Sächsischer Landtag (Gebäude)

Sächsischer Landtag (Gebäude)
Sächsischer Landtag, Plenarsaal

Der Sächsische Landtag ist ein Gebäude am Bernhard-von-Lindenau-Platz in Dresden, welches dem Landesparlament des Freistaats Sachsen als Sitz dient. Kennzeichen des Baus sind die Transparenz der Glasfassaden und die offenliegende Stahlskelettkonstruktion.[1] Das Gebäude, das einige Auszeichnungen gewann, wurde von Peter Kulka entworfen und zwischen 1991 und 1993 gebaut. Eine Besonderheit des Landtagsgebäudes ist das Bürgerfoyer, wo regelmäßig Ausstellungen stattfinden.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Sächsische Landtag liegt am linken Elbufer in der Wilsdruffer Vorstadt in Dresden. Es wird begrenzt im Osten von der Elbe, im Norden vom Erlweinspeicher und der Neue Terrasse, im Westen durch die Devrientstraße und im Süden durch den Bernhard-von-Lindenau-Platz. Früher befand sich ungefähr an dieser Stelle das Staatliche Fernheiz- und Elektrizitätswerk, das jedoch den alliierten Bombenangriffen am 13. Februar 1945 zum Opfer fiel.

Beschreibung

Die Sachsenkarte im Plenarsaal des Sächsischen Landtages
Das Bürgerfoyer des Sächsischen Landtages bei einer Ausstellung

Peter Kulka errichtete einen kontrastierenden Gebäudekomplex, bestehend aus alter und neuer Bausubstanz.[1] So umfasst der Gebäudekomplex das alte Landesfinanzamt und den neuen Haupteingang mit Plenarsaal. Der Neubau ist niedriger als der Altbau mit Turm und ordnet sich damit diesem unter. Diese Staffelung in der Gebäudehöhe bildet die Fortsetzung der Bebauung des Terrassenufers, der niedrige Gebäude am Fluss und höhere Gebäude dahinter aufweist.

Der Altbau wurde für das Landesfinanzamt und die Zollverwaltung im Stil der Neuen Sachlichkeit von Barthold und Tiede 1928 bis 1931 erbaut. Die Putzfassaden sich „sehr nüchtern … mit einfachen Fensterreihungen über die ganze Länge des kubischen Gebäudes“.[2] gestaltet worden. Die Fenster des Altbau haben vorgezogene Gewände aus Granit, die Dächer sind flachgeneigt. An der Ecke Holländische/Devrientstraße befindet sich ein Turmbau mit Haupteingang. Während der Elbflügel und der Zollspeicher zur Kleinen Packhofstraße im Krieg zerstört wurden, blieben die beiden anderen Flügel an der Devrientstraße und Holländischen Straße erhalten.[3]

Von 1991 bis 1994 baute Kulka den Elbflügel und den Flügel entlang der Kleinen Packhofstraße als Stahlskelettbau mit transparenter Glasfassade im Stil der klassischen Moderne auf. [4]Am Gelenk der beiden Flügel in der Nordecke, befindet sich der Sitzungssaal mit gekrümmter Glasfassade. Dieser Saal ruht unter einem quadratischen Stahldach, der von vier massiven Kreuzstützen getragen wird. „Details der Kreuzstützen und die Konstruktion des überkragenden Kassettendaches“[2] wurden nach dem Vorbild der Neuen Nationalgalerie Mies van der Rohes erbaut. Ein Haupteingang mit weit vorkragendem, dünnen Dach führt zum Plenarsaal. [1] Im Innern hat der Plenarsaal die Form eines Kreises, wobei die im ersten Obergeschoss des Plenarsaals befindliche Besuchertribüne diese Form wieder aufnimmt. Die Wand des Plenarsaals besteht aus einer gekrümmten Holzverkleidung, die im Erdgeschoss beginnt und seine Fortsetzung im Obergeschoss hinter der Besuchertribüne, findet. Diese Wand trennt den Plenarsaal vom Abgeordnetenfoyer.

Auf dem Dach des Hauptportals befindet sich das Restaurant Chiaveri.

