Universitätsbibliothek Weimar

Universitätsbibliothek Weimar
Neubau der Universitätsbibliothek Weimar in der Steubenstraße 6
Straßenansicht des Bibliotheksneubaus

Die Universitätsbibliothek Weimar ist eine zentrale Einrichtung der Bauhaus-Universität Weimar und versorgt diese mit Literatur und Informationsdienstleistungen für Studium, Lehre und Forschung. Zugleich ist sie eine öffentliche wissenschaftliche Bibliothek für die Stadt und die Region.

Die Universitätsbibliothek Weimar verfügt über einen Gesamtbestand von mehr als 470.000 Medien, über 1.000 laufend gehaltenen Print- und mehr als 15.000 elektronischen Zeitschriften (Stand 2010) sowie über ein umfangreiches Datenbankangebot und eine Spezialsammlung von DIN-Normen und TGL. Die Bibliothek ist einschichtig organisiert und in den deutschen und internationalen Fernleihverkehr eingebunden.

Der Online-Katalog der Universitätsbibliothek bildet mit den Katalogen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, der Bibliothek der Hochschule für Musik „Franz Liszt“, der Stadtbücherei Weimar und von fünf Behördenbibliotheken den Gesamtkatalog Weimarer Bibliotheken. Er ist Teil des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV). Die Universitätsbibliothek ist Mitglied im Deutschen Bibliotheksverband (DBV), in der Ligue des Bibliothéques Europèennes de Recherche (LIBER) und in der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA).

Untergebracht ist die Bibliothek an ihrem Hauptstandort in zwei Gebäuden (Bibliotheksneubau, Steubenstraße 6 und Limona, Steubenstraße 8). Daneben gibt es eine Zweigbibliothek für Baustoffe/Naturwissenschaften in der Coudraystraße 7.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Weimarer Kunst- und Bauhochschulen reicht zurück bis zur Gründung der „Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar“ im Jahr 1860. Seit dieser Zeit sind regelmäßige Anschaffungen von Büchern und Zeitschriften nachweisbar, die sich zu einem großen Teil bis heute im Bestand der Universitätsbibliothek befinden. Über den Bestand der Kunstschule, die anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens im Jahr 1910 in „Großherzoglich-Sächsische Hochschule für bildende Kunst“ umbenannt wurde, gibt ein Verzeichnis Auskunft, das 1895 angelegt und das bis 1916 weitergeführt wurde (Original im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar).

Neben der Kunsthochschule wurde 1907 – unter der Leitung von Henry van de Velde – die „Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar“ gegründet. Die Gründung des „Staatlichen Bauhauses zu Weimar“ vollzog sich 1919 als Zusammenschluss der Kunsthochschule mit der 1915 aufgelösten Kunstgewerbeschule. Auch für die Zeit des Bauhauses sind mehr oder weniger regelmäßig Neuerwerbungen nachweisbar.

Nach der Vertreibung des Bauhauses aus Weimar 1925 blieb die Hochschule für bildende Kunst bestehen. Ein Neuanfang erfolgte 1946 mit der Gründung der „Staatlichen Hochschule für Baukunst und bildende Künste“. In diesem Rahmen wurde 1947 erstmals eine hauptamtliche Bibliothekarin angestellt, so dass dieses Jahr als das eigentliche Gründungsjahr der (Hochschul-)Bibliothek gilt. Ausbau und Entwicklung der Bibliothek erfolgten bis 1989 gemäß den zentralen Vorgaben der DDR für die Entwicklung der Hochschulen und der Hochschulbibliotheken.

Einen Einschnitt in der Geschichte der Hochschule und der Bibliothek stellte die 3. Hochschulreform im Jahr 1968 dar. Im Gefolge dieser Reform erfolgte die Gründung von Sektionen und Sektionsbibliotheken. In Weimar waren dies zunächst ab 1969 die Sektionsbibliotheken für Architektur, Gebietsplanung und Städtebau, Bauingenieurwesen sowie Rechentechnik und Datenverarbeitung. Hinzu kam ab 1973 noch die Sektionsbibliothek für Baustoffverfahrenstechnik. Daneben erfolgte der Ausbau der Hauptbibliothek mit zentralem Magazinbestand und Lehrbuchsammlung am „Karl-Marx-Platz“ (später „Weimarplatz“).

