Christi Auferstehung (Köln)

Christi Auferstehung (Köln)
Christi Auferstehung in Köln-Lindenthal, Außenansicht von Osten

Christi Auferstehung ist eine katholische Kirche im Kölner Stadtteil Lindenthal, die 1968–1970 nach Plänen des Architekten Gottfried Böhm errichtet und 1971 geweiht wurde. Sie gilt als ein typisches Beispiel und Abschluss einer Reihe von sehr plastischen, skulpturalen Bauwerken des Architekten.

Die Kirche liegt an der Stirn des Lindenthaler Kanals und ist von Wasser und alten Bäumen umgeben. Innerhalb der Pfarrgemeinden Lindenthal ist sie die Filialkirche des Seelsorgebereichs Braunsfeld, zu dem auch die Kirche St. Joseph gehört.

Inhaltsverzeichnis

Vorgängerbau

Die 1920 in der Nähe des Friedhofs Melaten gegründete neue Pfarre Christi Auferstehung erhielt in den Jahren 1934–1936 eine Kirche nach Entwürfen des Düsseldorfer Architekten Franz Schneider. Der Bau, in traditionellen Formen ausgeführt, sollte neben Langhaus und polygonalem Chor noch zwei Türme erhalten, diese wurden jedoch nicht mehr umgesetzt. Trotz Kriegsschäden nach einem Bombenangriff 1944 wurde die Kirche noch bis 1967/1968 von der Gemeinde weitergenutzt; schließlich musste sie jedoch wegen statischer Probleme abgerissen werden.

Lage und Baubeschreibung

Christi Auferstehung liegt als Fluchtpunkt am Ende eines kleinen Kanals, der sich in Ost-West-Richtung vom Aachener Weiher in Richtung Stadtwald erstreckt und von einer Allee alter Bäume gesäumt ist. Der Kanal öffnet sich auf einen kleinen Platz, von dem aus breite Treppen zu dem leicht erhöhten Kirchenbau führen.

Christi Auferstehung, Innenraum

Der Grundriss ist unregelmäßig polygonal und die Baukörper vielfach verschachtelt. Während die seitlich vortretenden Pfarrbauten vollständig in rötlichen Backsteinen ausgeführt sind, wechseln sich am eigentlichen Kirchenbau Backstein und Sichtbeton ab – ein Kontrast, der im Inneren weitergeführt wird. Mehrere plastische Baukörper schieben sich abschnittsweise in die Höhe und werden durch schräge Dachflächen abgeschnitten. Ein schlanker, mit spiralförmigen Treppen versehener Turm überragt den Bau an der nordwestlichen Ecke. Ursprünglich waren die schrägen Betonflächen des Daches unbedeckt; wie bei vielen Betonbauten hielt das Material jedoch über die Jahre der Witterung nicht stand und man deckte die schrägen Flächen mit Blei ab. Bei Christi Auferstehung gilt diese Maßnahme im Vergleich zu anderen Versuchen als gelungen.[1]

Im Innenraum findet sich eine höhlenartige Atmosphäre, deren Anmutung durch die rötlichen Ziegelwände noch verstärkt wird. Durch die verwinkelte Bauform gibt es kaum glatte Wände, sondern vielfach verschachtelte Nischen und Winkel, in denen für jede liturgische Aufgabe ein eigener Platz vorgesehen ist.[2] Dominierend ist jedoch die Deckenkonstruktion: Schwere, tragende Betonsäulen verzweigen sich nach oben zu einem vielfach verwinkelten Gewölbe, das seine maximale Höhe über dem Altar erreicht. Böhm selbst sah in der Verzweigung der Säulen eine Fortsetzung der auf die Kirche hinführenden Allee.