Geschichte

Der Sächsische Landtag hatte nach der Wende in der DDR seinen Sitz vom 27. Oktober 1990 bis zum 17. September 1993 in der Dreikönigskirche in Dresden. Da die Kirche keine dauerhafte Lösung war, suchte man nach einer geeigneten Lösung. Zunächst gab es keinen Zweifel, dass das Parlament wieder in das an der Brühlschen Terrasse gelegene Ständehaus einziehen würde. Das vom Reichstagsarchitekten Paul Wallot errichtete Ständehaus stand seit 1907 dem Parlament zur Verfügung. Nicht nur sein scheinbar guter Bauzustand, sondern vor allem der traditionelle Bezug förderten die Überlegungen, es wieder als Parlamentsgebäude zu nutzen.

Tiefer gehende Betrachtungen führten allerdings zu der Erkenntnis, dass die im Ständehaus seit langem untergebrachten Museen mit deren bedeutenden Sammlungen für eine Wiedernutzung durch das Parlament einen nicht kalkulierbaren zeitlichen Unsicherheitsfaktor darstellten. Vor allem sprach jedoch der Vergleich zwischen den Nutzungsanforderungen eines modernen Parlaments und den gegebenen baulichen Voraussetzungen von 1907 für eine andere Lösung. Somit entschied man sich für einen Neubau.

Am 20. März 1991 lobte man den ersten Realisierungswettbewerb für Architektur in Sachsen aus. Am 28. Mai desselben Jahres kürte das Preisgericht um Winfried Sziegoleit den Dresdner Architekten Peter Kulka zum Gewinner[5], der darauf mit den Planungen begann. Am 1. Oktober begann bereits die ersten Abbrucharbeiten und 11. Dezember 1991 folgte der erste Spatenstich. Am 19. Mai 1992 fand die Grundsteinlegung statt und im November feierte man bereits Richtfest der Neubauten.

Anlässlich des 3. Jahrestages der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1993 wurde eine Festsitzung im neuen Plenarsaal abgehalten. Seine erste offizielle Sitzung erfolgte wenige Tage später am 14. Oktober 1993. Die offizielle Übergabe fand jedoch erst am 14. Februar 1994 statt.

Am 1. Januar begann man mit den Rekonstruktions-, Umbau und Erweiterungsarbeiten des ehemaligen Gebäude des Landesfinanzamtes in der Dresdner Devrientstraße, welches zwischen 1928 und 1931 errichtet worden war. In diesem Gebäude saß von 1946 bis 1990 die Stadt- und Bezirksleitung der SED. Am 15. September 1997 übergab man auch das Gebäude offiziell dem Landtag, das seitdem uneingeschränkt benutzbar ist

Letztlich wurde noch die Holländische Straße vor dem Landtag zwischen September und Dezember 1999 umgebaut. Am 6. Dezember 1999 wurde sie offiziell in Bernhard-von-Lindenau-Platz umbenannt.

Beim Elbhochwasser 2002 wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Schadensbeseitigung wurden zusätzliche Elemente eines präventiven Hochwasserschutzes umgesetzt, beispielsweise die Verlegung der empfindlichen Technikzentralen in Obergeschosse.

Auszeichnungen

Literatur

  • Ingeborg Flagge: Dresden, Stadtführer zeitgenössischer Architektur. Das Beispiel, Darmstadt 2004, ISBN 3-935243-48-0. S. 9 (Sächsischer Landtag)
  • Gilbert Lupfer, Bernhard Sterra und Martin Wörner (Hrsg.): Architekturführer Dresden. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01179-3.
  • Holger Gantz: 100 Bauwerke in Dresden: Ein Wegweiser zu Bauwerken von historischem und baukünstlerischem Rang. Schnell und Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1111-4.
  • Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Lupfer et al., Nr. 35 (Sächsischer Landtag)
  2. a b Gantz, S. 16f., Nr. 14 (Sächsischer Landtag, Devrientstraße 4, Holländische Straße 2)
  3. May et al., S. 29, Bild-Nr. 23 (Bezirks- und Stadtleitung der SED, Devrientstr. 4, 1928/31, Arch. Thiede.)
  4. http://www.das-neue-dresden.de/iccd.html
  5. http://www.landtag.sachsen.de/de/architektur_kunst/projekt_landtag/222.aspx
  6. a b c d "1991 – 1997 Sächsischer Landtag" auf der Homepage von Peter Kulka
51.05672467722213.733092546389

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