Sparkassen-SchulService

Sparkassen-SchulService

Unter der Bezeichnung Sparkassen-SchulService bündelt die Sparkassen-Finanzgruppe seit 1975 ihr Engagement im schulischen Bildungsbereich. Hintergrund dieser Aktivitäten ist, dass fast alle Sparkassen in Deutschland öffentlich-rechtliche Unternehmen sind und deshalb den Sparkassengesetzen der deutschen Bundesländer unterliegen. Dort ist der öffentliche Bildungs- und Erziehungsauftrag der Sparkassen festgelegt. Die finanzielle Allgemeinbildung ist nach vielen Umfragen niedrig.

Inhaltsverzeichnis

Historische Ursprünge und rechtliche Grundlage

Ende des 18. Jahrhunderts, Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in Deutschland die ersten Sparkassen gegründet, im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand daraus ein flächendeckendes Netz an Instituten. Gleichzeitig dazu wurden organisatorisch-institutionelle Hilfestellungen geschaffen, um Schüler und Jugendliche zum Sparen anzuhalten und ihnen praktische Hilfestellung beim Sparen zu geben. Einen besondere Rolle spielten dabei Schulsparkassen. Die erste Schulsparkasse wurde 1820 in Goslar eingerichtet. Bis 1900 entstanden circa 4.000 Schul- bzw. Jugendsparkassen.[1] Ziel der Schulsparkassen war es, dass Schüler in der Schule Geldbeträge einzahlen und verzinst ansparen konnten. Hierzu wurde vielerorts ein System von Sparmarken für Schüler eingeführt. Die größte Verbreitung dürfte ein von dem Lehrer J. Reinirkens in Essen Ende des 19. Jahrhunderts entwickeltes und patentrechtlich geschütztes Markensystem gehabt haben.[2] Dort wo Schulsparkassen anfangs selbstständig waren, wurden sie noch im 19. Jhd. in die örtlichen Sparkassen integriert. Seit 1924 gibt es den jährlichen Weltspartag und eine dazu gehörige Jugendsparwoche.

Parallel zu diesen organisatorisch-institutionellen Hilfestellungen entstand die Forderung, nach einer Spar- und Wirtschaftserziehung, die sich im Unterricht niederschlagen solle. Der älteste Nachweis einer pädagogischen Auseinandersetzung mit der Sparerziehung dürfte ein Aufsatz des Pädagoge Friedrich Hofmann 1865 in der Zeitschrift Die Gartenlaube sein: „... sobald das Kind die Schule betritt, beginnt seine Selbstständigkeit im Sparen. Ein äußerer Zwang darf jedoch dabei nicht stattfinden. Der Trieb dazu muss ein innerer sein, dieser wird jedoch durch das Zusammenleben der Kinder angeregt.“[3]

In den Sparkassengesetzen aller deutschen Bundesländer findet sich mehr oder weniger deutlich der Auftrag zur Spar- und Wirtschaftserziehung. Beispielsweise formuliert das Sparkassengesetz von Rheinland-Pfalz (vom 1. April 1982) unter der Überschrift „Aufgaben, öffentlicher Auftrag“ (§ 2, Abs. 2, Satz 3): „Die Sparkassen fördern die Vermögensbildung breiter Bevölkerungsschichten sowie die Erziehung junger Menschen zu eigenverantwortlichem wirtschaftlichem Verhalten.“ Wie und mit welchen Mitteln sie diesem Auftrag nachkommt, ist der einzelnen Sparkassen überlassen.

Situation seit 1975

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) ließ 1974 eine bundesweite Lehrplananalyse zur ökonomischen Bildung vornehmen. Die Zielsetzung war es, eine gemeinsame Schnittmenge wirtschaftskundlicher Themen in den elf westdeutschen Bundesländern zu finden. Für diese Themen wurde ab 1975 auf Initiative des DSGV und mit seiner finanziellen Unterstützung eine Sortiment an Unterrichtsmaterialen erstellt, die unter der Bezeichnung Sparkassen-SchulService von den örtlichen Sparkassen zur Spar- und Wirtschaftserziehung eingesetzt werden konnten. Die Entwicklung der Medien erfolgte von Anfang an in der Deutschen Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart.[4] Der Vertrieb der Produkte erfolgt ausschließlich über die Sparkassen. Da Sparkassen selbstständig agierende Unternehmen sind, liegt es allein in deren Ermessen, ob und in welchem Maß sie die Produkte des Sparkassen-SchulService einsetzen. Das ursprüngliche Logo des Sparkassen-SchulService wurde vom Ulmer Designer Otl Aicher entworfen. Es wurde in den Jahre 2000/2001 bei Nachauflagen und Neuerscheinungen sukzessive durch ein neu gestaltetes Logo ersetzt.

