Kanzler-Teehaus

Kanzler-Teehaus
Kanzler-Teehaus (2011)

Als Kanzler-Teehaus wird ein Pavillon im Park des Palais Schaumburg in Bonn-Gronau bezeichnet. Er wurde 1955 am Rand des Rheinufer-Grundstücks unterhalb des Kanzlerbungalows erbaut und von den Bundeskanzlern der Bundesrepublik Deutschland für vertrauliche Gespräche, teilweise auch zu privaten Zwecken genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf Wunsch des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer wurde das Teehaus 1955 als Rückzugsstätte errichtet.[1] Es steht auf den Fundamenten einer hier zuvor existierenden Gartenhalle, einer Walhalla-Aussichtsarchitektur, die zur 1955 niedergelegten Villa Selve gehörte.[2] Das Teehaus umfasst einen unterkellerten Raum von circa 25 Quadratmetern, eine angeschlossene kleine Teeküche und eine Terrasse mit Rheinblick. Es befindet sich am unteren Ende des Parks des Palais Schaumburg, das in der Zeit von 1949 bis 1976 als erster Dienstsitz des Bundeskanzlers diente.

Adenauer zog sich gerne ins Grüne zurück und nutzte die unscheinbare „Konradsruh“, wie das Teehaus auch von seinen Angestellten und später im Volksmund genannt wurde, für vertrauliche Gespräche mit Staatsgästen und Journalisten. Diese fanden stets ohne Medienvertreter statt; in privater Atmosphäre wurde ein vertrauensvoller Austausch ermöglicht. So hat er dort vor seinen Reisen in die Vereinigten Staaten stets die US-Pressekorrespondenten eingeladen.[3] Von einem seiner Amtsnachfolger, Helmut Schmidt ist bekannt, dass er sich dort 1975 mit dem damaligen US-Präsidenten Gerald Ford und dessen Ehefrau Betty ausgetauscht hat. Schmidts Ehefrau Loki nutzte das Kanzler-Teehaus in der Amtszeit ihres Mannes von 1974 bis 1982 ebenfalls gerne; sie schrieb dort an ihrem ersten Buch. Helmut Kohl und der damalige sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow führten im Juni 1989 ein oft zitiertes Vier-Augen-Gespräch zur Anbahnung der Deutschen Wiedervereinigung mit Blick auf den Rhein am Kanzler-Teehaus. Da die Begegnungen mit den jeweiligen Hausherren im Teehaus außerhalb des offiziellen Protokolls stattfanden, wurden keine Gästelisten geführt.

Ausstattung

Der nüchtern-sachliche Bau wurde - bedingt durch die sparsamen Vorgaben des Haushaltsausschusses des Bundestags - schlicht und ohne jeglichen Luxus ausgestattet. Der quadratische Hauptraum ist mit einer kleinen Teeküche versehen; ein Steinfußboden, geraffte Vorhänge mit Blümchenmuster und Tütenlampen zeigen das Ambiente der 1950er Jahre zum Zeitpunkt der Erbauung. Eine Telefon-Rufleitung verbindet das Teehaus mit dem Kanzleramt; eine komplette Fernleitung wurde 1958 aus Kostengründen versagt.

Sanierung

Der 1963–1965 im modernen Stil errichtete Kanzlerbungalow und die Gebäude des 1976 neu erbauten Bundeskanzleramts am Bundeskanzlerplatz wurden nach dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) übertragen. Der Bungalow wurde nach 1999 nicht mehr dienstlich genutzt. Die Wüstenrot Stiftung sanierte das Gebäude und stellte es 2009 wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Sanierung des Kanzler-Teehauses im ursprünglichen Baustil und in Möblierung der 1950er Jahre durch dieselbe Stiftung schloss sich an; es ist seit April 2011 wieder - zusammen mit dem Kanzlerbungalow - im Rahmen von Führungen für jedermann zugänglich. Diese werden durch den Besucherdienst des Hauses der Geschichte (HdG) organisiert. Das HdG veranstaltet auch zunehmend wieder Konzerte, Lesungen und ähnliches im Bungalow. Für die Sanierung von Bungalow und Teehaus wurden 1,8 Millionen Euro aufgewendet; das BMZ trug davon 45.000 Euro.

Zukünftige Verwendung

Sowohl das beteiligte Bundesministerium als auch die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und die Wüstenrot-Stiftung möchten das Kanzler-Teehaus zukünftig nicht in „musealer Starre“ belassen; es soll vielmehr als eine „lebendige Begegnungsstätte“ unter anderem für Gäste des BMZ genutzt werden.[4]

Weblinks

 Commons: Kanzler-Teehaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neuer Anstrich für Adenauers altes Teehaus in Bonn; Welt kompakt, 15. April 2011
  2. Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer. 1819–1914, Band 2, Katalog 1, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, S. 359
  3. Zu Besuch in Adenauers Teehaus, General-Anzeiger Bonn, 15. April 2011
  4. „Konradsruh“ zu neuem Leben erweckt; Kölnische Rundschau, 15. April 2011
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