- Selez (Drohobytsch)
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Selez (Селець) Basisdaten Oblast: Oblast Lwiw Rajon: Rajon Drohobytsch Höhe: 342 m Fläche: 2,1 km² Einwohner: 164 (2001) Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner je km² Postleitzahlen: 82123 Vorwahl: +380 3244 Geographische Lage: 49° 27′ N, 23° 18′ O49.4523.3342Koordinaten: 49° 27′ 0″ N, 23° 18′ 0″ O KOATUU: 4621287803 Verwaltungsgliederung: 3 Dörfer Bürgermeister: Wolodymyr Krawez Adresse: вул. Перемоги 1
82123 с. СтупницяStatistische Informationen Selez (ukrainisch Селець; russisch Селець, polnisch Sielec) ist ein Dorf rund 13,5 km südöstlich von Sambir im Rajon Drohobytsch in der Oblast Lwiw in der westlichen Ukraine. Die Geschichte des Dorfes reicht mindestens bis Anfang des 16. Jahrhunderts zurück.
Selez bildet zusammen mit dem Dörfern Kotowane (Котоване) und Stupnyzja (Ступниця) die Landratsgemeinde Stupnyzja, nördlich des Ortes liegt die Gemeinde und der Wald von Side (Сіде), im Osten Horodyschtsche (Городище), im Süden Mokrjany (Мокряни) und im Westen Wilschanyk (Вільшаник). Geografisch liegt das Gebiet im Dniesterbecken, zwischen den Nebenflüssen Bystryzja und Czerchawa.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Dorf wurde erstmals im Jahre 1538 urkundlich in einem Dokument von 1559 erwähnt.[1] König Michael I. Korybut Wiśniowiecki etablierte die Pfarrei zwischen 1669 und 1673, zu dieser Zeit wurde eine königliche Kirche erbaut. Eine weitere Kirche mit ihrer eigenen Pfarrei für den lokalen polnischen Adel (szlachta) wurde später erbaut, beide Gemeinden existierten nebeneinander bevor sie später zusammengelegt wurden.
Während die Gegend Eigentum der Krone war, wurde der Familie Dżurdż zu einem unbekannten Zeitpunkt die Hälfte davon als Lehen gegeben. Um 1650 verlieh König Johann II. Kasimir dem Kosaken-Ataman Skrebeciowicz die andere Hälfte der Grundstücke von Selez, sowie das Recht, für seine treuen Dienste für die Krone während des Chmelnyzkyj–Aufstandes das Sas Wappen zu tragen. Nach der Teilungen Polens von 1772 fiel der südliche Teil Polens an Österreich. Die Privilegien der adeligen Familie Skrebeciowicz de Sielecki wurden von den neuen Landesherren in Wien bestätigt und der Erbtitel eines Ritters verliehen.[2]
Den historischen Dokumenten zufolge hatte Selez im Jahre 1880 eine Gesamtbevölkerung von 781 Einwohner. Aufgeteilt nach Konfession waren davon 657 Griechisch-katholisch, 32 waren römisch-katholisch, 58 jüdisch und sieben anderen Glaubensrichtungen.[3] Nach der Volkszählung 1889 sprachen 728 ukrainisch als Erstsprache, 50 polnisch und drei deutsch.[3] Zu dem Zeitpunkt gab es 172 Häuser, das Herrenhaus und die Ländereien beschäftigten um die 47 Angestellten.[3]
Das Gebiet wechselte mehrfach die Hand. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie im Jahre 1918 kam Selez wieder ins neue unabhängige Polen zurück und wurde administrativ ein Teil der Woiwodschaft Lemberg. Nach dem deutschen-sowjetischen Überfall auf Polen Ende September 1939 und gemäß dem deutsch-sowjetischischen Nichtangriffspakt wurde die Woiwodschaft Lemberg von beiden Seiten geteilt. Selez wurde von den Sowjets besetzt und wurde zu einem Teil der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, nur um im Sommer 1941 erneut von der deutschen Wehrmacht überrannt zu werden. Nach dem Krieg kam es schließlich in die Ukraine. Auf Grund des Krieges und der stalinistischen Verfolgungen sank die Bevölkerungszahl stark. Die örtliche jüdische Bevölkerung wurde während des Holocaust vertrieben oder ermordet, die Mitglieder des lokalen Adels sowie wohlhabende Bauern und Nicht-Ukrainer wurden entweder von den Sowjets hingerichtet oder nach Sibirien in die Gulags deportiert. Die restlichen Bauern und die Bevölkerung wurden gezwungen, ihren Besitz kollektivieren zu lassen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahre 1989 brach die örtliche Kolchose, der größte wirtschaftliche Arbeitgeber, zusammen. Die hohe Arbeitslosigkeit führte zur Landflucht in die Städte, besonders bei den jungen Menschen. Die Volkszählung von 2001 zählte 164 Einwohner, im Jahre 2009 bestand das Dorf aus etwa 40 Häusern.
