Joseph Arnold Weydemeyer

Joseph Arnold Weydemeyer
Joseph Weydemeyer

Joseph Arnold Weydemeyer (* 2. Februar 1818 in Münster, Preußen; † 26. August 1866 in St. Louis, USA) war ein Militär in Preußen und den USA, Journalist, Zeitungsherausgeber, Politiker und marxistischer Revolutionär.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Schaffen

Anfänge in Preußen, Militär und Austritt (1818-45)

1818 wird Joseph Weydemeyer als Sohn eines preußischen Regierungsbeamten in Münster geboren, nach dem Besuch der Kriegsschule in Berlin ist er von 1839-1845 Leutnant der preußischen Artillerie,[1] im 1. Westfälischen Feldartillerie-Regiment Nr. 7. Er wird von der politischen Strömung der westfälischen „Wahren Sozialisten“ beeinflusst.[2] Im Alter von 24 Jahren kommt er 1842 in Minden in Kontakt mit den Texten der „Rheinischen Zeitung“, an der Karl Marx tätig ist. [3] Er tritt in Folge dessen in Kontakt mit Mitarbeitern der Zeitung, 1845 scheidet er aus dem Militär aus.[1]

Erste Kontakte mit Marx und Engels, journalistische Arbeit und Märzrevolution (1845-51)

Weydemeyer verfasst Beiträge für die am „wahren Sozialismus“ orientierte Monatszeitschrift Das Westphälische Dampfboot seines Schwagers Otto Lüning, für die auch Karl Marx und Friedrich Engels Beiträge verfassen.[2][4] 1846 wird er Mitglied des „Kommunistischen Korrespondenz-Komitees“ in Brüssel, wo er erstmals auf Marx und Engels trifft. Der Artikel „Bruno Bauer und sein Apologet“ aus dem „Westphälischen Dampfboot“, den er dort unter Mitarbeit von Marx verfasste, ist ein Bestandteil der „MEGA“ (Marx-Engels-Gesamtausgabe) Ausgabe der Schrift „Die deutsche Ideologie[5], die als frühes Werk von Marx und Engels gilt.

Zu Marx und Engels bildete sich ein tieferes Verhältnis, sie hielten immer wieder brieflich Kontakt. Marx schrieb später über ihn, dass er ein „zu früh verstorbener Freund“[6] war.

Weydemeyer beginnt Organisationen ähnlich dem „Kommunistischen Korrespondenzkomitee“ zu gründen, während der Märzrevolution 1848/49 organisiert er in Westfalen Arbeitervereine, von 1849-1851 den unter wesentlichem Einfluss von Marx und Engels gegründeten internationalen Bund der Kommunisten in Frankfurt, dem er 1847 beitrat.[1][2][7] Von Juli 1848 bis zu dem Verbot 1850 war er gemeinsam mit Lüning verantwortlicher Redakteur der „Neuen Deutschen Zeitung“[4], welche das offizielle Organ der linken Abgeordneten der Deutschen Nationalversammlung darstellte. Ebenfalls arbeitete er von 1849-1850 für die von Karl Marx herausgegebene „Neue Rheinische Zeitung“.[7]

Emigration in die USA, Fortführung der revolutionären Tätigkeit, Bürgerkrieg und früher Tod (1851-66)

Erstausgabe der Zeitschrift Die Revolution, 1852.

Im Zuge des fehlgeschlagenen Verlaufs der Märzrevolution emigrierte Weydemeyer 1851 zuerst in die Schweiz, und kurze Zeit später nach New York, wie viele andere so genannte Forty-Eighters. Dort veröffentlicht er die monatliche Zeitschrift „Die Revolution. Eine Zeitschrift in zwanglosen Heften“, die erstmals im Mai 1852 mit Karl Marx Schrift „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ veröffentlicht wurde. Er führte von 1851-1854 eine Korrespondenz mit Adolf Cluss, und von 1857-1864 Briefverkehr mit Hermann Meyer.[2]

1859 nahm Marx wieder Kontakt zu Weydemeyer auf, der 1860 seine Tätigkeit als Landvermesser aufgab und nach Chicago zog, um nach Einladung des dortigen Arbeitervereins, der die Leitung des sich reorganisierenden „Allgemeinen Amerikanischen Arbeiterbundes“ übernahm, die Tageszeitung „Die Stimme des Volkes“ zu redigieren. Auf bitten Weydemeyers unterstützte Marx dies und bat Personen aus seinem Umfeld (zum Beispiel Ferdinand Lassalle), an Weydemeyers Blatt mitzuarbeiten, dieser Bitte folgte unter anderen August Becker.[8][9] Die Zeitschrift musste trotz dieser Anstrengungen nach 2 Monaten wieder den Betrieb einstellen. Eine bedeutende Rolle nahm Weydemeyer auf der Konferenz von Vertretern der deutschen Arbeitervereine in Chicago im Mai 1860 ein.[8]

Aus einem Brief Weydemeyers an Marx geht hervor, dass er Marx' Artikel zur politischen Orientierung nutzte.[10] Weydemeyer setzte sich in seiner schreiberischen Tätigkeit unter anderem mit den wirtschaftlichen Krisen in Europa und den USA auseinander, den Löhnen, dem „Acht-Stunden Arbeitstag“ oder dem Wahlrecht für Schwarze.[2][3]

Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) war Weydemeyer auf Seiten der Unionsarmee Militärkommandant des Distrikts von St. Louis.[6] Seit 1864 war er erneut politisch und journalistisch tätig. Im Oktober 1864 nahm Weydemeyer wieder schriftlichen Kontakt zu Marx und Engels auf, er erläuterte Engels über mehrere Briefe detailliert den Bürgerkrieg, die wichtigsten Schlachten und bedeutendsten Generäle, die Ausbildung, Bewaffnung und Taktik beider Seiten.[11]

Zuletzt hatte er die Stellung des höchsten Finanzbeamten in der Stadtverwaltung von St. Louis inne. Im Jahr 1866 verstarb Joseph Weydemeyer im Alter von 48 Jahren in St. Louis an der Cholera.[1][2]

Quellenverzeichnis

  1. a b c d Berlingeschichte.de
  2. a b c d e f Internationales Institut für Sozialgeschichte (IISH)
  3. a b Obermann, Joseph Weydemeyer. New International, Vol.14 No.1, Januar 1948, Seite 26-27
  4. a b Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren
  5. Informationen zu der „Deutschen Ideologie“ im Rahmen der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA)
  6. a b Karl Marx, Vorwort zu der „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“
  7. a b MIA: Encyclopedia of Marxism: Glossary of People
  8. a b Marx Engels Gesamtausgabe MEGA. Dritte Abteilung, Briefwechsel, Band 10, Seite 612 (pdf)
  9. Marx Engels Gesamtausgabe MEGA. Dritte Abteilung, Briefwechsel, Band 11, Seite 677 (pdf)
  10. Marx Engels Gesamtausgabe MEGA. Dritte Abteilung, Briefwechsel, Band 10, Seite 614 (pdf)
  11. Marx Engels Gesamtausgabe MEGA. Dritte Abteilung, Briefwechsel, Band 13, Seite 650 (pdf)

Literatur

  • Jochen Sänger und Peter Strüber: Die Arbeiterbewegung in Rheda und Wiedenbrück. Vom Rhedaer Kreis bis zur SPD heute. 1987 und 1995
  • Karl Obermann: Joseph Weydemeyer. Ein Lebensbild, 1818–1866. Dietz, Berlin 1968

Weblinks

Auszug aus dem Briefverkehr mit Marx und Engels (Englisch)

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