St.-Georgs-Kirche (Calvörde)

St.-Georgs-Kirche (Calvörde)
Evangelische St. Georgskirche

Die St.-Georgs-Kirche im Marktflecken Calvörde ist eine Kirche der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Sie ist die Hauptkirche des Pfarrverband Calvörde-Uthmöden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Kirche

Die erste Pfarrkirche wurde 1110 durch den Grafen Dietrich von Hillersleben gegründet. Über sie ist bekannt, dass sie dem Heiligen Georg geweiht und als romanisches Bauwerk ausgeführt wurde. 1492 fiel sie einem Brand zum Opfer.[1]

Die zweite Kirche

Danach wurde ein Fachwerkbau errichtet, der 1609 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Aus dieser Kirche ist ein Flügelaltar erhalten, der am 15. August 1613 verkauft wurde und sich nun in der Kirche zu Dannefeld befindet.[1]

Merian-Stich um 1654 mit der dritten Kirche

Die dritte Kirche

Zwischen März 1613 und Mai 1614 wurde eine neue Kirche gebaut, über diese liegt heute noch die Baurechnung vor. Herzog Joachim Karl hielt sich damals 7 Jahre auf der Burg Calvörde auf und stiftete einen gemauerten Altar, einen Predigtstuhl, ein bronzenes Taufbecken und die Orgel. Der Kirchturm mit 5 Glocken (Baubeginn 1646) wurde 1650 fertiggestellt. Er ist auf dem Merianstich von 1652 sichtbar. Am 6. Oktober 1700 zerstörte ein Feuer die Kirche. Nur die Altarleuchter von 1615 wurden gerettet.[1]

Die heutige Kirche

Deckenarbeiten 2011

Die Mittel zum Bau der heutigen St.-Georgs-Kirche wurden durch Ersparnisse der Bürger und durch den Verkauf des zur Kirche gehörenden Philippsche Gut an den Oberhauptmann von Lautitz aufgebracht. Auch Herzog Anton Ulrich stiftete 50 Taler für den Kirchenneubau. Die Kirche wurde 80 Fuß lang, 44 Fuß breit und 22 Fuß hoch. Gedeckt wurde diese Kirche mit einem gebrochenen Dach mit 13 Mansardenfenstern, sie hat 2 Emporen. Die Umfassungsmauer ist 3 Fuß dick und von 12 Pfeilern von außen gestützt. Die heutige Sakristei liegt am Treppenaufgang zur Kanzel. Rechts der Sakristei war ein Raum, in dem Särge der Familie von Lautitz standen, er wurde jedoch 1777 zugemauert. Unter der Sakristei sind heute noch Särge.

Der Altar ist aus Holz, auf ihm stehen die beim Brand von 1700 geretteten Altarleuchter aus Messing. Die alten Glocken wurden in Isernhagen (in der Calvörder Feldmark) zu neuen Glocken umgegossen. 1702 wurde ein Turmuhr angeschafft. Erst 1729 wurde ein Turm mit 6 Fuß dickem Mauerwerk errichtet, dessen Höhe sich auf 68 Fuß belief. 1742 wurde eine neue Orgel eingebaut.

1861 wurde das Innere der Kirche völlig umgestaltet, das Bauwerk wurde mit einem schlichten Giebeldach und einer Flachdecke im Inneren ausgestattet.

1887/1888 wurde der neue, 52 Meter hohe Kirchturm gebaut; er bekam neue Glocken und die Kirche erhielt eine neue Innenausmalung. Während des Ersten Weltkrieges mussten 1917 die beiden großen Glocken abgeliefert werden, nur noch eine Glocke blieb übrig. 1922 wurden die beiden abgelieferten Glocken ersetzt (1. Glocke 2.407 kg, 2. Glocke 1.084 kg). Der Taufstein aus Zement war ein Geschenk der Familie Vibrants, diese stellte über 200 Jahre den Calvörder Bürgermeister. 1909 wurde die Kirche elektrifiziert und die alte Gasbeleuchtungsanlage von 1882 konnte entfernt werden. 1985 wurde sie im innern größtenteils saniert, 2011 folgten innen und außen umfangreiche Deckenarbeiten.[2]

An der Südseite der Kirche außen befindet sich eine Sonnenuhr.[1]

Ausstattung

Eine dreiseitige Kanzel aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (1609) stammt von Herzog Joachim Karl. Ohne Baldachin über dem Hochaltar, an den Ecken korinthische Säulen, die am Sockel mit Köpfen und Früchten im Renaissancestil versehen sind, aber auf barocken Konsolen stehen. Der Fürstenstuhl und die Orgel sind gestiftet von der Herzoginwitwe Anna Sophie von Brandenburg (1659). Die Orgel ist mit barocken Blattfüllungen in den Ecken und ähnlichem Hängewerk an den Seiten vom Jahr 1742 ausgeführt. Die betretbare Prieche ist mit barockem Geländer versehen. An den Längsseiten zweigeschossige Holzpriechen, die oben durch Dachluken erleuchtet werden. Zwei Glasmalereien mit dem von Löwen gehaltenen, mit fünf Helmen versehenen zwölffeldigen Braunschweiger Wappen, laut Inschrift ein Geschenk der Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich aus dem Jahr 1703.

