Tubbataha Riff

Tubbataha Riff

Das Tubbataha Riff ist das größte Korallenriff der Philippinen. Der Name Tubbataha entstammt dem Samal. In seiner Bedeutung bezeichnet er ein großes Riff, das nur bei Ebbe aus dem Wasser ragt. Nach einer anderen Deutung soll es „Ruheplatz der Mantas“ bedeuten. Das Riff befindet sich inmitten der Sulusee, etwa 160 km südöstlich von Puerto Princesa, der Hauptstadt Palawans.

Das nördliche Atoll ist ca. 16 km lang und max. 4,5 km breit und enthält im Norden das nur wenige Tausend Quadratmeter große Bird Island. Das südliche, dreieckige Atoll ist ca. 5 km lang und max. 3 km breit. An seiner südlichen Spitze befindet sich auf einer kleinen Insel ein noch in Betrieb befindlicher alter Leuchtturm, dessen extrem schwaches Licht nicht zur Navigation geeignet ist.

Die Atolle sind durch einen 8 km breiten Kanal getrennt. Bei beiden weist das Korallendach eine Breite zwischen 100-300 m auf, liegt bei Flut fast komplett unter Wasser und bildet nur bei starker Ebbe eine geschlossene Form über Wasser. In ihrer Mitte liegen flache, sandige Lagunen, die eine ideale Wohnstätte für Stachelrochen und Schildkröten bilden. Nach außen fallen Korallenwände in Stufen bis auf 1000 m, nach wenigen Kilometern bis auf über 2200 m ab.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Der 500 km lange und 30 km breite Cagayan-de-Sulu-Rücken teilt die Sulusee in das Nordwest- und Südost-Bassin und verbindet die Riffinseln von Cagayan, mit den Nachbarinseln Arena und Cawili sowie Tubbataha und Cagayan de Sulu nordöstlich von Borneo.

Vermutlich sind die Atolle von Tubbataha durch eine eingebrochene Caldera (unterirdische Magmakammer) entstanden, auf deren Rändern sich ein inzwischen knapp 100 m hohes Kalksteindach durch die winzigen Korallenpolypen im Verlauf Abertausender Generationen gebildet hat und die erste Steilstufe erzeugte. Unterstützt wird diese Hypothese durch den knapp südlich des Archipels verlaufenden Sulugraben, der östlich an den Negrosgraben stößt – im Norden führt der Manilagraben weiter. Speziell an diesen Störungen könnten durch Plattentektonik und Subduktion Vulkantätigkeiten vorgekommen sein.

Mariner Nationalpark

Rangerstation

Die philippinische Präsidentin Corazon Aquino erklärte am 11. August 1988 das Riff und die Umgebung zum Nationalpark Tubbataha Reef National Marine Park. Damit wurden die kommerzielle Fischerei und das Sammeln von Korallen verboten, was sich allerdings erst zögerlich, dann Februar 2000 durch die Gründung einer dauerhaften Rangerstation auf einer südlichen Sandbank im nördlichen Atoll fast komplett und flächendeckend durchsetzen ließ. 1993 wurde der Nationalpark von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Das bis jetzt geschützte Gebiet erstreckt sich von 8°44' - 8°57' Nord und 119°48' - 120°03'. Anfang 2005 wurde das nordwestlich liegende Jessie-Beazley-Riff mit einem Durchmesser von 500 m und einer bei Flut 10 m langen und 1 m hohen Sandbank eingegliedert. Zwar ist noch das Fischen und sogar Ankern erlaubt, ab 2006 soll auch dies unterbunden werden.

7 % der Eintrittsgelder fließen direkt zu den Cagayan-Inseln, denen der Nationalpark verwaltungstechnisch unterstellt ist. Auch hier finden sich ausgezeichnete Tauchmöglichkeiten.

