- St. Joseph (Münster)
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Die katholische Pfarrkirche St. Joseph befindet sich im Südviertel von Münster, Westfalen, an der Hammer Straße.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Angesichts der gestiegenen Einwohnerzahl wurde 1887 der Beschluss gefasst, in diesem Stadtteil eine Filialkirche der St. Lamberti-Kirche zu erbauen. Der ursprüngliche Kirchbau war als Not- beziehungsweise Behelfskirche konzipiert. Nach vier Monaten Bauzeit wurde er im Jahre 1888 dem heiligen Joseph geweiht. Diese Kirche wurde 1894 selbständige Rektoratskirche und 1897 Pfarrkirche der von St. Lamberti abgepfarrten neuen Kirchengemeinde St. Joseph.
1895 plante man zunächst, die Kirche im Osten zu erweitern. Man entschied sich jedoch für den Bau einer völlig neuen Kirche im neugotischen Stil. Den Entwurf lieferte der Münsteraner Architekt Bernhard Hertel. In zwei Bauabschnitten entstand die neue dreischiffige Basilika mit einem Querschiff. Sie wurde 1905 geweiht.
Nachdem die Kirche, einschließlich ihrer beiden 75 Meter hohen Westtürme, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden war, begann Ende der 1940er Jahre der Wiederaufbau. Dabei wurden die Türme, das Mittelschiffdach mit umlaufenden Steinbalustern und die großen Querschiffdächer nicht in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt. Die letzten verbliebenen Kriegsschäden wurden erst um die Jahrtausendwende im Zuge einer umfangreichen Außenrenovierung und -sanierung beseitigt.
Orgel
Die erste Orgel auf der Westempore wurde 1911 von dem Orgelbauer Friedrich Fleiter (Münster) erbaut. Das Instrument wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört.
Nach dem Wiederaufbau der Kirche erwarb man 1958 eine gebrauchte Orgel, die zuvor in der Ansbacher Johannis-Kirche gestanden hatte. Das Instrument war 1719 von Johannes Crapp erbaut worden. 1872 und 1932 hatte Georg Friedrich Steinmeyer einige Register hinzugefügt. Das Instrument wurde von dem Orgelbauer Matthias Kreienbrink (Osnabrück) in St. Joseph aufgestellt.
Die Orgel hat (heute) einen Freipfeifenprospekt, der 1937 von dem Architekten Hanns Miller entworfen worden war. 1988 erneuerte Friedhelm Fleiter (Münster) die gesamte Technik und ergänzte die Orgel um einige Register. 2004/2005 wurden weitere Register hinzugefügt.
Das Besondere dieser Crapp-Steinmeyer-Kreienbrink-Fleiter-Orgel ist, dass sich im Pfeifenbestand knapp 300 Jahre Orgelbaugeschichte widerspiegeln: Hier finden sich die barocken Register von Crapp (1719), daneben finden sich in der Orgel romantische Register von Steinmeyer (1872), „helle“ Register, die für die erste Hochblüte der Orgelbewegung typisch sind, von Steinmeyer (1937), und nicht zuletzt die Register von Fleiter (1988, 2005), die dem Instrument eine französisch-sinfonische Note verleihen. Der Spieltisch ist nach dem Vorbild des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll gestaltet, die Spieltraktur ist mechanisch (Schleiflade), die Registertraktur elektrisch.
