Weltspiele der Auslandspolen

Weltspiele der Auslandspolen

Die Weltspiele der Auslandspolen (polnisch: Światowe Igrzyska Polonijne) sind Sportwettkampfveranstaltungen, die für Angehörige der Polonia, der polnischen Diaspora, organisiert werden. Es gibt sowohl Sommer- als auch Winterspiele, die im jährlichen Wechsel an verschiedenen Orten in Polen ausgetragen werden. Ziel der Spiele ist es, im Ausland lebende Polen enger an das Land ihrer Vorfahren zu binden. In seinen Grundsätzen folgen die Weltspiele der olympischen Idee, nach der die Teilnahme und nicht der Sieg das Wichtigste ist.[1] Organisiert wird die Veranstaltung von der Vereinigung „Polnische Gemeinschaft” (Wspólnota Polska), unterstützt vom polnischen Staatspräsidenten als Schirmherr sowie dem Auslandssender TVP Polonia, der die Schirmherrschaft der Medien übernahm.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hintergrund

Bereits um die Jahrhundertwende um 1900, das heißt noch während der dritten Teilung Polens, trafen sich polnische Sportler aus nah und fern, um sich in Wettkämpfen zu messen. Ein Beispiel ist das „Treffen der Polnischen Falkenschaft” (Zlot Sokolstwa Polskiego), das 1910 in Krakau stattfand. Anlass war das 500jährige Jubiläum der Schlacht bei Tannenberg, weshalb das Ereignis in Polen auch als „Grunwalder Treffen” (Zlot Grunwaldzka) bezeichnet wird. An der Sportveranstaltung nahmen rund 10.000 Polen aus Europa und den USA teil.[1]

In den 1930er Jahren erlebte der Sport auch für Polen eine rasante Entwicklung, wozu vor allem die Goldmedaillen von Stanisława Walasiewicz und Janusz Kusociński während der Olympischen Sommerspiele 1932 in Los Angeles beitrugen. Die aufkommende Sportbegeisterung führte zur Gründung zahlreicher polnischer Sportvereine in der Diaspora.[1]

Während des „V. Kongresses des Organisationsrates von Polen im Ausland”, der im November 1933 in Warschau stattfand, wurde die Organisation der „ersten Polonia-Sportspiele” (I. Polonijnych Igrzysk Sportowych, PIS) beschlossen. Sie richteten sich an Polen aus dem Ausland und der Freien Stadt Danzig. Zur Durchführung wurde ein Komitee einberufen, dem der Senatsmarschall Władysław Raczkiewicz vorstand.[1]

Die ersten Spiele im Jahr 1934

Bei den ersten Weltspielen für Auslandspolen 1934 in Warschau nahmen schließlich 400 Athleten teil. Die Sportler bildeten 13 Teams, darunter kamen Teilnehmer aus Kanada, Brasilien und der Mandschurei. Die größte Mannschaft bildeten Polen aus der Freien Stadt Danzig mit 64 Wettkämpfern. Der Eröffnungsfeier am 1. August 1934 im Warschauer Stadion Wojska Polskiego wohnte der polnische Präsident Ignacy Mościcki bei. Nach Abspielen der Nationalhymne und Hissen der Flagge erfolgte der Einmarsch der Athleten, die alle einheitlich in weißem Hemd und roter Krawatte gekleidet waren. Erfolgreichste Mannschaft waren die polnischen Emigranten aus Frankreich, gefolgt von den Sportlern aus Danzig und der Tschechoslowakei.[1]

1974 bis heute

Die angespannte Situation in Europa und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Ende der 1930er Jahre war ein Grund, das die Spiele erst wieder nach 40jähriger Pause 1974 in Krakau eine Fortsetzung fanden. Die Behörden verhinderten dabei eine Teilnahme von ethnischen Polen aus der Sowjetunion, die erst seit 1991 an den Spielen ungehindert teilnehmen können.[1]

1989 fanden in Zakopane erstmals die „Weltwinterspiele der Auslandspolen” statt. Sie waren ursprünglich im dreijährigen Rhythmus geplant, wurden aber erst seit 2000 nach achtjähriger Pause regelmäßig alle zwei Jahre ausgetragen. Die Weltsommerspiele fanden bereits seit 1997 im regelmäßigen Turnus von zwei Jahren statt, so dass seit 2000 abwechselnd jedes Jahr entweder Sommer- oder Winterspiele veranstaltet werden.[1]

1990 wurde in Warschau die Vereinigung „Polnische Gemeinschaft” (Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”) gegründet, die bis heute die Weltspiele organisiert. Das Ziel der Vereinigung ist es, die Bande unter Auslandspolen zu stärken. Der langjährige Vorsitzende der Vereinigung, der Politiker Andrzej Stelmachowski, setzte sich in den 1990er Jahren vehement für eine Neubelebung der Spiele ein.[1]

