Ikonostase

Ikonostase
Die Ikonen des zur Ikonostase umgenutzen Templons in Visoki Decani stammen aus der Zeit von Zar Dušan aus der Mitte des 14. Jh.

Die Ikonostase (von griechisch εἰκώνα, ἡ, ikóna, „das Bild, welches einem Gegenstande gleicht, Ebenbild“[1] und στάση „Stand“ oder „Ständer“) ist eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen, die in Orthodoxen Kirchenbauten zwischen dem inneren Kirchenschiff und dem Altarraum (Bema) steht.

Inhaltsverzeichnis

Position

Das Kirchenschiff (griechisch Naos) ist der Hauptteil der Kirche; dort sitzen oder stehen die Gläubigen. Der Altarraum (auch einfach Altar genannt) ist der Platz östlich des Kirchenschiffes. Der Altarraum ist gewöhnlicherweise ein bis drei Stufen höher als das Naos. Im Altarraum befindet sich ein normalerweise runder Tisch, an dem der Diakon die Liturgie liest. Die Ikonostase ist die Wand, die zwischen dem Altar und dem Naos steht.

Obwohl die Ikonostase oft ziemlich hoch ist, berührt sie die Decke nur selten. Das ermöglicht es den Gläubigen, die Worte oder den Gesang des Priesters richtig zu hören.

In großen Kirchen ist die Ikonostase Bestandteil der architektonischen Gesamtkomposition, sie gehört aber nicht zwingend zur Grundausstattung. So gibt es viele Beispiele wo ein Stifter später eine Ikonostase spendete. Mitunter wird diese auch Reihe für Reihe über Jahrzehnte aufgebaut. In kleineren Kirchen, vor allem in Kapellen ohne regelmäßige Liturgiefeiern, kann aus Platzgründen die Ikonostase entfallen, ebenso in nichtorthodoxen Kirchengebäuden, die temporär genutzt werden; teilweise werden dort auch tragbare und zusammenklappbare Ikonostasen genutzt, die nur während des Gottesdienstes aufgestellt werden. In der westlichen Diaspora wird teilweise die Ikonostase stilisiert und reduziert, mit dem Zweck den Gläubigen einen größeren Einblick in den Altarbereich zu bieten.

Allgemeine Konstruktion der Ikonostase

Ikonostase in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Moskauer Kreml, Russland
Beispiel einer klassizistischen Ikonostase aus dem 18. Jahrhundert in Finnland

Sie besteht heute mindestens aus

  • der königlichen Tür und den Ikonen darüber
  • dem Paar Ikonen neben der königlichen Tür
  • der südlichen Tür
  • der nördlichen Tür

In größeren Kirchen können sich nach oben und nach außen weitere Ikonen anschließen.

In der Mitte hängt (vom Betrachter aus) rechts eine Ikone des Christus in Gestalt nach seiner Wiederaufstehung, links eine Ikone der Gottesgebärerin (d. h. Maria) mit Kind, dazwischen ist die königliche Tür / das heilige Tor, durch die der Priester im Evangelienbuch und in der Eucharistie den König der Ehren zur Gemeinde bringt. Die beiden nächstäußeren Ikonen zeigen links den Patron der Kirche, rechts in den nordslawischen Kirchen den hl. Nikolaus von Myra, in den anderen Kirchen Johannes den Täufer. Kleine Christus- und Maria-Ikonen hängen auch an der Säule der königlichen Tür, die der Priester in der Liturgie küsst.

Königliche Tür

Die königliche Tür in der Mitte der Ikonostase besteht aus zwei Türflügeln mit Darstellungen der vier Evangelisten, des Erzengels Gabriel und Maria. Ober- und unterhalb von Gabriel und Maria werden je zwei Evangelisten gemalt, gewöhnlich mit ihrem jeweiligen Attribut (Matthäus: Geflügelter Mensch, Markus: Löwe, Lukas: Stier, Johannes: Adler). Über der königlichen Tür hängt eine Ikone des letzten Abendmahls. Darüber kommt die große Ikone, normalerweise die Ikone des oder der Heiligen oder des Festes, nach der die Kirche benannt ist.

Nördliche und Südliche Tür

An jede Tür wird ein Engel gemalt. Sie sind ein Paar der Erzengel Gabriel und Michael oder ein Paar der Seraphim mit sechs Flügeln. Südlich wird Gabriel, nördlich Michael dargestellt.

Die Ikonostase in der Liturgie

Der nach dem Byzantinischen Ritus gefeierte orthodoxe Gottesdienst besteht aus drei Teilen, der Gabenbereitung hinter der geschlossenen Ikonostase, der Katechumenen-Gottesdienst und der Eucharistie, an der nur getaufte orthodoxe Christen teilnehmen dürfen.

Während der Katechumenliturgie betritt der Diakon das Kirchenschiff durch die kleinen Türen, die königliche Tür wird nur vom Priester durchschritten und zwar zweimal während des Gottesdienstes, das erste Mal beim sogenannten Kleinen Einzug mit dem Evangeliar zur Verlesung des Evangeliums vor der Gemeinde. Nach der Entlassung der Katechumenen bleibt die Tür während der Eucharistie geöffnet und der Altar ist somit während der Darbringung der Gaben sichtbar. Nach den Vorbereitungsgebeten findet der Große Einzug mit Brot und Kelch statt und die Gemeinde feiert die Kommunion.

Weblinks

 Commons: Ikonostase – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Dr. W. Pape's Griechisch-Deutsches Handwörterbuch. Braunschweig, 2. Ausgabe 1888

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