Ehemaliges Brauereigebäude „Limona“, 1995 zur Zweigbibliothek umgebaut

Nach 1990 musste sich auch die Bibliothek auf den Wandel von der „Hochschule für Architektur und Bauwesen“ zur „Bauhaus-Universität Weimar“ einstellen. Der Neugründung der Fakultäten „Gestaltung“ (1993) und „Medien“ (1996) entsprach der Aufbau entsprechender Buchbestände und Zweigbibliotheken. 1995 konnte mit der Eröffnung der Zweigbibliotheken für „Architektur“ sowie für „Kunst“ und „Medien“ in einem umgebauten Brauerei-Gebäude („Limona“) ein erster Markstein gesetzt werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei wurde mit Baubeginn Dezember 2002 der Neubau der Universitätsbibliothek errichtet, der im August 2005 bezogen werden konnte. Am Standort Steubenstraße hat die Bibliothek damit die Trennung zwischen Sektions- bzw. Zweigbibliotheken und Hauptbibliothek aufgegeben. Die Bibliothek präsentiert hier einen systematisch aufgestellten Freihandbestand von ca. 140.000 Bänden sowie eine frei zugängliche Lehrbuchsammlung mit etwa 32.000 Bänden. Hinzu kommt ein Magazinbestand von ca. 220.000 Bänden.

Architektur

Bibliotheksneubau

Neubau Bibliotheks- und Hörsaalgebäude der Bauhaus-Universität Weimar

Die Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar verfügt seit September 2005 in zentraler Lage - auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei zwischen Frauenplan, Steubenstraße, Schützengasse und Brauhausgasse - über einen Neubau mit ca. 4.500 m² Hauptnutzfläche. Im neuen Bibliotheksgebäude ist zugleich der zentrale Hörsaal (Audimax) der Universität untergebracht. In dem zweiflügeligen Gebäude befinden sich sowohl Benutzungs- als auch Mitarbeiterbereiche. Im ersten Untergeschoss wird der Bau eine Anbindung an das Limona-Gebäude erhalten.

Das Projekt wurde von meck architekten, München realisiert. Das Büro hatte nach dem 1991 ausgelobten Städtebauwettbewerb die Planungen für den Neubau übernommen. Nach vierjähriger Bauzeit und einer Bausumme von 12 Mio. Euro konnte das Gebäude 2005 eingeweiht werden. Der "Neubau Bibliothek und Audimax der Bauhaus-Universität Weimar" erhielt den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2006.

Limona

Limona-Gebäude in der Steubenstraße 8

Der heute als „Limona“ bezeichnete Bau wurde ursprünglich 1875 als Brauereigebäude errichtet. Nach starken Zerstörungen in den Jahren 1888 und 1945 konnte das Gebäude jeweils wieder aufgebaut werden. 1953 wurde die Brauerei in Volkseigentum überführt und für die Limonadenabfüllung umgenutzt. Im Jahre 1989 wurde der Betrieb von Coca-Cola übernommen, die den Bau bereits 1991 wieder an einen Investor übergab. Seit 1993 wird die Limona von der Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar genutzt. Bei dem umfassenden Umbau 1995 wurden im EG und 1.OG die Zweigbibliotheken untergebracht, das 2. und 3. OG wurde für die Fakultät Gestaltung mit eigenem Fotolabor ausgebaut und auf dem Dach entstand ein neues, leicht zurückgesetztes Glasgeschoss mit Vortrags- und Ausstellungsraum.

Architekten: Horst Siegel, Weimar (Projektarchitekt), Sylvelin Rudolf (Bibliothek), Joachim Huber (Studios/Werkstätten), Torsten Brecht/Bernd Rudolf (Glasgeschoss/Ausstellung).