DispositionI Hauptwerk C–c4 Prästant 16′ 1937 Pommer 16′ 1937 Prästant 8′ 1719 Viola da Gamba 8′ 1872 Gedackt 8′ 1719 Querflöte 8′ 1872 Oktave 4′ 1937 Gemshorn 4′ 1719 Kleingedackt 4′ 1719 Quinte 22/3′ 1719 Oktave 2′ 1719 Terz 13/5′ 1937 Mixtur III 1937 Trompete 8′ 2005 Trompete 4′ 2005 II Brustwerk
(schwellbar) C–c4Lieblich Gedackt 8′ 1872 Dulzviole 8′ 1872 Unda maris 8′ 1988 Geigend Prinzipal 4′ 1872 Rohrflaut 4′ 1937 Rohrnasat 22/3′ 1937 Blockflöte 2′ 1937 Terzflöte 13/5′ 1937 Superquinte 11/3′ 1937 Oktävlein 1′ 1937 Scharff III 1′ 1937 Rankett 16′ 1937 Krummhorn 8′ 1937 Vox humana 8′ 2005 Tremulant III Schwellwerk C–c4 Prinzipal 8′ 1872 Gedacktflöte 8' 1719 Quintade 8′ 1937 Salicional 8′ 1937 Vox coelestis 8′ 1988 Weitprinzipal 4′ 1937 Tibia pistoris[Anm. 1] 4' 2005 Spitzflöte 4′ 1719 Flaut-Traverse 4′ 1937 Nasard 22/3′ 1719 Waldflöte 2′ 1719 Terz 13/5′ 2005 Mixtur III–IV 2′ 1937 Fagott 16′ 1937 Oboe 8′ 1937 Clarinette 8′ 1988 Trompete 4′ 2005 Tremulant Pedal C–f1 Prinzipalbass 16′ 1872 Violonbass 16′ 1872 Subbass 16′ 1872 Quintbass 102/3′ 1872 Oktavbass 8′ 1872 Cellobass 8′ 1872 Gedacktbass 8′ 1937 Choralbass 4′ 1937 Mixturbass IV–VI 22/3′ 1937 Posaune 32′ 1937 Posaune 16′ 1937 Trompetbass 8′ 1937 Feldtrompete 4′ 1937 - Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P.
- Spielhilfen: Elektronische Setzerkombinationen.
- Zimbelstern
- Röhrenglockenspiel[Anm. 2]
Anmerkungen
- ↑ Schwebend gestimmte Flöte. „Tibia“ = lat.: Pfeife. Der Zusatz „pistoris“ ist die „latinisierte“ Form des Nachnamens des derzeitigen Kirchenmusikers Müller („pistor“).
- ↑ Röhrenglocken, im Mittelschiff, an der Nordwand, von der Hauptorgel anspielbar. Aufgrund seiner Größe scherzhaft „Türgong“ genannt.
Glocken
1907 erhielt die Kirche ihr erstes, fünfstimmiges Geläut, das von der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock (Gescher) gegossen wurde. Dieses Geläut wurde bereits 1940 für Kriegszwecke beschlagnahmt. Nach dem Krieg lieferte die Münstersche Glockengießerei Feldmann & Marschel 1958 ein neues, fünfstimmiges Geläut, dessen Tonfolge gegenüber demjenigen von 1907 etwas geändert ist.[1]
Nr. Name Nominal 1907 Inschrift (1907) Nominal heute Ø (cm) 1 Salvator c1 Salvator dicor; magna voco voce fideles Cum moveor manibus, corda movere volo.
Cum quatuor aliis fusa parocho Hugone Greving a Petit et fratribus Edelbrock Anno Domini MCMVIIh0 160 2 Maria d1 Virginis Mariae - Nomen fero piae.
Cujus alto loco - Famulos convoco.d1 141 3 Joseph e1 Joseph vocor - Et fideles Ad patronum - Voco Joseph e1 124 4 Lambertus g1 Lamberte Martyr, unicum Patris secutus Filium Nos solve vinelis saeculi
Dono superni Numinis Confraternitas sub invocatione s. Joseph et s. Lamberti erecta me deditg1 103 5 Bernardus a1 Ad laudem Dei sono Sancte Bernarde, te honoro a1 92 Ansichten
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: St. Joseph (Münster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien51.957.6255555555556Koordinaten: 51° 57′ 0″ N, 7° 37′ 32″ OKategorien:- Kirchengebäude in Münster (Westfalen)
- Kirchengebäude im Bistum Münster
- Neugotisches Kirchengebäude in Nordrhein-Westfalen
- Basilika (Bautyp)
- Erbaut in den 1900er Jahren
- Disposition einer Orgel
- Josefskirche
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