Flora und Fauna

Weißspitzen-Riffhai mit Schiffshalter

Der 332 km² große Park enthält etwa 100 km² Korallen. Damit ist er das größte zusammenhängende Riffsystem der Philippinen, das auf Grund der abgelegenen Lage (wieder) weitgehend intakt ist und in der Hitliste von Tauchzeitschriften zu den 10 schönsten weltweit gerechnet wird. Kein Wunder, dass der französische Tauchpionier Jacques-Yves Cousteau dieses Riff als einziges zweimal besuchte. In den Atollen kommen 396 Arten der Blumentierchen (90 % der gesamten Philippinen) vor und bilden u.a. eine bunte, senkrechte, in einer ersten Stufe auf 30-50 m abfallende, ausgezeichnet bewachsene Korallenwand. Aufsehen erregen stellenweise die riesigen Fächer unzähliger Gorgonien, viele Weichkorallen indizieren die gute Wasserqualität.

Wer allerdings ein unberührtes, intaktes Riff erwartet, wird enttäuscht. Vor allem Mitte bis Ende der 1980er Jahre wurde in großem Umfang mit Cyanid und Dynamit und allen anderen illegalen und legalen Fangmethoden gewildert; nicht nur, aber auch von ausländischen Kuttern, die überwiegend aus der Volksrepublik China, Vietnam und Korea kamen. Hinzu kommen Schäden durch Schleppnetze, -leinen und Anker. Die Folgen sind heute noch unübersehbar, wenngleich große Flächen des Korallenschutts inzwischen gut überwachsen sind. Die Wände, vor allem in den tieferen Regionen, haben kaum gelitten. Weißspitzen-Riffhaie, seltener Schwarzspitzen-Riffhaie und Graue Riffhaie, große Thunfische und Makrelen, Zackenbarsche, Napoleon-Lippfische, Schmuck-Langusten sind bei fast jedem Tauchgang anzutreffen, überdimensionierte Stachelrochen schon seltener aber nicht ungewöhnlich. 441 Fischsorten, hier Eier ablegende Suppen- und Echte Karettschildkröten, schließlich acht Meeressäuger (u.a. Delfine) weist die Statistik auf. Seltene Gäste, aber die Chance ist durchaus vorhanden, sind Mantas und Walhaie. Hinzu kommen Korallen aller Gattungen und Arten und eine unüberschaubare Menge von Kleinstlebewesen aus Flora und Fauna.

Wissenschaftlich werden an Biomasse 20-30 metrische Tonnen pro Quadratseemeile als allgemeiner Indikator für einen guten Zustand eines Riffs angenommen. Nach einer Erhebung hat Tubbataha 87,2 zu bieten, auf dem zweiten Platz der Philippinen findet sich Puerto Galera / nordöstliches Mindoro weit abgeschlagen mit 26,24 t wieder.

Komplettiert wird die Inventarliste durch 44 Vogelarten, viele von ihnen nisten auf der nur 300-500 m breiten Insel im nördlichen Atoll mit karger Vegetation; hier ist absolutes Betretungsverbot. Das Gebiet wird vor allem von Seeschwalben (Anous minutus, Anous stolidus, Sterna fuscata, Sterna bergii) und Brauntölpeln (Sula leucogaster) bewohnt. Gelegentliche Besucher sind Albatrosse und Arielfregattvögel (Fregatta ariel).

Tauchsport

Die großartige Unterwasserlandschaft mit ihrem Artenreichtum hat auch viele Sporttaucher angezogen. Obwohl das Riff wegen der rauen See nur von Mitte März bis Mitte Juni besucht werden kann und die Anreise per Schiff von Puerto Princesa 11 bis 15 Stunden braucht (je nach Boot und Wetterlage), nimmt die Attraktivität bei den Tauchern immer mehr zu. Trotzdem erreichen die Atolle nur weniger als Tausend Menschen pro Jahr. Die Sicht unter Wasser beträgt je nach Bedingungen 15 bis 40 m und an manchen Tagen – vor allem im Mai – bis 45 m.

In den Tubbataha-Atollen können urplötzlich extreme, für unerfahrene Taucher lebensgefährliche vertikale und horizontale Strömungen auftreten („Waschmaschine“).

Literatur

Zusammenfassungen einer wissenschaftlichen Studie zu den Riffen. Überwiegend in Englisch mit tagalog-Einstreuungen (erstellt in den Philippinen).

  • Yasmin D. Arquiza / Alan T. White: Tales from Tubbataha. Natural history, resource use and conservation., 2. Auflage, 1999, ISBN 971-569-337-7

Weblinks

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