Der Charakter des denkmalgeschützten Limona-Gebäudes steht in Kontrast zur funktionalen Architektursprache der Neubaubibliothek. In dieser unmittelbaren Nachbarschaft tragen jedoch beide Baukörper mit ihren verschiedenartigen Raumkonzeptionen zur Identität des besonderen Ortes bei. Die Glasfront des Neubaus reflektiert die Strukturen des Altbaus zum gegenseitigen Vorteil. In der Limona-Bibliothek wirkt vor allem die klare, gestapelte Regalstruktur raumbildend. Die Vertikalbeleuchtung des modernen Regalsystems ermöglicht auch die geringe Geschosshöhe unter der eingezogenen Empore, akzentuiert die Gänge und gliedert sie rhythmisch. Filigrane Gusseisenstützen mit markanten Kapitellen, mächtige Stahlunterzüge und das Mauerwerk sind respektvoll bewahrte Details einer frühen Industriearchitektur.

Sammelschwerpunkte und Sondersammlungen. DFG-Projekt

Sammelschwerpunkte

  • Architektur, Städtebau, Technischer Ausbau
  • Bauingenieurwesen
  • Bau- und Werkstoffe, Bautenschutz, Bachschäden, Baustofftechnologie
  • Informatik
  • Medien- und Kulturwissenschaften, Philosophie, Soziologie, Sprach- und Literaturwissenschaften
  • Kunst, Design, Fotografie

Spezialsammlungen

  • Bauhausliteratur
  • Künstlerbücher
  • Normen (DIN, TGL)

DFG-Projekt "Digitalisierung und Erschließung des historischen Buch- und Zeitschriftenbestands der Weimarer Kunst- und Bauhochschulen"

In dem auf zwei Jahre angelegten Projekt (2009 – 2011), das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert wird, werden etwa 1.700 Bände aus dem Altbestand der Universitätsbibliothek erschlossen, digitalisiert und zugänglich gemacht. Dabei konzentriert sich das Digitalisierungs- und Erschließungsprojekt auf die Literaturbestände des „Staatlichen Bauhauses Weimar“ und dessen Vorgängereinrichtungen und umfasst die Jahre 1860 bis 1930. Zum einen werden die Digitalisate in den Fällen, in denen es urheberrechtlich problemlos möglich ist, frei zugänglich ins Internet gestellt. Zum anderen dient die Digitalisierung der Schonung der Originale und somit der langfristigen Erhaltung des Buch- und Zeitschriftenbestands. Die Digitalisate werden auf einem Server des „Servicezentrums für Computersysteme und -kommunikation“ (SCC) der Bauhaus-Universität Weimar gespeichert. Zur Präsentation und Verwaltung der Digitalisate wird die Open-Source-Software „GOOBI“ (SUB Göttingen, SLUB Dresden) eingesetzt, installiert von den Firmen „data-quest“ und „intranda“. Weiterer Projektpartner ist die „MSV-Systemhaus GmbH“ in Peine.

Statistik

Das Hochschulforum zwischen Limona-Gebäude und Bibliotheksneubau

Medienbestand 2010

  • Bücher, Zeitschriften und Zeitungen (in Bänden) 473.834
  • Zeitschriften und Zeitungen in gedruckter Form 1.052
  • Zeitschriften und Zeitungen in elektronischer Form 21.451
  • Datenbanken (im Netz) 133
  • Jahreszugang (in Bänden) 9.036

Literaturerwerb 2010 (in Euro)

  • Literaturerwerb 701.894
  • davon für digitale / elektronische Medien 240.679

Benutzung 2010

  • aktive Benutzer 7.613
  • Entleihungen 159.204
  • Bibliotheksbesuche 193.005
  • abgesandte Bestellungen in der Fernleihe 3.696
  • erhaltene Bestellungen in der Fernleihe 4.247

