- Steinkiste von Calden
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Die Steinkiste von Calden ist eine Megalithanlage vom Typ Galeriegrab. Sie stammt aus dem Neolithikums und liegt in Calden (Hessen). Die entdeckten Deckplatten der Steinkiste wurde am südlichen Ortsrand von Calden rekonstruiert.
Inhaltsverzeichnis
Fundgeschichte
Nahe der Quellfassung der Calde meldete ein Lehrer dem hessischen Landesmuseum zunächst die Vermutung eines archäologischen Fundes. Daraufhin wurde ein Probeschnitt angelegt, der auf eine kaiserzeitliche Siedlung traf. Nachdem 1948 der Steinfund im Acker geborgen wurde, untersuchte der zuständige Denkmalpfleger die Fundstelle. Man entdeckte Schädel und andere menschliche Knochen, die die weitere archäologische Untersuchung rechtfertigten. Das Amt für Bodenaltertümer in Marburg grub die Anlage aus. Aus den Standspuren der Wandplatten konnte man auf eine Länge von 12 m und eine Breite von 2 m. schließen, wenn man die kleine Vorkammer einrechnet.
Eine Lücke zwischen den Wandplatten wurde durch Trockenmauerwerk aus Kalkstein gefüllt. Die Grabsohle ist lehmtennenartig gestampft. Die Anlage ist in den Boden eingetieft. Der Erhaltungszustand war insgesamt schlecht. Daher wurden die wenigen erhalten Quarzite, darunter auch zwei seltene Deckplatten gegenüber der Gesamtschule Calden aufgerichtet. Die Decksteine verdanken ihre Erhaltung dem Umstand, dass sie vermutlich im 3. Jahrhundert n. Chr. wesentlich tiefer eingegraben wurden, um den Ackerbau nicht zu stören.
Funde
Nach Otto Uenzes Beschreibung von 1951 fand man im Grab Reste von 40 Toten, während er 1956 von 80 Toten schrieb. Czarnetzki vermutet hingegen nur 30 Tote. Jedoch geht der anthropologische Befund von anderen Aussagen aus. Die menschlichen Knochen lagen sowohl verstreut durcheinander, als auch im Verband. An einigen Fundstellen ließ sich nachvollziehen, dass die Bestatteten in mehreren nebeneinander liegenden Querreihen, mit dem Kopf zum Eingang liegend, in bis zu vier Schichten übereinander, bestattet waren. Schädel und Körper waren vielfach voneinander getrennt. Die Schädel wurden an den Wänden aufgereiht. Czarnetzki geht davon aus, dass von den 26 näher bestimmbaren Schädeln zwei von Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren, 19 von Erwachsenen im Alter von 20 bis 40 Jahren und fünf von Erwachsenen im Alter von 40 bis 60 Jahren sind. Aufgrund von Knochenfunden lassen sich noch vier Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren nachweisen. Das durchschnittliche Sterbealter der in Calden freigelegten Bestatteten lag bei 30 Jahren. Die Körpergröße war anthropologisch betrachtet auffallend gering. Bei Männern lag sie nur bei 1,62 bis 1,65 m und bei den weiblichen Funden zwischen 1,50 und 1,59 m. Zudem fallen bei den Funden die bemerkenswerten Hirnschädellängen und die Nasenbreiten auf. Die Zähne sind stark abgenutzt. Jeder 9. Zahn ist kariös. Zahnerkrankungen der Wurzel und Zahnstein sind zu belegen. Die übrigen Funde und Grabbeilagen sind sehr spärlich. Unter den wenigen Scherben fällt ein Bruchstück eines Bechers mit Innenösen auf. Vergleichbare Gefäße sind in der nordwestdeutschen Tiefstichkeramik sowie der Baalberger Kultur nachweisbar. Die Belegung der Grabes erfolgte nach Aussage von 14C-Daten ab ca. 3400 v. Chr. Relativ zahlreich sind aus Feuerstein gefertigte Pfeilspitzen. Klingen und eine Spitze aus Feuerstein gehören ebenso zu den raren Beigaben wie ein Bruchstück aus Roteisenstein sowie eine axtförmige Bernsteinperle. Sehr auffallend sind weiterhin 12 Fuchsunterkieferhälften und über 40 durchbohrte Risszähne von Wölfen, von denen in einem Fall acht zusammenliegend angetroffen wurden. Vermutlich handelte es sich hierbei um rituelle Amulette. Die Funde werden im Hessischen Landesmuseum in Kassel aufbewahrt.
Siehe auch
Literatur
- Albrecht Jockenhövel in: Fritz-Rudolf Herrmann, Albrecht Jockenhövel: Die Vorgeschichte Hessens. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0458-6, S. 337.
- Irene Kappel: Steinkammergräber und Menhire in Nordhessen. Staatliche Kunstsammlungen, Kassel 1978, S. 35–39 (Führer zur nordhessischen Ur- und Frühgeschichte 5).
- Jörg Lindenthal: Kulturelle Entdeckungen. Archäologische Denkmäler in Hessen. Jenior, Kassel 2004, S. 47f., ISBN 3-934377-73-4.
- Dirk Raetzel-Fabian: Calden. Erdwerk und Bestattungsplätze des Jungneolithikums. Architektur – Ritual – Chronologie. Mit Beiträgen von Gerd Nottbohm, Kerstin Pasda, Gesine Weber und Jaco Weinstock. Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-3022-8 (Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 70).
51.3994444444449.3997222222222Koordinaten: 51° 23′ 58″ N, 9° 23′ 59″ O
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