Bezogen auf die Materialkombination Backstein und Beton äußerte Böhm:

Meine Mutter war eine sehr vorsichtige Frau, sie hat nicht direkt Kritik geübt, aber sie hat gesagt ‚schau doch mal, ein Ziegel ist doch auch etwas sehr Schönes‘. Danach habe ich dann Christi Auferstehung gebaut und neben Beton auch Ziegel verwendet.

Interview mit Gottfried Böhm, WDR, 2008[3]

Ausstattung

Innenausstattung

Der Kruzifixkorpus aus dem 16. Jahrhundert an der Ziegelwand, die im Mauerwerk ein dünnes Kreuz bildet

Die Fenster der Kirche – Schöpfungs-, Erlösungs-, Auferstehungs- und Marienfenster – wurden von Gottfried Böhm entworfen. Sie setzen sich aus je zwei verschmolzenen Kunststoffscheiben zusammen, zwischen denen man rote Farbe, Messingstifte und Stahlnägel eingearbeitet hat.

Das Kruzifix – eigentlich nur der Korpus eines Kruzifixes – stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde hoch über dem Altar auf einer Backsteinfläche angebracht, bei dem die Backsteine der Wand ein dünnes Kreuz bilden.

Der sechs Meter hohe Tabernakel, der seit 1984 in der Sakramentsnische steht, wurde von dem Bildhauer Matthäus Winter entworfen. Eine Symbiose aus Alt und Neu bildet der Taufstein aus dem 18. Jahrhundert, dessen Deckel von Sepp Hürten stammt.

Zu der Orgel mit 1573 Pfeifen wurde der Prospekt von Gottfried Böhm entworfen.

Bildergalerie

Glocken

Im Turm hängen fünf Glocken. Sie sind auf die Geläute der Paul-Gerhardt-Kirche (dis1–fis1–ais1) und der Clarenbachkirche (fis1–a1–h1–cis2–d2–e2–fis2–a2) in Braunsfeld abgestimmt.[4]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Maria 1968 Petit & Gebr. Edelbrock 1080 800 fis1 +3
2 Petrus 1968 Petit & Gebr. Edelbrock 960 520 gis1 +3
3 Joseph 1968 Petit & Gebr. Edelbrock 845 370 ais1 +3
4 Ursula 1968 Petit & Gebr. Edelbrock 795 300 h1 +3
5 Friedrich 1968 Petit & Gebr. Edelbrock 705 220 cis2 +3

Literatur

  • Veronika Darius: Der Architekt Gottfried Böhm. Bauten der sechziger Jahre. Düsseldorf: Beton-Verlag 1988 (Baumeisterforum).
  • Helmut Fussbroich: Architekturführer Köln, Vol. 3, Sakralbauten nach 1900. 2005, S. 198/199, ISBN 3-7616-1683-X.
  • Hiltrud Kier, Hans Georg Esch: Kirchen in Köln. 2000, S. 208–211, ISBN 3761613954.
  • Manfred Becker-Huberti, Günter A. Menne (Hrsg.): Kölner Kirchen. Die Kirchen der katholischen und evangelischen Gemeinden in Köln. 2004, S. 65, ISBN 3761617313.
  • Gottfried Böhm. Felsen aus Beton und Glas. Ausstellungsführer des Museums für Angewandte Kunst, Köln 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrich Krings: Gottfried Böhms Kirchenbauten und die Denkmalpflege, in: Wolfgang Voigt (Hrsg.): Gottfried Böhm Katalogbuch zur Ausstellung Felsen aus Beton und Glas. Die Architektur Gottfried Böhms im Deutschen Architekturmuseum. JOVIS Verlag Berlin 2006, ISBN 978-3-936314-19-9, S. 134
  2. Fußbroich, Architekturführer Köln, S. 239
  3. Interview mit Gottfried Böhm, WDR, 2008 auf http://www.wdr.de/themen/kultur/architektur/boehm_gottfried/_mo/fotos.jhtml?bseite=8 abgerufen 22. Februar 2009
  4. Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns. PDF-Dokument, S. 615–622.
50.9351726.91652

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