Vertrag von Krakau

Vertrag von Krakau

Der Vertrag von Krakau wurde am 8. April 1525 geschlossen. Er beendete die jahrhundertelange Auseinandersetzung zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden. In dem Vertrag sollten Teile des zum Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gehörigen Gebietes an den König von Polen vergeben werden, weshalb der Kaiser den Vertrag als ungültig[1] erklärte.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Im 14. und 15. Jahrhundert gab es eine Reihe von militärischen Konflikten zwischen dem Königreich Polen und dem seit 1226 existierenden Ordensstaat. Der 1466 geschlossene Zweite Frieden von Thorn konnte die angespannte Lage zwischen beiden Ländern nicht beenden, was zum Reiterkrieg (1519–1521) führte.

Der durch den Kaiser ausgearbeitete und 1521 geschlossene Frieden gab beiden Seiten Zeit, sich militärisch und politisch neu zu formieren. Das Problem der Huldigung blieb, da der Hochmeister sich weiterhin wie sein Vorgänger weigerte, dem König von Polen den Treueeid zu schwören.

Die polnischen Adeligen beim Hofe waren sich nicht einig, was eine Lösung des Problems anbelangte. Der Großkanzler Krzysztof Szydłowiecki war der Überzeugung, dass ein friedlicher Übergang durchaus möglich wäre. Auch andere geistliche Politiker wie Bischof Piotr Tomicki oder der Woiwode Achatius von Zehmen vertraten diese Meinung. Sie trafen sich mehrmals, meistens streng vertraulich, mit dem Hochmeister. Eine Abschaffung des Ordensstaates und die Umsiedlung der Ordensritter vertrat der Primas Jan Łaski, der zudem den ganzen polnischen Senat auf seiner Seite hatte.

1523 schickte König Sigismund Achatius von Zehmen nach Nürnberg, um dort dem Kaiser die polnische Sache vertraut zu machen, und die Stellung des Landes zu festigen. Dabei sollte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach offiziell dazu aufgefordert werden, sein Amt aufzugeben, und es dem polnischen König abzutreten. Inoffiziell aber hatte Szydłowiecki durch von Zehmen den Hochmeister wissen lassen, dass Adelige am Hof in Polen eine Säkularisierung des Ordensstaates unterstützen würden.

Im selben Jahr hatte Albrecht von Brandenburg-Ansbach eine Begegnung mit Martin Luther. Dieser forderte ihn offen auf, sich von der römisch-katholischen Kirche und vom Orden zu trennen, um ein weltliches lutheranisches Fürstentum zu gründen, was der Hochmeister ernsthaft in Erwägung zog.

Während der Treffen bei Grotków und Bytom 1523 wurden erste Schritte eingeleitet, die zum Vertrag von Krakau 1525 führen sollten. Da Staatskanzler Szydłowiecki ein enger Vertrauter und guter Freund des Königs Sigismund war, gab es keinerlei Hindernisse, eine Einigung zu finden, die den Vertretern der Säkularisierung recht sein würde.

Folgen

Der Ordensstaat wurde in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt. Der Krieg wurde offiziell beendet. Die während des Reiterkrieges erbeuteten Gebiete wurden beiden Seiten zurückerstattet und Albrecht von Brandenburg-Ansbach wurde erster Herzog von Preußen. Dabei wurde auch festgelegt, dass seine männlichen Kinder Erben des Titels werden sollten. Falls er ohne Erben sterben sollte, würden die Linien von Georg von Brandenburg-Ansbach, Kasimir von Brandenburg-Kulmbach oder Johann von Brandenburg-Ansbach diesen Titel erben.

Der Herzog von Preußen würde immer ein Senator von Polen werden. Falls alle Linien aussterben sollten, würde das Herzogtum Preußen in das polnische Königreich eingegliedert werden.

Preußische Huldigung

Preußische Huldigung, nach Jan Matejko, 1882

In der polnischen Geschichtsschreibung wird der Vertrag von Krakau meistens unter dem Begriff „Preußische Huldigung“ (Hołd Pruski) verstanden. Eine eher fiktive Darstellung der Abschließung der Verhandlungen hat der Maler Jan Matejko auf seinem Propagandagemälde Hołd Pruski verewigt. Der ehemalige Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Preußen kniet vor dem polnischen König, womit vermittelt werden sollte, dass das Herzogtum Preußen eigentlich zum Königreich Polen gehört und nur als Lehen an die Hohenzollern weitergegeben werden sollte.

Literatur

  • Karol Górski: Zakon Krzyżacki a powstanie państwa pruskiego. Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Warszawa 1977.
  • Maria Bogucka: Hołd Pruski. Wydawnictwo Interpress, Warszawa 1982.
  • Stanisław Szostakowski: Hołd Pruski. Wydawnictwo Szkolne i Pedagogiczne, Warszawa 1975.
  • Halina Blak, Stanisław Grodziski: Hołd Pruski. Wydawnictwo literackie, Kraków 1990.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Bahr: Studien zur Geschichte des Preußenlandes. 1963, 517 S. (Der Kaiser hatte den Deutschmeister zum Administrator des Hochmeisteramts in Preußen ernannt und den Krakauer Vertrag für nichtig erklärt.

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