Sommerspiele

Nr. Jahr Ort Medaillenspiegel Anmerkungen[3]
XV. 2011 Breslau
XIV. 2009 Toruń 1. DeutschlandDeutschland Deutschland (133)
2. KanadaKanada Kanada (118)
3. LitauenLitauen Litauen (94)
1101 Teilnehmer aus 29 Ländern
in 20 Sportarten[4]
XIII. 2007 Słupsk 1. DeutschlandDeutschland Deutschland (94)
2. LitauenLitauen Litauen (65)
3. TschechienTschechien Tschechien (34)
1068 Teilnehmer aus 28 Ländern[5]
XII. 2005 Warschau 1. WeissrusslandWeißrussland Weißrussland (96)
2. DeutschlandDeutschland Deutschland (104)
3. KanadaKanada Kanada (48)[6]
1000 Teilnehmer aus 28 Ländern
XI. 2003 Posen 1. WeissrusslandWeißrussland Weißrussland (84)
2. LitauenLitauen Litauen (99)
3. MoldawienMoldawien Moldawien (27)
700 Teilnehmer[7]
X. 2001 Sopot 1. DeutschlandDeutschland Deutschland (98)
2. LitauenLitauen Litauen (58)
3. WeissrusslandWeißrussland Weißrussland (40)[8]
500 Teilnehmer aus 21 Ländern
IX. 1999 Lublin 350 Teilnehmer aus 16 Ländern
VIII. 1997 Lublin 600 Teilnehmer aus 24 Ländern
VII. 1991 Krakau 271 Teilnehmer aus 14 Ländern
VI. 1987 Krakau 1300 Teilnehmer, 29 Teams
V. 1984 Warschau 1500 Teilnehmer, 14 Teams
IV. 1981 Krakau 383 Teilnehmer, 12 Teams
III. 1977 Krakau 700 Teilnehmer, 15 Teams
II. 1974 Krakau 319 Teilnehmer, 13 Teams,
Einführung von Altersklassen
I. 1934 Warschau 1. FrankreichFrankreich Frankreich
2. Flag of the Free City of Danzig.svg Freie Stadt Danzig
3. TschechoslowakeiTschechoslowakei Tschechoslowakei
400 Teilnehmer, 13 Teams

Winterspiele

Nach achtjähriger Pause wurde gleichzeitig mit der Neuorganisation ab 2000 begonnen, die Spiele zu nummerieren. Zwischen 2008 und 2010 sprang im Zuge einer Rückbesinnung auf ehemalige Spiele die Nummerierung von V auf VIII.[2]

Nr. Jahr Ort Medaillenspiegel Anmerkungen[9]
VIII. 2010 Zakopane 1. TschechienTschechien Tschechien (40)
2. LitauenLitauen Litauen (30)
3. KanadaKanada Kanada (29)[2]
V. 2008 Schlesische Beskiden 1. KanadaKanada Kanada (42)
2. RusslandRussland Russland (30)
3. SchwedenSchweden Schweden (26)[10]
IV. 2006 Beskiden
III 2004 Beskiden 600 Athleten
in sieben Disziplinen[11]
II. 2002 Beskiden 1. TschechienTschechien Tschechien (386 P.)
2. LitauenLitauen Litauen (275 P.)
3. WeissrusslandWeißrussland Weißrussland (201 P.)
500 Teilnehmer
aus über 20 Ländern[12]
I. 2000 Beskiden 220 Athleten aus 16 Ländern
in vier Disziplinen[11]
1992 Zakopane
1989 Zakopane
1986 Zakopane

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c d e f g h Jerzy Dąbrowa: Krótka historia Igrzysk Polonijnych In Team Canada Dolny Śląsk 2011, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  2. a b c Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: VIII Światowe Zimowe Igrzyska Polonijne, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  3. Nicht in jedem Fall stand ein Team auch für einen Staat.
    Soweit nicht anders angegeben, stammen die Angaben von Jerzy Dąbrowa: Krótka historia Igrzysk Polonijnych
  4. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: Igrzyska Polonijne w Toruniu, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  5. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: XIII Światowe Igrzyska Polonijne - Słupsk 2007, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  6. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: XII Światowe Igrzyska Polonijne - WARSZAWA 2005, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  7. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: XI Światowe Igrzyska Polonijne - POZNAŃ 2003, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  8. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: "Przez sport do polskości", abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  9. Soweit nicht anders angegeben, stammen die Angaben von der Vereinigung „Wspólnota Polska”: VIII Światowe Zimowe Igrzyska Polonijne
  10. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: V Światowe Zimowe Igrzyska Polonijne "Śląsk-Beskidy 2008", abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  11. a b Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: Rosja - Hej, kto Polak - na BESKIDY!, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)
  12. Stowarzyszenie „Wspólnota Polska”: Polonijne Igrzyska Zimowe - Beskidy 2002, abgerufen am 28. November 2010 (polnisch)

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