Grabsteine

Die Epitaphe, Inschriften und Figurengrabsteine im Vorraum stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

  1. Mit der Inschrift : Spes unica Christus anno 1583 den 23. novembris ist der ehrsame Hans Block in Got seligich entschlafen. Anno 1602 am 5. septembris hat Hinrich Block oberurts Hanses Sohn seinen letzten Willen mit eigen Hand beschrieben und verordnet, das Haus und Hof alles verkauft, davon etliche legata richtig gemacht und das andere der Kirche zugewandt werden soll. Welches dann auch also geschehen.
  2. Des Amtsmanns zu Calvörde seit 1571 Georg v. Halle, gestorben 18. August 1592.
  3. Der Verstorbene ist im Brustbildnis dargestellt, daneben ein Kruzifix mit den Wappen in der Ecke (v. Halle, 2 schräg aufgerichtete Äste mit Trauben, gerautete Querbalken, darüber schreitenden Löwen, Lilie).
  4. Des Christop Gewinn, geb 1636, gest. 1656, Flachrelief des Verstorbenen in ganzer Figur.
  5. Des Amtmanns zu Calvörde, Bahrdorf und Neuhaus Friedrich Jakob von Lautitz, geb. 1657, gest. 1719, Inschrifttafel von Pfeilern und Gesims eingefasst, dies mit Wappen bekrönt.
  6. Des Predigers Eberhard Johann Leidig, geb. 1709, gest. 1789.[1]

Pfarrer seit der Reformation

  • Jahann Fabricius od. Schmidt 1529–1565
  • Johann Grolle 1566–1573
  • Jacob Busse 1574–1584
  • Heinrich Schwieger 1584–1615
  • Johann Geislinger 1615–1627
  • Johann Stöxem 1627–1641
  • Mag. Johann Georg Pein 1641–1658
  • Johann Büchner 1658–1668
  • Caspar Ballhaus 1669–1688
  • Julius Christoph Tieschen 1688–1708
  • Johann Christoph Homann 1709–1751
  • Ebergard Johann Leiding 1747–1786
  • Johann Heinrich Helmuth 1786–1813
  • Friedrich Röver 1814–1836
  • Johann Heinrich Traugott Kaiser 1837–1848
  • Heinrich Kramer 1848–1855
  • Heinrich Appel 1855–1878
  • Paul Wolf 1878–1881
  • Adalbert Bach 1881–1895
  • Leopold Herbst 1895–1914
  • Otto Gropp 1914–1932
  • Gustav Giehl 1932–1934
  • Waldemar Hille 1934–1946
  • Gottfried Beckmann 1946–1975
  • Andreas Knauf 1975–2011[3]

Pfarrverband Calvörde-Uthmöden

Dies ist ein Pfarrverband welcher zum 1. Januar 2011 gegründet wurde und ist somit eine neue Kirchengemeinde in Sachsen-Anhalt. Der neue Pfarrverband entstand durch die Zusammenlegung der beiden zur Braunschweiger Landeskirche gehörigenden Kirchspiele Calvörde und Uthmöden[4]. Dem neuen Pfarrverband gehören nun 10 Orte an[5]:

Kirchspiel Calvörde

Das Kirchspiel Calvörde war eine bis zum 31. Dezember 2010 bestehende Kirchengemeinde im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt. Die Gemeinde wurde nach der Wiedervereinigung (1990) zum 1. Januar 1992[6] wieder zur Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig und ist der Propstei Vorsfelde zugeordnet.

Dem Kirchspiel Calvörde gehörten 7 Orte an:

  • Marktflecken Calvörde mit der St.-Georgs-Kirche als Pfarrkirche (Hauptkirche)
  • Elsebeck mit der Dorfkirche Elsebeck
  • Jeseritz mit der Dorfkirche Jeseritz,
  • Parleib mit der Dorfkirche Parleib, sowie
  • Berenbrock, Lössewitz und Velsdorf ohne Ortskirche

Literatur

  • Rudi Fischer – 800 Jahre Calvörde, Eine Chronik bis 1991, Die Pfarrkirche S. Georgii
  • Rudi Fischer – 800 Jahre Calvörde, Eine Chronik bis 1991, Geschichte der kirchlichen Gebäude im ev. luth. Kirchenspiel Calvörde (Hille, Knauf – 1936/1988/1995) – Die Kirche zu Calvörde

Weblinks

 Commons: St.-Georgs-Kirche (Calvörde) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991.
  2. Mit 100000 Euro Fördermitteln wird das Engagement zur Sanierung des Gotteshauses unterstützt
  3. Andreas Knauf verabschiedet sich an seinem 65. Geburtstag nach 36 Dienstjahren von der Gemeinde und verspricht: "Ich bin nicht aus der Welt"
  4. Gemeinden gemeinsam stärken, Erster Workshop zur Entwicklung einer neuen Gemeindekonzeption
  5. 10 Orte gehören zum neuen Kirchspiel
  6. Seit dem 1. Januar 1992 gehört Calvörde und Uthmöden wieder zur Braunschweiger Landeskirche
52.396553457511.300886869444

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