Verband nationaldeutscher Juden

Verband nationaldeutscher Juden

Der Verband nationaldeutscher Juden bzw. Verband Nationaldeutscher Juden (Abkürzung VnJ oder VndJ) war eine rechtskonservative jüdisch-politische Organisation in Deutschland. Der VnJ wurde 1921 von Max Naumann gegründet und 1935 verboten. Die Zentrale lag in Berlin. Publizistisches Organ des Verbands war die Zeitschrift Der nationaldeutsche Jude (1922-1934). Aufgrund des prägenden Einflusses des Gründungsvaters wurden die Mitglieder des Verbands auch als Naumann-Juden oder „Naumannianer“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Im Gegensatz zu den großen politischen Organisationen des deutschen Judentums, wie dem Centralverein oder der Zionistischen Vereinigung, avancierte der Verband nie zu einem repräsentativen Vertreter der deutschen Juden. Während der gesamten Dauer seines Bestehens hatte der Verband kaum mehr als 3.500 Mitglieder. Dennoch kommt dem Verband eine bedeutende Rolle als ideologischer Außenseiter zu. Die provokanten Positionen und hetzerischen Äußerungen dieser extrem rechten Randgruppe erregten viel Aufsehen in der deutschjüdischen Öffentlichkeit. Die großen jüdischen Verbandsorgane, wie beispielsweise die CV-Zeitung, sahen sich regelmäßig zu kritischen Stellungnahmen gegen das Lager Naumanns gezwungen.

Der VnJ manövrierte sich durch seine Haltungen und Hetztiraden letztlich selbst ins Abseits. Er spaltete sich einerseits immer stärker von der jüdischen Gemeinschaft ab, stieß andererseits aber nicht auf die angestrebte Akzeptanz in der deutschen Gesellschaft. Den Nationalsozialisten waren die Anbiederungsversuche der Naumann-Juden ein besonderer Dorn im Auge, weshalb der VnJ früher als andere jüdische Organisationen am 18. November 1935 verboten wurde.

Politisch-weltanschauliche Verortung

Der VnJ war ein antidemokratischer, rechtskonservativer Verband, der das System der Weimarer Republik entschieden ablehnte. Die Mitglieder des VnJ rekrutierten sich hauptsächlich aus dem antizionistischen und nationalistischen Lager des deutschjüdischen Bildungsbürgertums. Eine historische oder kulturelle Gemeinsamkeit mit den Millionen Juden außerhalb Deutschlands wurde abgelehnt. In der Vereinssatzung schrieb der VnJ:

„Der Verband nationaldeutscher Juden bezweckt den Zusammenschluß aller derjenigen Deutschen jüdischen Stammes, die bei offenem Bekennen ihrer Abstammung sich mit deutschem Wesen und deutscher Kultur so unauflöslich verwachsen fühlen, dass sie nicht anders als deutsch empfinden und denken können. Er bekämpft alle Äußerungen und Betätigungen undeutschen Geistes, mögen sie von Juden oder Nichtjuden ausgehen, die das Wiedererstarken deutscher Volkskraft, deutscher Rechtlichkeit und deutschen Selbstgefühls beeinträchtigen und damit den Wiederaufstieg Deutschlands zu einer geachteten Stellung in der Welt gefährden.“[1]

Bewusst begab sich der VnJ in die Nähe völkischer Ideologien und grenzte sich auch von dezidiert antisemitischen Positionen nicht ab. Die weit verbreiteten Ressentiments der Zwischenkriegszeit aufnehmend, warnte er vor der „Ostjudengefahr“. Weiter griff er die Zionisten und so genannten Zwischenschichtler an, namentlich die Mitglieder des Centralvereins, und bezeichnete sie als Feinde der deutschnationalen Sache. Programmatisch stand der Verein der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) am Nächsten,[2] einem zeitweiligen Koalitionspartner der NSDAP. Die politisch-ideologische Ausrichtung des VnJ gipfelte nach der Machtübergabe an Hitler in Loyalitätsbekundungen gegenüber dem NS-Regime.

Einzelnachweise

  1. Matthias Hambrock: Die Etablierung der Außenseiter. Der Verband nationaldeutscher Juden 1921-1935, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2003, S. 1, ISBN 978-3-412-18902-0.
  2. Thomas Pegelow Kaplan. Review of Hambrock, Matthias, Die Etablierung der Außenseiter: Der Verband der Nationaldeutschen Juden 1921-1935. H-German, H-Net Reviews. September, 2005. http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=11140 (Stand: Mai 2010)

Literatur

  • Matthias Hambrock: Die Etablierung der Außenseiter. Der Verband nationaldeutscher Juden 1921-1935, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2003, S. 1, ISBN 978-3-412-18902-0.

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