St. Clemens (Drolshagen)

St. Clemens (Drolshagen)
St. Clemens zu Drolshagen

Die Kirche St. Clemens in Drolshagen geht wahrscheinlich auf das 10. oder 11. Jahrhundert zurück. Erweitert wurde die Kirche im 13. Jahrhundert. In den 1960er Jahren wurde ein moderner Anbau angefügt.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Die Kirche liegt am Rand des alten Ortskerns von Drolshagen. Der Bau besteht aus verputztem Bruchstein und wirkt nach außen schlicht.

Die erste Kirche an dieser Stelle soll auf Erzbischof Anno II. zurückgehen. Eine bei Restaurierungsarbeiten gefundene Münze stammt aus der Zeit von Otto III., was die recht frühe Entstehung bestätigen könnte. Die erste Kirche war eine flach gedeckte Saalkirche mit einer halbrunden Apsis. Nach der Gründung des Zisterzienserinnenklosters im Ort im Jahr 1235 wurde die Kirche zu einer Basilika im romanischen Stil umgebaut. Sie diente nunmehr als Pfarr- und Klosterkirche. Der Pfarrer wurde seither vom Kloster bestimmt.[1] Die Mauern der bisherigen Kirche wurden in die Höhe gezogen. Starke Pfeiler tragen seither ein Gewölbe. Es handelt sich um ein Kreuzgewölbe mit Graten. Durch den Anbau von Seitenschiffen wurde die bisherige Kirche zum Mittelschiff. In den Seitenschiffen gibt es jeweils eine Wandapside. Ein Querhaus ist nicht vorhanden. Später wurde der Chorbereich angebaut. Dieser ist einjochig und in Kleeblattform. Die Fenster und Eingänge sind rundbogig und wurden später teilweise erweitert. Es handelt sich insgesamt um eine dreischiffige, fünfjochige Pfeilerbasilika.

Die Kirche, die den rheinischen Prozessionsbasiliken ähnelt, zählt zu den wenigen ihrer Art, die bis heute weitgehend erhalten sind. Der Typ der Basilika war zur Bauzeit im Sauerland nicht ungewöhnlich. Vergleichbar ist etwa die St. Dionysius in Thülen oder St. Cyriakus in Berghausen. Allerdings dominierte später der Typ der westfälischen Hallenkirche.[2]

Gemäß den Regeln des Zisterzienserordens war die Kirche zunächst ohne Turm. Der Turm kam im Zuge des Baus der Stadtbefestigung hinzu und diente auch als Wehrturm. Darauf deuten Schießscharten in den oberen Stockwerken an. Er schließt sich im Westen an die Kirche an. Der Helm des Turmes mit den auffälligen vier Ecktürmchen stammt aus dem Jahr 1874.

Mit dem Wachstum der Gemeinde wurde die Kirche im 20. Jahrhundert zu klein. In den 1960er Jahren wurde die Kirche durch einen modernen Anbau beträchtlich erweitert. Geplant wurde der Anbau vom Kölner Architekten Karl Band. Geweiht wurde der Anbau 1969 durch Kardinal Lorenz Jaeger. Die werktäglichen Gottesdienste finden im neuen Kirchenteil statt.

