- Viva los Tioz
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Viva los Tioz
Studioalbum von Böhse Onkelz Veröffentlichung 1998 Label Virgin Records Format CD, MC, Picture LP[1] Genre Hard Rock Anzahl der Titel 13 Laufzeit 67:01 Besetzung
Gesang: Kevin Russell
Schlagzeug: Peter Schorowsky
Bass, Gesang: Stephan Weidner
Gitarre: Matthias Röhr
Keyboards: Stephan WeilerProduktion Stephan Weidner und Böhse Onkelz Studio Dropzone Studios, Frankfurt Chronologie E.I.N.S.
(1996)Viva los Tioz Ein böses Märchen… …aus tausend finsteren Nächten
(2000)Singleauskopplung 3. August 1998 Terpentin Viva los Tioz ist das 14. Studioalbum der deutschen Rockband Böhse Onkelz. Es erschien am 4. September 1998 über das Label Virgin Records. Der Titel „Viva los Tioz“ kommt aus dem Spanischen und heißt frei übersetzt „Lang leben die Onkelz“.
Bei diesem Album experimentierte die Band viel, unter anderem kam auch Computertechnik zur Bearbeitung der Lieder zum Einsatz.
Covergestaltung
Auf der linken Hälfte des Albumcovers befindet sich ein rotes Herz mit Dornenkranz und weißem Flügel, auf einem Band steht der Titel Viva los Tioz. Der Hintergrund des Covers ist grau, unten rechts befindet sich in oranger Schrift das „Böhse Onkelz“-Emblem.[2]
Trackliste
# Titel Länge 1 Matapalo - Parte Uno 3:18 2 Viva los Tioz 3:56 3 Leere Worte 4:23 4 Weit weg 5:20 5 Das Geheimnis meiner Kraft 3:49 6 Scheiße passiert 4:27 7 Terpentin 3:57 8 Ohne mich 5:49 9 Der Platz neben mir - Part I + II 10:41 10 Der Preis des Lebens 7:04 11 Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt 5:38 12 Wenn du wirklich willst 5:45 13 Matapalo - Parte Dos 3:02 Einzelne Lieder
Matapalo – Parte Uno
Der Sprechtext am Ende des Instrumentals entstammt der spanischen Version von Tim Burtons Film "Mars Attacks!" (1996) und stellt einen Ausschnitt der Rede des amerikanischen Präsidenten dar, die dieser kurz nach der Entdeckung der fliegenden Untertassen auf allen US-Sendern ausstrahlen lässt. Gesprochen wird sie von der spanischen Synchronstimme Jack Nicholsons, auch das Rascheln im Hintergrund entstammt dem Film.[3]
Viva los Tioz
Der Titelsong des Albums ist ein typisches Lied, bei dem sich die Band selbst preist.
Leere Worte
In dem Song geht es um den Wahnsinn, einer von Drogen und Alkohol durchzechten Nacht. Erst wenn man die Sucht wieder los ist, sieht man die Dinge mit nüchternem Blick. ("Mein Hirn liegt im Nebel zuviel Koks zuwenig Schlaf." "Ich war ganz oben und hab Gott bei der Arbeit geseh'n." "Ich kam sah und siegte – und hab Scheiße gefressen.")
Weit weg
In dem Lied geht es um eine alltägliche Situation aus dem Leben. Menschen gehen durch einen überflüssigen, sinnlosen Streit auseinander. Im Refrain wird die Sehnsucht nach der zurückgelassenen Person deutlich. "Weit weg – von besseren Tagen, weit weg – allein mit 1000 Fragen". Stephan Weidner redet von einem "menschlichen Theater" und übt mit dem Song Kritik an dem Verhalten unserer Gesellschaft aus.
Das Geheimnis meiner Kraft
Kernaussage des Liedes ist laut verschiedener Konzertansagen Weidners, dass es für ihn einen feinen Unterschied zwischen Wut, Hass und blindem Hass gibt und dass die letzten beiden außen vor gelassen werden sollen, die Wut jedoch „sehr, sehr gesund“ sei und man sie „jeden Tag raus lassen sollte, anstatt sie herumzuschleppen, um irgendwann zu explodieren.“
Scheiße passiert
Mit diesem Lied wollen die Onkelz ausdrücken, dass einem auch mal Schlechtes passiert, was aber nicht der Untergang ist. ("Scheiße passiert, man gewinnt und verliert – man frisst oder stirbt!")
Terpentin
Weidner versuchte hier mit der Zeile „wir gehn zum Lachen in den Keller und wir trinken Terpentin“ die Ironie hinter dem „Onkelz-Mythos“ abzuschwächen und zu sagen, dass die Onkelz keine Band seien, die meinen, ihr Wort sei das „einzig Wahre“. „Terpentin“ wurde nach Bandangaben sieben Mal im Radio gespielt. 2004 wurde es von der amerikanischen Band Pro-Pain für ihr Album „Run for cover“ gecovert.
Ohne mich
Mit diesem Song distanziert sich die Band von extremistischen Strömungen beider Richtungen. In der ersten Strophe geht es gezielt gegen die Antifa bzw. Linksextremisten, in der zweiten gegen die Rechtsextremisten. Auf diversen Konzerten der Tour 1998 wurden nach dem Song Leute, die auf dieses Lied mit Gesten oder Hitlergrüßen reagierten, aus der Halle befördert.
