Trossenfurt

Trossenfurt
Trossenfurt
Gemeinde Oberaurach
Koordinaten: 49° 56′ N, 10° 40′ O49.92583333333310.66307Koordinaten: 49° 55′ 33″ N, 10° 39′ 36″ O
Höhe: 307 m ü. NN
Einwohner: 653
Eingemeindung: 1978
Postleitzahl: 97514
Vorwahl: 09522

Trossenfurt ist ein Ortsteil der Gemeinde Oberaurach, die sich im Süden des unterfränkischen Landkreises Haßberge befindet.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Der Ort liegt im Tal der oberen Aurach im nördlichen Steigerwald. Nachbarorte sind Eltmann (6,1 km) und Weisbrunn (2,5 km) im Norden, Kirchaich (1,8 km) im Osten, Hummelmarter (2,9 km) im Süden und Tretzendorf (0,9 km) im Westen.

Der höchste Punkt des Ortes befindet sich auf 341 m ü. NN (Kapelle auf dem Kirchberg), der niedrigste auf etwa 303 m ü. NN an der Aurachbrücke (Conrad-Vetter-Straße 36 bzw. 45).

Geschichte

Historische Karte von Trossenfurt aus dem Jahr 1847

Das nordöstliche Gebiet des Steigerwaldes wurde bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts von Slawen bewohnt.[1] Mit Unterstützung dieser slawischen Siedler entstand vermutlich im 8./9. Jahrhundert die Rodung Trossenfurt (früher auch Trosenfurt). Der Ortsname beinhaltet wahrscheinlich den slawischen Vornamen Droz / Drez (vgl. Nachbarort Tretzendorf und Trosdorf bei Bischberg).[2]

Die Bodenverhältnisse erlaubten nur mittelmäßigen Getreide- und etwas Hopfenbau, während die Mehrheit der Bewohner früher vom Holzhandel lebte.

Aus einem 1865 von Conrad Vetter gegründeten kleinen Steinmetzbetrieb entwickelte sich, begünstigt durch den Bauboom der Gründerzeit, rasch ein großes Unternehmen ("Deutsche Steinwerke AG"), das heute noch in Eltmann existiert. Conrad Vetter eröffnete um Trossenfurt und Tretzendorf herum bedeutende Steinbrüche aus Sandstein.

Seit 1978 gehört Trossenfurt zur neugebildeten Gemeinde Oberaurach.

Kirchliche Verhältnisse

Ursprünglich bildete Trossenfurt einen Teil der Großpfarrei Eltmann, wie aus einem Dokument von 1423 hervorgeht.[3] Es scheint zu dieser Zeit aber schon Lösungsbestrebungen von der Mutterkirche gegeben haben, da 1425 der Kapelle zu Trossenfurt ihr Taufstein und Friedhof bestätigt wurden, was normalerweise nur Pfarrkirchen vorbehalten war.[4] Doch auch noch 1520 gehörten Trossenfurt und Tretzendorf zur Pfarrei Eltmann.[5] 1650 waren beide Dörfer Filialen der Pfarrei Oberschleichach[6], wurden 1671 vorübergehend wieder zur Pfarrei Eltmann und bald darauf erneut zur Pfarrei Oberschleichach gezählt. Mit der Führung von Kirchenmatrikeln wurde 1687 begonnen. 1802 wurde in Trossenfurt eine Kaplanei eingerichtet, jedoch bereits 1805 wieder aufgehoben. Erst 1922 wurde der Ort zur Kuratie erhoben, nunmehr mit Oberschleichach als Filialkirche. Seit 2009 gehören beide Gemeinden wieder zu Eltmann.

Da die Reformation auf Trossenfurt keine Auswirkungen hatte, blieb das Dorf bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts rein katholisch. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einem Zuzug einiger evangelisch-lutherischer Glaubensangehöriger, die von der Pfarrei Trabelsdorf betreut werden.

