Scharpenberg (Adelsgeschlecht in Lauenburg)

Scharpenberg (Adelsgeschlecht in Lauenburg)
Das Wappen der Scharpenbergs
Überreste der Burg Linau

Scharpenberg oder Scarpenbergh war ein mittelalterliches Rittergeschlecht, das an verschiedenen Standorten im Lauenburgischen nachgewiesen ist. Bekannt sind die Raubritter auf Burg Linau.

Zum Ausgang des Mittelalters hatten viele Ritter auch im Norden Deutschlands feste Burgen gebaut. Ein solche feste Burg befand sich vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Jahre 1349 in Linau bei Trittau im Besitz der Raubritter von Scharpenberg. Dieses Geschlecht wird nicht nur in der lauenburgischen Geschichte oft erwähnt. Etwa um das Jahr 1400 herum besaßen die Scharpenbergs auch die Grander Mühle, eine von Deutschlands Wassermühlen.

Die Burg Linau war besonders gut befestigt. Nach den noch vorhandenen Grundmauern des Turms zu schließen, waren diese über zwei Meter dick, bestehend aus unbehauenen Findlingen, verbunden mit Segeberger Kalk. Der Oberbau bestand vermutlich aus Ziegelsteinen, von denen noch Reste unter der Erdoberfläche zu finden sind. Der Burgplatz wird etwa 500 x 100 Meter groß gewesen sein, ohne die Wirtschaftsgebäude, die etwas weiter entfernt gelegen haben müssen. Die eigentliche Burg lag auf einer Anhöhe von etwa 3 1/2 Metern. Der Burggraben, von dem noch heute ein Stück zu sehen ist, stand mit der Bille in Verbindung. Die Burg gestattete einen guten Ausblick über die alte Landstraße Hamburg-Lübeck, so dass die Scharpenbergs von der Höhe der Burg die vorüberziehenden Reisenden und Kaufleute gut beobachten konnten.

Unter den damaligen Raubrittern waren die von Scharpenberg besonders berüchtigt und gefürchtet. Ihre Raubzüge dehnten sie bis in die Gegend von Hamburg aus. Wie sehr auch die Hamburger unter ihren Räubereien zu leiden hatten, geht aus einer Urkunde im Lübecker Urkundenbuch 2 Seite 912 hervor, in der es heißt:

„… dat se roveden ere dorpe, alse Bernebeke (Barmbek), Barlebesbuthle (Barsbüttel), Jelevelde (Jenfeld) und Henniscevelde (Hinschenfelde) dar se nomen scolen hebben : 58 ossen unde Koyge, 85 Scap, theghen unde swyn unde vortmer thu Hersloh (Hasloh), Hummersbüthle (Hummelsbüttel), Wedele und Rellinghe (Rellingen), und wen ere borghere guenen unde volgheden thu der Linowe na erne gueke unde have de en afgeroved weren, dat en dar nen antworde en wart mer guade wort unde grote sleghe.“

– das heißt, wenn die Bürger ihrem Vieh nach Linau folgten und es zurückzuholen versuchten, wurden sie unter Schlägen abgewiesen.

Darstellung durch das Landesamt für Früh- und Vorgeschichte von Schleswig-Holstein

Um den Räubereien der Scharpenbergs ein Ende zu machen, vereinigten sich im Jahre 1291 die wendischen Fürsten und Städte einerseits und die Herzöge von Lauenburg andererseits zu einem Bündnis, in welchem beschlossen wurde, die lauenburgischen Raubburgen, insbesondere die von Linau, anzugreifen und zu zerstören, was auch geschah, aber wohl nicht gründlich genug. Der Friede wurde zu Deitzow geschlossen. In diesem Vertrag war ausgemacht, dass die unterlegenen Raubritter ihre Burgen selbst schleifen sollten. Dies hinderte die Scharpenbergs jedoch nicht, ihre Burg kurz entschlossen wieder aufzubauen und ihr altes Handwerk zum Schrecken der gequälten Bevölkerung fortzusetzen.

Darauf zog im Jahre 1312 Graf Gerhard II. gegen die Burg Linau und beschoss sie mit Bliden, musste aber unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Burg widerstand allen Angriffen und Beschießungen.

