Uller (1876)

Uller (1876)

Die Uller war ein Kanonenboot 2. Klasse der norwegischen Marine, das vor dem Ersten Weltkrieg zum Minenleger umgebaut wurde, im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Kriegsmarine erbeutet und in Dienst gestellt wurde, und am 1. Mai 1940 nach einem Bombenangriff norwegischer Marineflieger gesprengt werden musste. Das Boot war benannt nach dem altnordischen Gott Uller.

Inhaltsverzeichnis

Bau und Technische Daten

Kanonenboot der Vale-Klasse, 1874

Die Uller war eins von fünf Booten der Vale-Klasse, die in den Jahren 1874 bis 1876 auf der Karljohansvern-Werft in Horten (Norwegen) für die norwegische Marine gebaut wurden. Ihre Schwesterschiffe waren Vale, Brage, Nor und Vidar. Die Boote waren für die Küstenverteidigung konzipiert.[1] Die Uller wurde 1874 mit der Baunummer 55 auf Kiel gelegt, lief am 21. Juli 1876 vom Stapel und wurde noch im gleichen Jahr in Dienst gestellt. Sie war 27,3 m lang und 7,9 m breit, hatte maximal 2,2 m Tiefgang und verdrängte 238 Tonnen standard bzw. 250 t maximal. Der Antrieb bestand aus zwei Verbund-Dampfmadschinen mit 210 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 8 Knoten. Die Bunkerkapazität betrug 20 t Kohle, die Reichweite 600 Seemeilen. Das Boot war mit einer gezogenen 21-cm-Vorderlader-Kanone von Armstrong Elswick, einer 1-Pfünder-Schnellfeuerkanone und einer 1-Pfünder-Revolverkanone bewaffnet. Die Besatzung zählte 41 Mann.

In den Jahren 1911-1913 wurden die fünf Boote der Klasse zu Minenlegern umgerüstet, die bis zu 50 Minen aufnehmen und legen konnten. Ihre Bewaffnung bestand nunmehr aus einer 12-cm-Kanone und drei 37-mm Kanonen.

Schicksal

Die Uller versah Routinedienst in norwegischen Gewässern. Dazu gehörte nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs das Legen von defensiven Minensperren zum Schutz norwegischer Häfen und Schifffahrtswege. Während des deutschen Aufmarsches zum Angriff auf Norwegen ging der deutsche Frachter Sao Paulo (4297 BRT) der sogenannten Ersten Ausfuhr-Staffel am 9. April 1940 in einer Minensperre vor Bergen verloren, die von den beiden Minenlegern Uller und Tyr am selben Tag ausgebracht worden war. Noch am gleichen Tag wurde die Uller selbst, zusammen mit dem kleinen Torpedoboot Brand (107 t) beim Minenlegen westlich von Bergen von den einlaufenden deutschen Kriegsschiffen überrascht und erbeutet.

Die Kriegsmarine nahm das Boot unter deutscher Flagge in Dienst und nutzte es zum Legen von Minensperren. Besatzung und Ausrüstung kamen von dem am 11. April auf Grund gelaufenen Minenschiff Schiff 111. Am 30. April 1940 marschierten die Uller und der inzwischen ebenfalls von der Kriegsmarine erbeutete Minenleger Tyr mit insgesamt 80 Minen an Bord zum Eingang des Sognefjords, der noch in norwegischer Hand war, um die dort befindlichen norwegischen Kriegsschiffe im Fjord zu blockieren. Norwegische Beobachter meldeten die Ankunft der beiden Schiffe aber noch ehe sie in den Fjord einfuhren, und sie wurden daraufhin abends gegen 22:00 Uhr von zwei MF.11-Seeaufklärern der norwegischen Marineflieger mit Bomben angegriffen. Alle neun abgeworfenen Bomben verfehlten allerdings ihre Ziele. Die beiden Minenleger fuhren weiter nach Norden in den Fjord hinein und begannen, ihre Minen zu legen. In den frühen Morgenstunden des 1. Mai, kurz nachdem die beiden Boote mit dem Minenwerfen begonnen hatten, lief die Uller bei der Insel Losneøy auf Grund. Abschleppversuche der Tyr waren erfolglos. Die Tyr legte danach erst einmal ihre eigenen Minen aus und kehrte dann zur Uller zurück, um einen erneuten Abschleppversuch zu machen. Dabei riss die zum Schleppen benutzte Ankerkette der Uller. Kurz darauf erfolgte ein erneuter Fliegerangriff, diesmal durch eine einzige Heinkel He 115 der norwegischen Marineflieger, die in zwei Anflügen eine 250-kg und vier 50-kg-Bomben abwarf. Eine davon detonierte unmittelbar neben der Bordwand der Uller und beschädigte diese so sehr, dass das Boot erheblichen Wassereinbruch erlitt. Da weitere Rettungsversuch sinnlos erschienen, übernahm die Tyr die Besatzung des Havaristen und sprengte dann das Boot mitsamt den noch an Bord befindlichen Minen.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Wegen ihrer geringen Größe, dem niedrigen Freibord und dem Fehlen von Masten wurden Boote dieser Art in England als flat-iron gunboats (Bügeleisen-Kanonenboote) bezeichnet.

Weblinks

Literatur

  • Frank Abelsen: Norwegian naval ships 1939-1945. Sem & Stenersen, Oslo, 1986, ISBN 82-7046-050-8 (engl. & norw.).
  • Andreas Hauge: Kampene i Norge 1940. Krigshistorisk Forlag, Sandefjord, 1995, ISBN 82-993369-0-2
  • Ole F. Berg: I skjærgården og på havet – Marinens krig 8. april 1940 – 8. mai 1945. Marinens krigsveteranforening, Oslo, 1997, ISBN 82-993545-2-8 (norw.)

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