Sehenswürdigkeiten

  • katholische Kirche St. Jacobus der Ältere: aus Sandstein gefertigter Saalbau mit Satteldach, Chorturm mit halbrunder Apsis und Zwiebelhaube mit Laterne; erbaut in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Chor im 15. Jahrhundert, das Langhaus wurde von 1730 bis 1750 verändert und 1922 bzw. 1975 erweitert.
  • Conrad-Vetter-Str. 36: früher Brauerei und Gasthof Zettelmaier: eingeschossiger Sandsteinbau mit Mansardenwalmdach aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts; Scheune und Stall ein- und zweigeschossig, aus Sandsteinquadern mit Satteldach, 19. Jahrhundert; Remise mit Satteldach und Bodenraum aus dem 19./20. Jahrhundert; Kegelbahn mit offenem Satteldach auf Holzständern und Kopfbau aus Sandsteinquadern aus dem 19. Jahrhundert. Die Brauerei wurde 1870 gegründet und gehörte 1876 Georg Büttner, 1920 Michael Büttner, 1950/55 Konrad Zettelmaier und 1960 Georg Zettelmaier.[7] 1959 wurden 30 Einzel- und Doppelzimmer mit "fließendem Wasser" angepriesen.[8] Die Brauerei wurde 1963 geschlossen[9], die Gaststätte noch bis etwa 1990 betrieben. Die Brauerei Roppelt (An der Steige 2) steht zwar nicht unter Denkmalschutz, befindet sich aber seit 1889 in Familienbesitz und lässt sich bis 1701 zurückverfolgen.[10]
  • Raiffeisenstraße 5: von Conrad Vetter 1897 erbaute Villa im Renaissance-Stil inmitten einer Parkanlage mit altem Baumbestand, eingeschossiger Bau aus Sandsteinquadern mit Risaliten, Eckerker und Mansardenwalmdach, auf der Nordseite zweigeschossiger Satteldachflügel aus Sandsteinquadern.
  • Kapelle für die Gefallenen des 2. Weltkrieges auf dem Kirchberg, 1952 erbaut.

Literatur

  • Eisenmann, Joseph Anton Eisenmann und Hohn, Carl Friedrich: Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern, Band II, 1832
  • Schöffel, Paul: Pfarreiorganisation und Siedlungsgeschichte im mittelalterlichen Mainfranken, in: Mainfränkische Heimatkunde 2, Würzburg 1950, S.7-39
  • Klarmann, Johann Ludwig: Der Steigerwald in der Vergangenheit, Gerolzhofen 1909
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Band 1, Mitteldeutschland, 1914
  • Radl, Walter: Ortsnamen im Landkreis Haßfurt, Heimatbogen des Bezirksschulamts Haßfurt 3/1963
  • Tittmann, Alexander: Haßfurt - der ehemalige Landkreis, München 2003 (Veröffentlichung der Kommission für bayerische Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I, Heft 33)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klarmann, Johann Ludwig, Der Steigerwald in der Vergangenheit, S. 26-28
  2. Radl, Walter, Ortsnamen im Landkreis Haßfurt, S. 30
  3. Diözesanarchiv Würzburg, Sign. S 2, f. 32
  4. Diözesanarchiv Würzburg, Sign. S 2, f. 30 f.
  5. Schöffel, Pfarreiorganisation, S. 15
  6. Diözesanarchiv Würzburg, Dekanat Gerolzhofen, VR 1650, f. 20 f.
  7. http://www.klausehm.de/Page1357.html
  8. http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:a_GWznxygzgJ:archiv.preussische-allgemeine.de/1959/1959_09_26_39.pdf+brauerei+zettelmaier+trossenfurt&cd=26&hl=de&ct=clnk&gl=de&source=www.google.de
  9. http://www.bierdeckelsammler.net/de/brewery/7351
  10. http://wuerzburgwiki.de/wiki/Brauereien_in_Unterfranken

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