Tiefstichkeramik

Tiefstichkeramik

Die erste neolithische Kultur, die über die Lößgrenze nach Norden vordringt ist die nordwestdeutsche Trichterbecherkultur (TBK) die in einer bestimmten Phase (nach H.-J. Beier zwischen 3500 und 3000 v. Chr.) durch Tiefstichkeramik identifiziert wird. In Sachsen-Anhalt sind etwas über 100 Fundorte mit Tiefstichkeramik bekannt. Hinzu kommen dort ca. 400 Megalithanlagen. Auch in und bei der Totenhütte von Großenrode II wurde Tiefstichkeramik geborgen. Sie weist aber auch Bezüge zur Wartbergkultur auf. Es gibt immer noch wenige Anhaltspunkte über Lebensweise, soziale Struktur und Wirtschaftsweise der frühen TBK-Gruppen.

Inhaltsverzeichnis

Forschung

Heute wird die gesamte Gruppe als nordwestdeutsche TBK bezeichnet. Mit Tiefstich werden nur die regionalen Vorkommen bestimmter Keramik bezeichnet. Es gibt Tiefstichkeramik als:

  • Altmärkische
  • Emsländische
  • Mecklenburgische

P. L. B. Kupka war der erste (1922) der sich mit ihr beschäftigte und den Begriff "Langgrabkeramik" bzw. "-ware" einführte. 1938 wurde sie in Anlehnung an K. H. Jacob-Friesen in "Langdolmenware" umbenannt. Die erste zusammenfassende Arbeit zur altmärkischen Ware schrieb J. Preuß erst 1980. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine eingehende Behandlung und die Keramik wurde mit einer Kulturgruppe assoziiert.

Siedlungen

Insgesamt sind nur wenige Siedlungen der nordwestdeutschen TBK bekannt, die häufig am Rande von Geschiebemergelflächen und an Hängen liegen. In den meisten Verbreitungsräumen herrschen entkalkte Böden vor. Östlich der Elbe wurden auch Binnendünen besiedelt. Das Verbreitungsgebiet der Keramik weist voneinander getrennte Siedlungsräume auf. Flussläufe spielten bei der Verbreitung offenbar eine größere Rolle. Es gibt allein in Sachsen-Anhalt die Vorkommen in der Altmark, an der Ohre und beiderseits der Elbe bis zur Muldemündung.

Vollständige Hausgrundrisse fehlen weitgehend. Aus Wittenwater, Kreis Uelzen sind anhand der Pfostenspuren sowohl Langhäuser als auch kleinere Pfostenhäuser belegt. Am Probsthorn, bei Haldensleben wurde vermutlich ein Grubenbaus (Stahlhofen 1982) ausgegraben. Die Siedlungsgruben in Niedergörne, Kreis Stendal fanden wegen zahlreicher Tierreste besonderes Interesse. (Stolle/Benecke/Beran 1988).

Keramik

Die saubere Oberflächenbehandlung und der Gebrauch von geschlämmtem, fein gemagertem Ton, sind für verzierte Ware charakteristisch. Dagegen ist Grobkeramik stark gemagert. Die wichtigsten Gefäßformen sind:

  • Ösenbecher
  • Trichterbecher
  • steilwandige Schüsseln
  • verschiedene Schultergefäße. Darunter:
    • einhenkelige Schultergefäße = Tassen;
    • hochhalsige Schultergefäße = Kannen;
    • flache Schalen.

Daneben gibt es die seltenen

  • Fußschalen
  • Fruchtschalen,
  • Löffel
  • Tonscheiben
  • Tontrommeln

Noch vielfältiger ist die Grobkeramik (Siedlungskeramik). Es kommen große bauchige Trichterrandgefäße, große amphorenartige Gefäße mit kräftigen Henkeln und Töpfe mit kurzem Trichterrand vor.

Verzierung

Jeder Gefäßform sind bestimmte Verzierungselemente eigen. Die Verzierung ist reichhaltig und vielfältig. Furchenstichreihen sind dominant bzw. überwiegen, auch Schnittlinien sind häufig. Die Verzierung erfolgt durch senkrechte Riefen, Furchenstich und Schnittlinien. Einkerbungen, runde Einstiche und Stacheldrahtlinien kommen vor. Zierelement sind senkrechte Bänder und horizontale Winkel in Gruppen. Mitunter fand man die Reste einer weißen Paste, mit der die Verzierung ausgelegt war. Auch plastische Elemente, wie Leisten und Kanneluren treten auf. Sie sind vorwiegend an Gefäßen ohne Ritz- und Stichverzierungen zu finden.

Literatur

  • Beier H.-J & Einicke R.: Das Neolithikum im Mittelelbe-Saale-Gebiet und in der Altmark 1994
  • Cingula V. De Bussey Ellerman Harms: The TRB West Group: Studies in the Chronology and Geography of the makers of Hunebeds and Tiefstich Pottery. Amsterdam 1979.
  • Knöll H.: Die Nordwestdeutsche Tiefstichkeramik und Ihre Stellung im Nord- und Mitteleuropäischen Neolithikum. Münster 1959.
  • Knöll H.: Handel und Wandel bei der Emsländischen Gruppe der nordwestdeutschen Tiefstichkeramik. Archäologisches Korrespondenzblatt, 14, 1984
  • Preuss J.: Die altmärkische Gruppe der Tiefstichkeramik. Berlin 1980.

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