Ausstattung

Zur Innenausstattung gehört ein Taufstein aus dem 13. Jahrhundert. Er steht in der südlichen Seitenschiffapside und ist aus Trochytgestein gefertigt. Dieses stammt wohl aus dem Siebengebirge. Das Becken wird von sechs Säulen getragen. Eine 85 cm hohe Pietà im gotischen Stil steht heute hinter dem Taufstein. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde aus Lindenholz geschnitzt. Bei der Restaurierung der alten Kirche wurden auch Malereien freigelegt, die sich möglicherweise auf die Zeit des ersten Kirchenbaus datieren lassen. Die Malereien befinden sich hinter dem Sebastianus-Altar. Zu erkennen ist ein Säulenmotiv. Weitere Malereien stammen aus dem 15. Jahrhundert. Sie zeigen den heiligen Stephanus. Zur Ausstattung gehört eine Kanzel aus dem 18. Jahrhundert im Stil des Barock. Geschmückt ist sie mit Figuren der Evangelisten und des heiligen Clemens. Ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt eine Kreuzigungsgruppe. Sie befindet sich im Chor im Altbau. Aus derselben Zeit ist der Sebastianus-Altar. Dieser befindet sich in der nördlichen Seitenschiffapside. Diese drei Werke sollen von J. N. Düringer stammen. Weitere Statuen aus dem 18. Jahrhundert stellen den heiligen Clemens und Maria dar. Neben dem modernen Altar des Anbaus befinden sich zwei Ölgemälde mit Heiligenmotiven auf Holzuntergrund aus dem Jahr 1617.

Orgeln

Die Kirche hat zwei Orgeln. Eine moderne Orgel befindet sich im Anbau. Diese weist allerdings schon deutlich Mängel auf, so dass Überlegungen bestehen, ein neues Orgelwerk anzuschaffen. Eine historische Orgel befindet sich im alten Kirchenbau. Diese stammt aus dem Barock und wurde 1987 restauriert.

Glocken

Die sieben Glocken sind in einem monumentalen Betonglockenstuhl aufgehängt. Die große Christ-König-Glocke (Schlagton g0) wurde 1947 im Bochumer Verein gegossen und stellt die größte Gussstahlglocke des Erzbistums Paderborn dar. Sie ist der Rest des Vorgängergeläuts. Im Jahre 1993 goss die Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock sechs kleinere, kunstvoll verzierte Bronzeglocken in den Schlagtönen a0, c1, d1, e1, g1 und a1 hinzu. Das Geläut hat ein ungefähres Gesamtgewicht von 18.000 kg und zählt zu den musikalisch bedeutendsten Geläuten Westfalens.[3][4]

Nr. Name Gussjahr Gießerei Ø (mm) Masse (kg) Nominal Anmerkungen
1 Christus-König 1947 Bochumer Verein 2378 5300 g0 +4
2 Dreikönigen 1993 Petit & Gebr. Edelbrock 1805 3847 a0 +5
3 Hosianna 1993 Petit & Gebr. Edelbrock 1517 2255 c1 +7
4 Clemens 1993 Petit & Gebr. Edelbrock 1322 1445 d1 +6
5 Petrus, Paulus
Sebastian
1993 Petit & Gebr. Edelbrock 1273 1440 e1 +6
6 Maria 1993 Petit & Gebr. Edelbrock 1075 868 g1 + 8
7 Josef 1993 Petit & Gebr. Edelbrock 973 650 a1 +6,5
8 Große Kleppglocke 1938 Petit & Gebr. Edelbrock 431 50 a2 -1 Dachreiter
9 Kleine Kleppglocke 1993 Petit & Gebr. Edelbrock 403 43 h2 +/-0 Dachreiter
10 Uhrenglocke 1874 (?) 200 15 Turmspitze

Einzelnachweise

  1. Harm Klueting: Das kurkölnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16. und 18. Jahrhundert. In: Ders. (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1: Das Herzogtum Westfalen: Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster 2009, ISBN 978-3-402-12827-5, S.483.
  2. Marina Cramer: Kunst im Herzogtum Westfalen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1: Das kölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der Kölner Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803. Münster 2009, S. 544.
  3. Videoaufnahme des Vollgeläuts (25. Januar 2011)
  4. Einzeldaten

Literatur

  • Adolf Ludorff: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Olpe. Münster 1903, S. 31f.
  • Peter Kracht: Sauerland, Siegerland und Wittgensteiner Land. Münster 2005, S. 71f.
  • Stadt Drolshagen: Denk mal an Drolshagen. Drolshagen, o. J. Download als pdf

Weblinks

51.0233057.778471

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