- Christen der Türkei
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Die Christen in der Türkei leben auf heutigem türkischen Gebiet bereits seit 2000 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung und Anzahl
Sie sind seit Anfang des 21. Jahrhunderts nur noch etwa 100 000 Personen und stellen weniger als 1 % der Bevölkerung des Landes dar.
Sie zählten Ende des 19. Jahrhunderts noch mehr als zwei Millionen (und ein Viertel der Bevölkerung auf dem gebiet der heutigen Türkei). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Windschatten des Ersten Weltkriegs, wurden Hunderttausende Christen von den Osmanen ermordet. Die Nachkommen der wenigen verbliebenen Christen leben vorwiegend in Istanbul (griechisch-orthodoxe, armenische und assyrische Christen), im Tur Abdin (meist syrisch-orthodoxe Christen) sowie im Südosten in der Provinz Hatay um die altkirchliche Patriarchenstadt Antiochia (heute Antakya) (orthodoxe Christen). Diese Provinz war bis in die 1920er Jahre syrisches Gebiet.
Aktuelle Lage
Die derzeitige Lage der Christen in der Türkei gilt als desolat. Menschenrechtsorganisationen verfolgen die Lage der türkischen Christen kritisch.[1] Christen dürfen für ihre Gemeinschaft keine Kirchen (oder andere Gebäude) bauen. [2] Das öffentliche Bekenntnis zum Christentum gilt als Störung der öffentlichen Ordnung. [3] Der Lausanner Vertrag von 1923 gestand den Christen und Juden allerdings bestimmte, wenn auch dünne, Kollektivrechte zu. Demnach sind lediglich die Griechisch-Orthodoxe Kirche und die Armenisch-Apostolische Kirche als christliche Konfessionen anerkannt. Der Lausanner Vertrag wurde jedoch nach und nach durch türkische Gesetze ausgehöhlt, sodass die Minderheiten von ihren Rechten kaum Gebrauch machen können. Es ist eine vermehrte antichristliche Haltung in der türkischen Gesellschaft zu spüren. Anschläge auf Christen (auch auf Ausländer) sowie auf christliche Gebäude, hauptsächlich verursacht durch nationalistische Kreise wie den Grauen Wölfen, nehmen zu.[4]
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) kritisierte Ende 2005, dass sich die Lage der religiösen Minderheiten seit dem EU-Beschluss für Beitrittsverhandlungen eher verschlechtert habe. Unter anderem sei es der Regierung Erdoğan auch 2004 nicht gelungen, Angriffe auf Christen und Kirchen zu verhindern. Des weiteren hätte die Türkei einige Zusagen an die christlichen Gemeinden nicht erfüllt. Weiter wird das harte Vorgehen gegen Autoren, Bürgerrechtler und Journalisten verurteilt, die sich um eine Aufklärung des Völkermordes an den Armeniern zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühen.
2006 startete die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte einen internationalen Appell unter dem Motto „Türkei: Erst die Christen vertreiben, dann in die EU?“ Darin fordert die IGFM nochmals den EU-Ministerrat auf „angesichts der negativen Entwicklung in der Türkei eine deutliche Klärung der Vorgänge in der Türkei zu verlangen und konsequent auf der Erfüllung der Kopenhagener Kriterien zu bestehen“. Der Patriarch Bartholomäus I., das Ehrenoberhaupt der rund 250 Millionen orthodoxen Christen bestätigt, dass sich die Lage der Christen in der Türkei „vom Schlechten zum Schlechteren“ wende.[5]
Christliche Gemeinschaften
Kirchen des byzantinischen Ritus
- Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel : Istanbul (Konstantinopel) ist der Sitz des ranghöchsten Bischofs der Orthodoxen Kirchen, des Ökumenischen Patriarchen. Neben ihm gibt es eine kleinere Anzahl residierender Bischöfe von Diözesen auf türkischem Territorium sowie eine größere Zahl von Titularbischöfen.
- Rum-Orthodoxe Kirche : Die türkische Provinz Hatay mit der Stadt Antiochia gehört nicht zum kanonischen Territorium des Ökumenischen Patriarchats, sondern zum Patriarchat Antiochien. Die Mehrheit der örtlichen Orthodoxen sind arabischsprachig. Der Patriarch von Antiochien residiert in Damaskus (Syrien).
- Türkisch-Orthodoxes Patriarchat : Die Türkisch-Orthodoxe Kirche wurde aus dem Willen geboren, eine türkische Nationalkirche zu schaffen. Sie ist zahlenmäßig nicht bedeutend und steht außerhalb der Gemeinschaft der kanonischen Orthodoxie.
Die Armenischen Kirchen
- Armenische Apostolische Kirche : 35 Kirchen in Istanbul und seiner Region, andere Kirchen in Kayseri, Diyarbakır, Derik, İskenderun, Vakifli Koyu und Kırıkhan. Siehe: Patriarchat von Konstantinopel der Armenischen Apostolischen Kirche
- Armenisch-Katholische Kirche : 3 Kirchen in Istanbul und seiner Region.
- Armenisch-Evangelische Kirche : 3 Kirchen in Istanbul und seiner Region.
Kirchen mit syrischem Ritus
Siehe auch: Aramäer in der Türkei
- Syrisch-Orthodoxe Kirche
- Assyrische Kirche des Ostens
- Syrisch-katholische Kirche: Syrisch-katholisches Patriarchat von Antiochia
- Chaldäisch-Katholische Kirche
Die Römisch-Katholische Kirche
Die Römisch-katholische Kirche in der Türkei zählt 6 Diözesen verschiedener Riten:
- Lateinischer Ritus: Apostolisches Vikariat Istanbul, Apostolisches Vikariat Anatolien, Erzbistum İzmir
- Armenischer Ritus: Erzeparchie Istanbul
- Chaldäischer Ritus: Erzeparchie Diyarbakır
- Byzantinischer Ritus: Apostolisches Exarchat von Istanbul
Siehe auch
Belege
- ↑ Christliche Minderheiten der Türkei
- ↑ [tt_news=69388&tx_ttnews[backPid]=18&cHash=a5e6ea558d Moscheen und Kirchen]
- ↑ Rechtsstatus der türkischen Christen
- ↑ Situation der Christen in Regionen der Türkei
- ↑ Internationale Gesellschaft für Menschenrechte
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