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1989 wurden die Strukturen das Sparkassenwesens in den fünf neuen Bundesländern denen der alten Bundesrepublik angepasst. Das Sortiment des Sparkassen-SchulService wurde über die örtlichen Sparkassen damit auch in den neuen Bundesländern angeboten. Beispielsweise gab es seit dem Schuljahr 1990/1991 den "Kalender für Lehrerinnen und Lehrer" in 16 landesspezifischen Ausgaben.

Die Materialien sind bewusst werbefrei gehalten, damit sie nicht gegen das ursprünglich sehr strikte Werbeverbot an Schulen verstoßen. Die Medien werden zwar bundesweit eingesetzt, berücksichtigen aber die in den verschiedenen Bundesländern relevanten Themen der Lehr- und Bildungspläne. Es existieren Materialien von der Grundschule bis zu den Abschlussklassen. Themenschwerpunkte sind der Umgang mit Geld, Verbraucherfragen und Berufsorientierung.

Seit 1997 gibt es einen bundesweiten Internetauftritt des Sparkassen-SchulService. Vereinzelt existieren daneben lokale Internetauftritte des SchulService an einzelnen Sparkassen.

Bedeutung / Quantität

Das Sortiment des Sparkassen-SchulService umfasst knapp 100 verschiedene Titel (Ende 2010). Neben klassischen Verlagsprodukten und Unterrichtsmedien (Arbeitsblätter und Broschüren) gibt es elektronische Medien (online und offline) sowie zwei bundesweit durchgeführte internetbasierte Planspiele für Schüler: das Planspiel Börse und dem Deutschen Gründerpreis für Schüler.

Planspiel Börse gibt es seit 1983 als bundesweites Börsenplanspiel für Schüler (seit 1999 auch mit Spielgruppen aus dem europäischen Ausland). Bis Ende 2010 haben über 1 Mio. Spielgruppen am Planspiel Börse teilgenommen.

Der Deutsche Gründerpreis für Schüler ist ein Ablegern des Deutschen Gründerpreises. Das Schülerplanspiel zur Unternehmensgründung gibt es seit 1999 - damals noch unter der Bezeichnung Gründungswerkstatt, seit 2002 als StartUp-Werkstatt, seit 2007 unter der heutigen Bezeichnung. Jährlich nehmen - laut Selbstdarstellung auf der Website - jährlich ca. 1.000 Schülergruppen (2010) an diesem Planspiel teil.

Der Finanzbericht des DSGV weist für 2009 aus: „Als führendes Angebot in der Finanzerziehung für junge Menschen erreicht der Sparkassen-SchulService heute drei von vier allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. Auch 2009 haben die Sparkassen wieder rund 4 Mio. EUR in den Sparkassen-SchulService investiert.“[5]

Einzelne Produkte des Sparkassen-SchulService wurden von der UNESCO als Bestandteil der Bildungsdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet - u. a. Planspiel Börse (Auszeichnung im November 2010).

Literatur

  • Anger, Karla: „25 Jahre Sparkassen-SchulService“, in Wirtschaftsspiegel Nr. 2/2000, Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart 2000.
  • Trende, Adolf: Geschichte der deutschen Sparkassen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Deutsche Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart 1993.
  • Deutscher Sparkassen- und Giroverband: Finanzbericht 2009, Berlin 2010.

Einzelnachweise

  1. Anger, Karla: „25 Jahre Sparkassen-SchulServicve“, in Wirtschaftsspiegel Nr. 2/2000, Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart 2000, S. 3
  2. Trende, Adolf: Geschichte der deutschen Sparkassen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Deutsche Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart 1993, S. 383
  3. Zitiert nach Trende, Adolf: Geschichte der deutschen Sparkassen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Deutsche Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart 1993, S. 374
  4. Anger, Karla: „25 Jahre Sparkassen-SchulServicve“, in Wirtschaftsspiegel Nr. 2/2000, Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart 2000, S. 4f
  5. Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Finanzbericht 2009, Berlin 2010, S. 37.

Weblinks


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