Literatur

  • Siebenbrodt, Michael ; Simon-Ritz, Frank (Hrsg.): Die Bauhaus-Bibliothek: Versuch einer Rekonstruktion. Weimar: Verlag der Bauhaus-Universität, 2009, ISBN 978-3-86068-377-4
  • Peisker, Michaela: Die Qualität von Bibliotheksdienstleistungen aus Kundensicht : theoretische Konzeptualisierung und empirische Untersuchung am Beispiel der Universitätsbibliothek Weimar. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller, 2008, ISBN 978-3-639-02632-0
  • Bauer, Kerstin: Reorganisationsprozess und Mitarbeiterzufriedenheit im Kontext des Bibliotheksneubaus der Universitätsbibliothek Weimar. Berlin : Inst. für Bibl.-Wiss. d. Humboldt-Univ., 2008
  • Simon-Ritz, Frank (Hrsg.) ; Bauer, Kerstin (Bearb.): 50 Jahre Dissertationen an der Hochschule für Architektur und Bauwesen und der Bauhaus-Universität Weimar. Weimar : Verl. der Bauhaus-Univ., 2005, ISBN 3-86068-275-X
  • Simon-Ritz, Frank: Im Herzen der Universität - der Bibliotheksneubau der Bauhaus-Universität Weimar. In: Bibliothek - Forschung und Praxis, Jg. 27 (2003), H. 1/2, S. 122-124
  • Stade, Heinz: Leben und Arbeiten im Denkmal. Köln: H & L Verlag, 2002, ISBN 3-934519-78-4
  • Kranz, Ingrid: Kostbarkeiten der Universitätsbibliothek Weimar. Weimar: Verlag der Bauhaus-Universität, 2000, ISBN 3-86068-130-3
  • Schild, Johannes: Hochschule und Bibliothek für Architektur und Bauwesen - 40 Jahre Bibliotheksarbeit an traditionsreicher Weimarer Hochschule. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen, 1987, Nr. 2, S. 15-22

Weblinks

50.97702111.326829

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Weimar — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Weimar — This article is about the German city. For the parliamentary republic, see Weimar Republic. For the UNESCO World Heritage Site, see Classical Weimar (World Heritage Site). For other uses, see Weimar (disambiguation). Weimar …   Wikipedia

  • Universitätsbibliothek Jena — Eingangsbereich der ThULB. Die Thüringer Universitäts und Landesbibliothek (kurz ThULB) ist die Universitätsbibliothek der Friedrich Schiller Universität Jena. Sie ist aus der Bibliotheca Electoralis des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. und… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauhaus-Universität Weimar — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehlt Bauhaus Universität Weimar Gründung 1860 (1860 Kunstschule, 1919 Staatliches Bauhaus, 1954 Hochschule für Architektur und Bauwesen) …   Deutsch Wikipedia

  • Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar — Vorlage:Infobox Hochschule/Logo fehltVorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Bauhaus Universität Weimar Gründung 1996 (1860 Kunstschule, 1919 Staatliches Bauhaus, 1954 Hochschule für Architektur… …   Deutsch Wikipedia

  • Lotte in Weimar — ist ein Roman Thomas Manns über Johann Wolfgang von Goethe: Die um 44 Jahre gealterte und verwitwete Charlotte Kestner, geb. Buff aus Wetzlar, das literarische Vorbild für Lotte in Die Leiden des jungen Werthers, reist 1816 nach Weimar,… …   Deutsch Wikipedia

  • Sachsen-Weimar-Eisenach — (s. Karte »Sächsische Herzogtümer« bei S. 388), ein zum Deutschen Reiche gehöriges Großherzogtum, zwischen 9°53´ 12°16´ östl. L. und 50°25´ 51° 28 nördl. Br. gelegen, wird von der preußischen Provinz Sachsen, dem Königreich Sachsen, von Sachsen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Friedrich Wilhelm (Sachsen-Weimar) — Friedrich Wilhelm I. von Sachsen Weimar im Harnisch Friedrich Wilhelm I. (* 25. April 1562 in Weimar; † 7. Juli 1602 ebenda) war von 1573 bis zu seinem Tode Herzog von Sachsen Weimar. Er stammte aus der Familie der ernestinischen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Bibliotheken — Die Liste deutscher Bibliotheken führt eine Auswahl bedeutender wissenschaftlicher Bibliotheken und anderer Bibliotheken in Deutschland auf (siehe auch Bibliothek). Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaftliche Bibliotheken 1.1 Bibliotheken von… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Kick — Wilhelm Kick, auch Wilh. Kick und W. Kick (* 19. Jahrhundert; † 20. Jahrhundert) war ein deutscher Herausgeber und Verleger, der in Stuttgart ansässig war. Er gründete dort in den 1890er Jahren den Architektur Verlag Kick. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”