Villa Selve

Villa Selve
Villa Selve (zwischen 1893 und 1898)
Villa Selve (1898)

Die Villa Selve (frühere Namen Villa Böker und Villa Martius) war eine Villa am Rheinufer in Bonn, die von 1872/1873 bis 1955 existierte. Sie lag im Ortsteil Gronau im Zentrum des heutigen Landschaftsparks zwischen Palais Schaumburg und Villa Hammerschmidt.

Geschichte

Die Villa wurde 1872/1873 von Hermann Heinrich Böker zwischen der damaligen Villa Loeschigk im Süden und der Villa Koenig im Norden erbaut. Das Baugrundstück hatte eine Fläche von 34.062 Quadratmetern. Die Villa entstand vermutlich nach Plänen der Berliner Architekten Walter Kyllmann und Adolf Heyden. 1873 ließ Böker zur damaligen Cöln-Mainzer Staatsstraße hin ein Stall- und Remisengebäude erstellen. 1876 wurde die Genehmigung für den Bau einer Gartenmauer an der Staatsstraße erteilt. Die Familie Böker verkaufte die Villa 1892 an den Universitätsdozenten Götz Martius, der 1893 eine Terrassenüberdachung anfügte. 1899 ging das Grundstück auf den Unternehmer Gustav Selve über. 1901 entstand über dem Stallgebäude eine Kutscherwohnung, die der Bautechniker Albert Trappe plante.

Im gleichen Jahr wurde an der Rheinseite des Grundstücks unter Leitung des Architekten Johann Georg Eberlein nahe der Nibelungengrotte der angrenzenden Villa Hammerschmidt eine als Walhalla bezeichnende Gartenhalle erbaut, die auch als Aussichtsplattform diente. Eine benachbarte Freitreppe folgte 1902. 1922 wurde die über dem Stallgebäude befindliche Wohnung erweitert. Im Zweiten Weltkrieg kam es zur Zerstörung des Dachstuhls der Villa, für dessen Ersatz die Vermögensverwaltung der Familie Selve ein provisorisches Notdach plante. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn beabsichtigte 1947, in der Villa die Evangelisch-Theologische Fakultät einzurichten.

Stattdessen wurde das Gebäude samt Grundstück von der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland genutzt, die auch Eigentümerin der benachbarten Villa Hammerschmidt und des Palais Schaumburg geworden war. Das Bundeskriminalamt nutzte zeitweise die Stall- und Remisengebäude der Villa. Bis 1950 war die Mauer als Trennung zur Villa Hammerschmidt entfernt, bis 1951 auch ihr Park vom Gartenarchitekten Hermann Mattern mit dem von Palais Schaumburg und Villa Hammerschmidt verknüpft worden. 1955 war die Gesamtanlage auf den Bund übergegangen, der die auf dem Grundstück stehenden Gebäude abreißen ließ. Auf den Fundamenten der Gartenhalle entstand anschließend das sogenannte Kanzler-Teehaus. Am Standort der Villa selbst steht seit 1964 das Kanzlerbungalow.

Literatur

  • Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer. 1819–1914. Band 2, Katalog 1, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, S. 351–361.
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