Gestaltung, nur die jeweils beiden äußeren, die durch die konkave Gestaltung des Untergeschosses bedingt um 90 Grad verdrehten Eckpilaster sind weitergeführt. Borromini plante ursprünglich nur zwei Fenster, das der Mittelachse und des linken Turmes.[7] Alle anderen Fenster sind spätere Hinzufügungen, die dem ursprünglichen Sinn der Gestaltung der Fassade, nämlich die Strenge des Ordens in der Fassade zu betonen,[7] zuwiderlaufen. Walter Buchowiecki bemerkt zur Fassade insgesamt: „Dieses Element einer konvexen Form (Anm.: gemeint ist der linke „Turm“) vor konkavem Hintergrund nimmt Pietro da Cortonas Lösung in Santa Maria della Pace ... sowie Berninis in Sant'Andrea al Quirinale ... um mehr als ein Jahrzehnt voraus[8].

Borrominis Detailstudie für die Eingangs- bzw. Chorwand, Wien, Albertina, Inventarnummer 642

Inneres

Der eigentliche Kirchenraum liegt, es gibt in Rom zwei weitere Beispiele dafür – das Oratorium des Hl. Filippo Neri und Re Magi, die Kapelle des Palazzo di Propaganda Fide – parallel zur Fassade. Daher führt das Portal der Mittelachse zunächst in das Vestibül. Die Grundform dieses Raumes ist ein Achteck, vier Seiten sind jeweils Ausgänge zur Kirche beziehungsweise anderen Räumen, die übrigen vier Seiten sind als Halbkreisnischen ausgeführt. Borromini nahm sich offensichtlich den Mittelsaal der sogenannten Kleinen Thermen der Villa Adriana für diese Gestaltung zum Vorbild.[7] Er war wohl mit den Kartierungen von Francesco Conti ab 1634 über diese Anlage vertraut.[8] Das Vestibül enthält ein Deckenfresko, es stellt Engel mit Spruchbändern dar, in die Seiten sind Schränke aus Nussholz eingestellt.

Der Kirchenraum ist einschiffig und über einem langgezogenen Rechteck konstruiert, die Ecken sind, typisch für Borromini, halbgerundet. Der Raum wird von einem flachen Tonnengewölbe gedeckt und enthält an den Seiten jeweils eine Seitenkapelle sowie die Chorkapelle. Gegliedert wird der Raum von Dreiviertelsäulen mit Kompositkapitellen. Bemerkenswert ist das Gebälk. Borromini lässt es nicht durch die Seitenkapellen oder die Ausgänge unterbrechen, sondern klappt es an den entsprechenden Stellen nach Art eines „syrischen Bogens“[7] nach oben um und lässt es durchlaufen. Auch hierfür kann es antike Vorbilder gegeben haben, genannt werden der Canopus der Hadriansvilla, aber auch der Hadrianstempel von Ephesos oder das Triklinium des Diokletianspalastes in Split[9]. Die Wirkung des Gebälks ist die einer Klammer des Raumes und wird als Vorbild für die Gestaltung von San Carlo alle Quattro Fontane gesehen.[7]

Die ursprüngliche reinweiße und weiß stuckierte Gestaltung des Raumes ist durch die Ausmalungen und Marmorierung des Gebälks sowie die Verkleidung der Säulen mit einer Art Marmorersatz im 19. Jahrhundert auf „fatale Weise“[10] völlig verlorengegangen. Auch die ursprüngliche Lichtgebung ist durch die zusätzlichen Fenster sehr verändert.

Der linke Altar enthält das Bild Der Hl. Augustinus mit einem Kind am Strand, es wurde von Carlo Maratta[11] um 1655 geschaffen, genannt wird ein Zeitraum zwischen 1652 und 1657[12]. Es ist insoweit einzigartig, als es die einzige bislang bekannte Darstellung des Heiligen ist, bei der er nicht im Ornat eines Bischofs, sondern in schlichter Mönchskleidung dargestellt ist.[12]

Der Hochaltar enthält die Reliquien des Hl. Cäsarius, eines möglicherweise aus Terracina stammenden Christen. Er soll unter Kaiser Nero sein Martyrium erlitten haben.[13].

Auf der linken Seite der Kirche befindet sich noch das Grabdenkmal für die Stifterin und ihren Mann, ein Sarkophag aus rotem Stuckmarmor, der Porphyr imitieren soll. Er enthält ein Portrait der Herzogin.

Öffnungszeiten

Die Kirche ist, da sie Klosterkirche ist, normalerweise nicht öffentlich zugänglich.

Literatur

  • Walter Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms. 1. Band. Brüder Hollinek, Wien 1967.
  • Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart, London 1997, ISBN 3-930698-59-5.
  • Ursula Verena Fischer Pace: Kunstdenkmäler in Rom. 2 Bände. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988.

Einzelnachweise

  1. Fischer Pace: Kunstdenkmäler in Rom, S. 389.
  2. a b c Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom, S. 214.
  3. Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 683.
  4. a b Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 684.
  5. a b Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 685.
  6. Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 686.
  7. a b c d e Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom, S. 215.
  8. a b Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 687.
  9. Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 689, der allerdings davon ausgeht, dass nicht bewiesen ist, ob Borromini diese Gebäude kannte.
  10. Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 689.
  11. Fischer Pace: Kunstdenkmäler in Rom, S. 390.
  12. a b Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 692.
  13. Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms, S. 691.
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