Sehenswürdigkeiten
Die Gegend ist geprägt von sanftem Hügelland und schwarzerdereichen landwirtschaftlichen Flächen. Die Wirtschaft besteht hauptsächlich aus der Agrarwirtschaft, mit Viehzucht von Rindern und Pferden. Das alte Herrenhaus ist mit der Zeit verloren gegangen ebenso wie die königliche Kirche die in den historischen Annalen erwähnt war. Die Kirche für den Adel besteht dennoch.
Die griechisch-katholische Kirche der Muttergottes (Ukrainisch: Богородицка Церква) befindet sich auf einem Hügel. Zusammen mit dem Glockenturm ist sie ein typisches Beispiel der ländlichen ukrainischen Holzkirchen. Erbaut im 17. Jahrhundert,[4] ist sie von einem historischen Friedhof umgeben. Die Kirche wurde vom lokalen Adel gestiftet, Mitglieder wurden im Friedhof begraben. Während des Kommunismus wurde die Kirche geschlossen und verfiel zunehmend. Erst nach Ende des Kommunismus wurde die Kirche mit Spendengeldern restauriert. Sie steht heute unter Denkmalschutz.
Der Grundriss ist kreuzförmig und besteht aus drei Teilen: der Narthex auf der Vorderseite, in der Mitte das Kirchenschiff und die Apsis an der Rückseite, die durch eine Ikonostase abgeschirmt ist. Die Kirche ist rund achtzehn Meter lang und acht Meter breit, das Schiff misst weniger als sechs Meter entfernt. Die Mitte des Schiff wird von einer kleinen achteckigen Kuppel mit reich verzierten religiösen Bildern und in den Farben Weiß und hellblau überdacht. Der Boden ist mit Teppichen bedeckt. Die Ikonostase stammt ursprünglich wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert.[5] Dem Adel waren die Sitzbänke auf der linken Seite der Kirche vorbehalten, während die ruthenischen Bauern auf der rechten Seite entweder standen oder saßen. Die Kirche besaß ursprünglich eine höhere Hauptkuppel, die jedoch wegen Baufälligkeit um oder nach den 1970er Jahren abgetragen werden musste.[5]
Etwas entfernt vom Fuße des Hügels befindet sich die kleinere Kapelle der Heiligen Apostel Peter und Paul. Aus Zement erbaut wurde sie zur Feier der Jahrtausendwende am 12. Juli 2000 eingeweiht.[6] Sie ersetzte eine frühere hölzerne Kapelle die baufällig war, diese wurde ursprünglich nur von den Bauern verwendet.
Der neue Friedhof befindet sich entlang der Straße zum Dorf. Von Selez auf dem Weg Richtung Drohobytsch befindet sich eine Gedenkstätte im Wald für die in der Schoah umgekommenen Juden der Gegend.
Bildergalerie
Literatur
- Olena Krushynska: 44 Holzkirchen in der Lemberger Region. Grani-T, Kiev 2007 (Originaltitel: Сорок чотири дерев'яні храми Львівщини), ISBN 978-966-465-076-9, S. 62-64 (http://www.derev.org.ua/main/44_e.htm, abgerufen am 30. Dezember 2009).
- Slobodyan, V.: Kirchen der Ukraine. Przemyśl Diözese. Lemberg 1998 (Originaltitel: Церкви України. Перемиська єпархія), S. 863.
- Filip Sulimierski, Bronisław Chlebowski, Władysław Walewski (Hrsg.): Sielec. In: Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. X, Warschau 1889, S. 530–531 (http://dir.icm.edu.pl/pl/Slownik_geograficzny/Tom_X/530, abgerufen am 30. Dezember 2009).
Weblinks
Commons: Selez – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ "A.D. 1538 donat Magnificus Petrus Odrowaz Weryzy et illius successoribus, curiam alias dworyszcze "Waczewo" in villa Sielcze, cum pratis, agris, silvis, mericis, robetis, mellificiis, earumque decursibus, ad dictam aream Waczewo spectantibus, tum etiam Gurdium, alias Potok Uruszny nuncupatam, inter prata ejusdem areae decurrens cum ambabus ryppis. Quam donationem Sigismundus Augustus rex approbat A.D. 1559." Rkp. Ossolineum, Nr. 2837, str. 81.
- ↑ Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs.
- ↑ a b c Filip Sulimierski, Bronisław Chlebowski, Władysław Walewski (Hrsg.): Sielec. In: Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. X, Warschau 1889, S. 530–531 (http://dir.icm.edu.pl/pl/Slownik_geograficzny/Tom_X/530, abgerufen am 30. Dezember 2009).
- ↑ Foto der Informationstafel, vom ukrainischen Denkmalschutz an der Kirche angebracht. Wikimedia Commons, 30. Mai 2009, abgerufen am 30. Dezember 2009 (ukrainisch).
- ↑ a b Viktor Gromyko: СОБОРУ ПР. БОГОРОДИЦІ 1700., с.Селець, Дрогобицький р-н. In: ДЕРЕВ`ЯНІ ЦЕРКВИ ЛЬВІВЩИНИ. 2007, abgerufen am 30. Dezember 2009 (ukrainisch).
- ↑ Foto der Informationstafel, vom ukrainischen Denkmalschutz an der Kapelle angebracht. Wikimedia Commons, 30. Mai 2009, abgerufen am 30. Dezember 2009 (ukrainisch).
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