Vagdavercustis

Vagdavercustis
Weihaltar des T. Flavius Constans im RGM Köln. Ausgestellt ist der Altar im Römisch-Germanischen Museum Köln. Inventar Nr: 670.

Vagdavercustis war eine germanische Göttin. Inschriftlich überliefert ist der Name der Gottheit auf insgesamt acht Votivsteinen- und Platten mit einer weiten geographischen Streuung vom Niederrhein bis nach Nordengland am Hadrianswall, bis zur pannonischen Tiefebene in Ungarn.[1]

Inhaltsverzeichnis

Votivsteine und Inschriften

Folgende Inschriften und Inschriftenträger, die die Vagdavercustis namentlich nennen, sind bis heute überkommen:[2]

Deae / Vagdavercusti / Titus Flavius / Constans praef(ectus) / praet(orio) em(inentissimus) v(ir)
Va]gda/[ve]rcust[i] / [Ca]ndidiu[s] /
[D]eae // VA//[g]daver/[c]usti [ // ] et suis v(otum) s(olvit) l(ibens) / Imp(eratore) n(ostro) IIII co(n)s(ule)
[Vagdav]ercust(i) / [sacr]um / [3]us Iustus / [3 leg(ionis)] XXX V(ulpiae) V(ictricis) / [pro se] et suis
Deae Vagdavercusti Sim[p]li/cius Super dec(urio) alae Vocontior(um) / exerci[t]uus Britannici
[. . . eques] ale Nor(icorum) Iuliu[s] Quint. Vagevercu(sti) vo(tum) so(lvit) l. l. m.
Omnibus dibus Unsenis Fersomaris Burcarius arcarus Iagdaarcustus pro [. . .]iarus vetera[ni pr]o salute sua et suorum v. s. l. m.
  • Adony, Ungarn. Inschrift:
Deae Vagdaevercusti M. Simplic(ius) Quietus trib. coh. III Batavorum (milliariae) equ(itatae) Antoninian(a)e

Alle Inschriften tragen lateinische Namen ihrer Stifter, der Stein von Plumpton ist die Ausnahme mit dem, nach Gutenbrunner, deutlich germanischen Personennamen Unsenis. Alle Stifter waren legionsangehörige Soldaten.[3]

Ein besonderes Zeugnis für die Verehrung der Vagdavercustis ist der 1909 in Köln gefundene Weihaltar.[4] Im Jahre 165 n. Chr. stiftete Titus Flavius Constans, einer der beiden damaligen Präfekte der Prätorianergarde, der Göttin einen Altar, auf dem er in Opferkleidung ("cinctus Gabinus") bei einer Opferhandlung dargestellt ist (siehe Abbildung). Mark Aurel hatte den Präfekten vermutlich mit einer Sondermission beauftragt und nach Germanien entsandt. Nach anderer Interpretation[5] könnte T. Flavius Bürger der Colonia Claudia Ara Agrippinensium gewesen sein. Der genaue Grund für die Weihung ist nicht bekannt. Der Votivstein ist aus Kalkstein gearbeitet und 1.17 × 0.82 × 0.43 Meter groß. Die Inschrift oberhalb des Bildreliefs lautet übersetzt:

„Der Göttin Vagdavercustis (von) Titus Flavius Constans, Praetorianerpraefekt, Angehöriger des Ritterstandes.“

Hartmut Galsterer, Brigitte Galsterer: Die römischen Steininschriften aus Köln, Köln 1975, S. 146.

Deutung

Die Deutung der Göttin in ihrer Funktion hängt von den unterschiedlichen etymologischen und onomastischen Interpretation ab, die nicht ganz geklärt ist.[6] Seit Rudolf Much wird der Name und in der Folge die Funktion und das Wesen der Vagdavercustis von den Grundelementen des Namenskompositums aus den Gliedern Vagda- und -ver[custis als eine Kriegsgöttin gedeutet, und speziell als eine Gottheit, die den Mut und die Kampfeslust fördert.[7]

Einzelnachweise

  1. Reichert: S. 1401f. ; Simek: S. 456
  2. Gutenbrunner: S. 233
  3. Gutenbrunner: S. 21, 102 ; Reichert: S. 1382
  4. Much: S. 284
  5. Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum. H. Stehkämper (Hrsg.), Geschichte der Stadt Köln in 13 Bänden, Bd. 1. Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6. S. 350ff.
  6. Karl Helm: Altgermanische Religionsgeschichte Bd.1. Carl Winter, Heidelberg 1913. S. 378 ; Simek: S. 456
  7. Gutenbrunner: S. 103f. ; Much: S.285f., 295 ; Simek: S. 456

Literatur

Weblinks


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