Gustav Selve

Gustav Selve
Medaille mit dem Konterfei Gustav Selves
Gustav-Selve-Denkmal in Altena
Fabrikgebäude der Fa. Basse & Selve an der Lenne in Altena

Gustav Selve (* 28. Februar 1842 in Lüdenscheid-Peddensiepen; † 7. November 1909 in Bonn) war ein deutscher Unternehmer. Er zählte vor dem Ersten Weltkrieg zu den bedeutendsten Großindustriellen Deutschlands, führte bereits früh Sozialleistungen für die von ihm beschäftigten Arbeiter ein und gilt als einer der Wegbereiter des modernen Sozialversicherungswesens, das später durch Otto von Bismarck gesetzlich verankert wurde.

Nachdem er 1861 in das von seinem Vater geführte Unternehmen eingetreten war, wurde er 1883 Alleininhaber der Fa. Basse & Selve. 1869 wurde der Firmensitz von Lüdenscheid nach Altena verlegt. 1888 wurde Gustav Selve zum Kommerzienrat ernannt.

Mit der Herstellung von Aluminiumguss wurde ein Werkstoff entwickelt, der für Automobil-, Motorboot- und Luftschiffteile verwendet wurde. Durch die Produktion von Neusilber-Blech für Patronenhülsen, Nickel für Münzplättchen und Messing (Legierung aus Kupfer und Zink) für Beschläge aller Art beschäftigte das Unternehmen Basse & Selve bis zu 3500 Mitarbeiter.

Das Gebiet der Wohlfahrtspflege und der sozialen Lage seiner Arbeiterschaft hat im Leben Gustav Selves einen großen Raum eingenommen. Die Schaffung von Arbeiterwohnungen, Kleinkinder- und Handarbeitsschulen, Konsum- und Badeanstalten sowie die Einrichtung eines Unterstützungsfonds für Hilfsbedürftige sind nur einige von Gustav Selve ins Leben gerufene Einrichtungen. Sein Wahlspruch war: Treue um Treue.

Im Jahr 1895 spendete er 11.000 Mark für ein Bismarck-Standbild auf der Lüdenscheider Straße in Altena, direkt gegenüber in der von ihm bewohnten Villa Alpenburg. Das 2,65 m hohe Standbild aus Bronze war von Bildhauer Arnold Künne gefertigt worden und wurde am 1. September 1895 enthüllt. 1899 bezog er die zuvorige Villa Martius am Rheinufer in Bonn, die er um eine Gartenhalle erweitern ließ.[1]

Selve starb in seiner Bonner Villa am 7. November 1909 und hatte die von seinem Vater übernommene Fabrik zu einem multinationalen Konzern aufgebaut: Er besaß Werke in Altena, Hemer, Lüdenscheid, außerdem Produktionsanlagen im Rheinland, in Sachsen, Ostpreußen, der Schweiz und Italien. Am Ende wurde sein jährliches Einkommen auf 1,6 Millionen Mark geschätzt. (Zum Vergleich: Ein Arbeiter Selves verdiente etwa 1000 Mark im Jahr.) Der Konzern wurde nach seinem Tode aufgelöst; u. a. gingen die Vereinigte Deutsche Metallwerke (später ThyssenKrupp VDM) daraus hervor.

Seine Mitarbeiter bedankten sich mit der Errichtung eines bis heute noch gut erhaltenem Denkmals (im Volksmund genannt zum stillen Gustav) in Altena am Berg zwischen Lenne- und Rahmedetal.

Fußnoten

  1. Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer. 1819–1914, Band 2, Katalog 1, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, S. 351–61

Literatur

  • Ralf Stremmel: Gustav Selve. Annäherungen an einen Großindustriellen und märkischen Wirtschaftsbürger im Kaiserreich. In: Der Märker, Landeskundliche Zeitschrift für den Bereich der ehemaligen Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis, Altena 2002, S. 5-20, ISSN 0024-9661.
  • Eckhard Trox: Triumph der Luxusklasse. Selve, Maybach und die Traditionen des Motorenbaus im Süden Westfalens. Lüdenscheid 2004, ISBN 3-929614-51-0.
  • Kulturring Altena (Hrsg.): Aber bitte vorwärts, vorwärts! Die Unternehmerfamilie Selve. Altena 2006.
  • Ulrich Barth: Das Denkmal für den Industriellen Gustav Selve (1842–1909) in Altena. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, 2007, Heft 1, ISSN 0947-8299, S. 24-27. (online als pdf-Datei mit 1,37 MB)
  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-86568-019-4.

Weblinks

 Commons: Gustav Selve – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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