Christer Strömholm

Christer Strömholm

Christer Strömholm (* 22. Juli 1918 in Stockholm; † 11. Januar 2002 ebenda) war ein schwedischer Fotograf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Kampf im Widerstand

Christer Strömholms Vater war Offizier in der schwedischen Armee. 1924 ließen sich seine Eltern scheiden. Beide verheirateten sich bald darauf neu. Christer lebte abwechselnd in der Familie seiner Mutter und der seines Vaters. Sein Vater wurde an wechselnden Orten in Schweden, Rumänien und Polen stationiert. 1934 beging der Vater Selbsttötung.

1935 war Christer Strömholm als Austauschstudent bei einer Familie in Morungen und lernte die deutsche Sprache. 1937 nahm er ein Studium an der Kunstschule von Waldemar Winkler auf. Beide gerieten in Streit über Paul Klee und andere Bauhauskünstler, der zum Zerwürfnis führte. Strömholm zog nach Paris um und unternahm von dort aus Reisen nach Italien, Monte Carlo, Marseille und das vom Bürgerkrieg erschütterte Spanien. Dort übernahm er Kurierdienste für die republikanische Seite.

Im Herbst 1938 kehrte er nach Schweden zurück, um bei Otte Sköld und Isaac Grünewald Malerei zu studieren. 1939–1940 nahm er auf sowjetischer Seite am sowjetisch-finnischen Winterkrieg teil. 1940–1945 kämpfte er in einer Gruppe schwedischer Widerstandskämpfer in Norwegen gegen die deutsche Besatzungsmacht und wirkte als Verbindungsmann für den norwegischen Widerstand in Stockholm.

Künstlerische Entwicklung zum Fotografen

Nach dem Krieg erarbeitete er sich die Fotografie als seine künstlerische Ausdrucksform. 1946–1956 studierte er an der Académie des Beaux Arts in Paris, verbunden mit Studienaufenthalten in Faenza und Florenz. Für das brasilianische Magazin Mania erstellte er Fotoreportagen und Porträts von bekannten Personen aus Kunst und Kultur.

1949–1954 war er Mitglied der von Otto Steinert geführten Gruppe fotoform. Unter dem Namen Christer Christian[1] nahm er an Ausstellungen der Gruppe teil. Bekannt wurde insbesondere die Ausstellung „Subjektive Fotografie“ 1951 in Saarbrücken.

Arbeitsthemen und Leitgedanken, 1954–1993

1954–1964 entstand seine Serie Dödsbilder (Todesbilder), 1956 gemeinsam mit Peter Weiss sein Film Ansikten i skugga (Gesichter im Schatten). An der Kursverksamheten in Stockholm, einer Fortbildungseinrichtung für Erwachsene, unterrichtete er Fotografische Gestaltung. Gemeinsam mit Tor-Ivan Odulf entwickelte er daraus die Schule Fotoskolan.

1956–1964 entstand seine Fotoserie von Transsexuellen an der Place Blanche in Paris. Seine fotografischen Leitgedanken legte er in den Werken available light (vorhandenes Licht), exposure moment (Augenblick der Aufnahme) und personal responsibility (persönliche Verantwortung) dar.

Bei Fox-Amphoux in der Provence kaufte er 1958 eine alte Ruine und richtete dort eine Dunkelkammer ein. 1959–1963 unternahm er Reisen nach Spanien, Japan, Indien, USA und Afrika.

Seine Bilder von 1964–1974 stellte er unter das Arbeitsthema Verkligheten (Die Wirklichkeit). 1974–1982 lautete sein Thema Privata Bilder (Private Bilder, 1982–1993 Tecken och Spår (Zeichen und Spuren). 1976 und 1977 schuf er eine Serie von surrealistischen Großformat-Polaroidbildern.

Sein Sohn Joakim drehte 1990–1993 für das schwedische Fernsehen über ihn das Filmporträt Blunda och se (Schließ die Augen und sieh).

Die späten Jahre

1993 wurde er durch das schwedische Kulturministerium zum Professor für Fotografie ernannt. 1993–1997 schrieb er sein Buch Kloka ord (Schlaue Worte). Sein Arbeitsthema in diesen Jahren lautete Golgatha.

1998 erhielt er den Hasselblad Foundation Award 1997 für Fotografie.

Am 11. Januar 2002 starb er nach langer Krankheit in Stockholm. Sein letztes Buch I befintligt ljus – ett fotografisk testamente (In vorhandenem Licht – Ein fotografisches Testament) konnte er nicht mehr wie geplant vollenden.

Filmwerke

  • 1956 Kamera und Regie in Ansikten i Skugga (Gesichter im Schatten), Kurzfilm; zusammen mit Peter Weiss
  • 1966 Hauptrolle in Myglaren (Der Intrigant), Fernsehfilm von Rune Hassner und Jan Myrdal
  • 1996 Blunda och se (Schließ die Augen und sieh), Portrait von Joakim Strömholm über seinen Vater

Literatur

Einzelnachweise

  1. Laut Website des Künstlers, Fassung vom 5. Dezember 2008. In Alfried Wieczorek; Claude W. Sui (Hrsg.): Weltstars der Photographie, S. 150 steht „Christer Christiansen“.

Weblinks


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