Eine andere Interpretation ist wie folgt: Die Onkelz wollen mit dem Lied klar machen, dass sie weder linksextrem noch rechtsextrem sind. Sie sehen sich als – auf diesem Gebiet – unpolitisches Mittelstück, das weder von Rechtsextremisten für ihre Zwecke missbraucht werden will, insbesondere wenn es um ältere Titel geht, noch von Linken als leichtes Ziel ihrer antifaschistischen Arbeit benutzt werden will.
Die Zeile "Ihr kämpft gegen mich, wie lächerlich – denn Euren wahren Feind, den seht ihr nicht" richtet sich direkt an die Antifa: Sie soll sich doch eher mit wirklich rechtsradikalen Elementen beschäftigen, die zwar durch mangelnde Medienpräsenz nicht so leicht zu fassen sind, wie die immer noch von einigen Linken als rechts bezeichneten Böhsen Onkelz, aber dadurch eine umso größere Gefahr darstellen.
Mit der zweiten Strophe richtet sich die Band direkt an die Rechten. ("Und hier ein paar Worte an die Rechte Adresse, leckt uns am Arsch, sonst gibt's auf die Fresse, ich hasse euch und eure blinden Parolen, fickt euch ins Knie, euch soll der Teufel holen.")
Mit dem Lied wird bewusst die radikale Linke mit Rechtsextremismus gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung hat in der Politikwissenschaft prominente Vertreter (siehe Totalitarismus), ist aber umstritten.
Der Platz neben mir – Part I + II
Nach Nur die Besten sterben jung und Das Messer und die Wunde ist es der dritte Song, den die Band ihrem 1990 erstochenen Freund Andreas „Trimmi“ Trimborn widmete. Das Lied wurde aus Sicht eines Menschen geschrieben, der einen guten Freund vermisst. „Der Platz neben mir“ ist mit einer Spielzeit von 10:42 der längste veröffentlichte Onkelz-Titel. Des Weiteren ist der Song in zwei Teile unterteilt: Ein etwa 3-minütiger schneller Teil, dem ein längerer, ruhigerer Teil folgt.[4]
Der Preis des Lebens
In jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber, sondern auch das Ende. Das Lied thematisiert das Faktum, dass alle Menschen sterblich sind. Es ist aus der Sicht des personifizierten "Todes" geschrieben.
Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt
Das Stück behandelt einerseits die Suche nach der einen Frau, die einem alles gibt, was man immer gesucht hat. Die Frau, die es einem in einer Nacht ermöglicht, für immer zu leben. Auf der anderen Seite wird die Frage thematisiert, ob man Schmerz und Trauer – gerade auch in Bezug auf Selbstverletzendes Verhalten – genießen kann und will.
Wenn du wirklich willst
In dem Lied geht es um die Kraft, die in jedem Menschen steckt: "Wenn du wirklich willst, versetzt du Berge. Wenn du wirklich willst, werden aus Riesen Zwerge. Wenn du wirklich willst, Heilen deine Wunden. Wenn du wirklich willst, werden aus Stunden Sekunden".
Am Ende des Films Kombat Sechzehn aus dem Jahre 2005, welcher von Rechtsradikalismus handelt, erklingt dieses Lied. Es steht dabei für den Willen, aus der rechten Szene auszutreten. Besonders die Stelle "du bist was du warst und du wirst sein was du tust" im Lied drückt dies aus.
Matapalo – Parte Dos
Im zweiten Teil von Matapalo wird die Rede vom Opener zu Ende geführt und geht wieder über ins Instrumentale. Die Stimme, die am Ende spricht gehört Pozo, einem lateinamerikanischen Künstler, der auch das Cover des 2004 erschienen letzten Studioalbums Adios gestaltete.
Charterfolg und Single
Viva los Tioz stieg in der 39. Kalenderwoche des Jahres 1998 auf Platz 1 in die deutschen Albumcharts ein und war somit das erste Nr.1-Album der Böhsen Onkelz. In den folgenden Wochen belegte es die Positionen 2; 2 und 3. Insgesamt hielt sich das Album 24 Wochen in den Top 100.[5]
Als Single wurde der Song Terpentin und dabei auch das Lied Weit weg ausgekoppelt und mit dem nicht im Album enthaltenen Instrumental 11/97 ergänzt. Die Single stieg in die deutschen Charts auf Position 9 ein, steigerte sich in den folgenden Wochen bis auf Platz 7 und hielt sich 11 Wochen in den Top 100.[6]
Trivia
- Der Titel „Viva los Tioz“ kommt aus dem Spanischen und heißt frei übersetzt „Lang leben die Onkelz“. Grammatikalisch gesehen ist der Titel falsch, er müsste „Vivan los tíos“ heißen.
- Den Namen „Los Tioz“ haben die Onkelz später noch weiterverwendet. So ging die Gruppe 2003 unter jenem Pseudonym auf Club-Tournee, und das 2005er Abschiedsfestival wurde „Vaya con Tioz“ benannt (bezugnehmend auf die Abschiedsformel „Geh mit Gott“, spanisch „vaya con dios“).
- 2007 wurde die Neuauflage von "Viva los Tioz" versehentlich weiß anstatt grau bedruckt. Die betroffenen Exemplare nahm man einige Tage nach der Veröffentlichung wieder aus dem Handel.
Weblinks
Einzelnachweise
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