Veneter (Sarmatien)

Veneter (Sarmatien)

Der Name Veneter (Venedi, Venetae, Venedae) wird in der Antike von verschiedenen Autoren zur Bezeichnung einer Bevölkerung östlich Germaniens verwendet. Auf den Begriff geht möglicherweise das Wort „Wenden“ (auch: „Winden“) zur Bezeichnung slawischer Bevölkerungsgruppen zurück.

Hintergrund

Mehrere antike Autoren (Plinius der Ältere, Publius Cornelius Tacitus, Claudius Ptolemaios, Jordanes) erwähnen östlich Germaniens ein Volk der Veneter. Der Name wird als Quelle des mittelalterlichen und neuzeitlichen Begriffs Wenden für verschiedene westslawische Völker angesehen, zumeist im Sinne einer Fehlzuschreibung. Schon die Aussagen der alten Autoren über dieses am äußersten Rand der den antiken Literaten bekannten Welt lebende Volk sind nicht ganz einheitlich. Als Sarmatien, benannt nach den in der heutigen Ukraine und Südrussland lebenden Sarmaten, bezeichneten antike Autoren den ganzen Osten Europas östlich der Weichsel.

Plinius der Ältere (* etwa 23; † 25. August 79) bezieht sich in seiner Naturalis historia auf Aussagen von Skandinaviern, in dem Land Aengina (östlich der Ostsee), nicht kleiner als Skandinavien, wohnten bis an die Weichsel (d. h. nordöstlich und östlich derselben) die Sarmatae, Venetae, Sciren und Hirren. [1] [2]

Publius Cornelius Tacitus (* um 58 n. Chr.; † um 120) erwähnt in seiner Germania am östlichen Rand Germaniens die Peucini, Venedi und Fenni, bei denen er nicht sicher sei, ob er sie den Germanen oder den Sarmaten zurechnen solle. Seine Lokalisierung der Venedi beschränkt sich auf „zwischen Fenni und Peucini“. Als Küstenbewohner erwähnt er die Aesti gentes in einer Weise gegenüber den Suiones (Vorfahren der Schweden), dass ihr Siedlungsgebiet östlich an die von ihm nirgends erwähnte Weichselmündung anschließend vermutet wird. Daher wird allgemein angenommen, Tacitus habe mit Aesti die oder ein Volk der Balten bezeichnet.[3][4]

Claudius Ptolemaios (* um 100; † um 175) beschreibt die Stämme westlich der Weichsel in seiner Geographike Hyphegesis im Kapitel Germanien des zweiten Buches [5], die Stämme östlich der Weichsel im Kapitel Sarmatien des dritten Buches [6]. Aesti oder Aisti erwähnt er nirgends. An der Küste einer Venedischen Bucht wohnen bei ihm die großen Völker der Uenedai, an der (unteren) Weichsel die kleineren Völker derselben, dazu in der Nähe Galindoi und Sudonoi, noch über ein Jahrtausend später Namen baltischer Stämme, sowie östlich nicht weit vom Meer die Veltae. Aufgrund seiner geografischen Angaben wird heute angenommen, dass Ptolemaios' mit Venedai einen baltischen Stamm bezeichnete, der an der preußischen Haffküste oder der Rigaer Bucht lebte. Mit diesem Stamm werden die neuzeitlichen Ortsnamen Ventspils, Venda (Fluss bei Ventspils) und Wenden (früherer Name von Cēsis) in Lettland in Verbindung gebracht.[7]

Ptolemaios lokalisiert die Uenedai also etwa dort, wo nach Tacitus die Aesti wohnen sollten.

Jordanes in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts erwähnt in seiner Darstellung der Geschichte der Goten, De origine actibusque Getarum, sowohl Aesti als auch Venethi. Während die Aesti gotischen Unterwerfungsversuchen widerstanden, wurden die Venethi ebenso wie die Antes und Sclaveni von Gotenkönig Hermanaricus bei der – von einzelnen Historikern heute angezweifelten – Ausbreitung der Goten nach Südosten unterworfen.[8]

Siehe auch

Verweise

  1. Das „bis zur Weichsel“ dieses Passus ist leicht misszuverstehen, aber die Sarmaten lebten nach übereinstimmender Aussage aller Quellen östlich der Weichsel; westlich des Flusses wohnten damals Germanen.
  2. Plinius der Ältere, Naturalis Historia, liber IV
  3. Tacitus, 'Germania, lateinisch
  4. Google-Suche „aesti gentes“ → Lexikon der germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 26, Walter de Gruyter, Berlin 2004, S. 392/393 (abgerufen am 12. Juli 2011)
  5. Ptolemaios 2.10: Germanien, griechisch , lateinisch , englisch
  6. Ptolemaios 3.5: Sarmatien
  7. Ptolemaios 3.5: Sarmatien, überwiegend englische Übersetzung
  8. Jordanes XXIII (119): Origines et res gestae Getarum

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