14 Jahre später, 1326, erbaute Graf Johann der Milde nahe der holsteinischen Grenze das Schloss Trittau zur Abwehr gegen die Linauer und legte eine Besatzung dorthin. Es kam in Borstorf zum Kampf, aus welchem zwar Graf Johann als Sieger mit vielen Gefangenen und reicher Beute hervorging, aber die Raubzüge der Linauer wurden weiterhin geführt.

Auch ein Angriff der Hamburger und Lübecker im Jahre 1338 auf die Burg Linau war vergeblich.

Im Jahre 1344 versuchten die Herzöge von Lauenburg, Erich der Ältere und der Jüngere, auf gütlichem Wege die Scharpenbergs unschädlich zu machen, indem sie den Brüdern Heino und Lüdeke die Burg Linau abkauften. Die Scharpenbergs siedelten darauf nach Schloss Dartsingen (jetzt Amt Neuhaus) an der Elbe über und trieben von dort aus weiterhin ihr Unwesen. Schließlich besaßen sie sogar die Kühnheit, sich im Bündnis mit Heinecke von Brocksdorf wieder ihres alten Stammsitzes zu bemächtigen ihre Räubereien von hier aus fortzusetzen.

Im Jahre 1349 jedoch wurde den Scharpenbergs, nachdem sie sich also etwa 70 Jahre lang behauptet hatten, endgültig das Handwerk gelegt. Die Grafen Gerhard und Johann von Holstein, Adolf von Schaumburg, Herzog Erich von Lauenburg sowie die Lübecker und Hamburger taten sich zu einem Bündnis zusammen, um gemeinsam dem Feind zu Leibe zu gehen. Drei Wochen lang belagerten sie die Burg Linau. Die Hamburger und Lübecker hatten allein 2500 Mann aufgebracht.

Obwohl die Scharpenbergs sich sehr gut verproviantiert hatten, konnten sie dieser Übermacht nicht standhalten. Nachdem die Hamburger Verstärkung geschickt hatten ergaben sich die Scharpenbergs am 23. September des Jahres 1349. 1500 Hamburger und Lübecker brachen die Mauern und den Turm ab, so dass die Feste Linau dem Erdboden gleich gemacht wurde. Die Grundmauern des Turmes jedoch sind noch heute vorhanden. Die Scharpenbergs blieben aber nach ihrer Niederlage im Besitz der Linauer Ländereien.

1354 stellten die Brüder Lüdeke und Hermann von Scharpenberg Schadenersatzansprüche an die Stadt Hamburg, „um allerlei Streitigkeiten willen, dass die Linau gebrochen ward.“ Ihre Forderungen wurden jedoch abgewiesen.

100 Jahre nach Zerstörung der Burg verpfändete Volrad von Scharpenberg den „Hof tho Linow, dat dorp darsulvest und das dorp tho Wentorpe nebst der Feldmark tho Ekenhorst“ für 2400 Thaler an den Herzog Bernhard zu Sachsen-Lauenburg auf 20 Jahre. Im Jahre 1471 verkauften die Scharpenbergs alles an den Herzog Johann IV. Sie blieben auch ferner im Lauenburgischen ansässig und widmeten sich der Landwirtschaft.

Von der ehemaligen Burg Linau sind noch Überreste zu sehen. Nach einer Lokalsage sind auf dem Burgplatz noch eine goldene Wiege und eine goldene Kette, die dreimal um den „Wischhof“ reicht, vergraben.

Fiktive Mitglieder des Adelsgeschlechts Scharpenberg

Im Roman „Die Hakima“ von Kari Köster-Lösche (1994 München) taucht ein Ritter Everard Scharpenberg als Schurke auf. Die Geschichte spielt Anfang des 13. Jahrhunderts unter anderem in Lübeck und Umgebung.

Der Roman „Die Herren von Scharpenberg“ von Erika Petersen (1985 Hamburg) trägt den Namen der Adelsfamilie gleich im Titel. Diese Geschichte spielt Anfang des 16. Jahrhunderts in Holstein, lange Zeit nach der endgültigen Zerstörung der Burg Linau im Jahr 1349. Ein (fiktives) Mitglied der Familie und Hauptfigur des Romans, Sievert von Scharpenberg, spielt darin eine Rolle bei der Schaffung des Bordesholmer Altars durch den Bildhauer Hans Brüggemann. In dem Buch wird auch über die vergangene Raubritterzeit erzählt. Einige der dabei erwähnten Mitglieder der Ritterfamilie Scharpenberg sind anscheinend historisch.


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