Christus für alle Nationen

Christus für alle Nationen

Reinhard Bonnke (* 19. April 1940 in Königsberg / Ostpreußen), in der Presse teilweise auch als Mähdrescher Gottes bezeichnet[1][2], ist ein Evangelist und Fernsehprediger aus dem Bereich der Pfingstbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Beginn der Missionstätigkeit

Bereits als Neunjähriger und auch später hat er nach seiner Aussage den göttlichen Ruf zur Mission in Afrika gehört. Afrika müsse demnach im Blute Jesu Christi reingewaschen werden. Er studierte am Bible College of Wales in Swansea und wirkte sieben Jahre als Pastor in einer Hamburger Pfingstkirche. 1967 begann er in Lesotho seine Tätigkeit als Missionar in Afrika. 1974 gründete Bonnke das Missionswerk Christus für alle Nationen (CfaN) mit Sitz in Frankfurt am Main.

Missionarisches Selbstverständnis

Bonnkes Missionstätigkeit ist geprägt durch Großevangelisationen mit Fernsehübertragung im amerikanischen Stil. Seine Veranstaltungen erreichen ein Publikum von mehreren hunderttausend Menschen und werden von lokalen christlichen Gemeinden unterstützt.

In seiner eigenen Terminologie unterscheidet Bonnke zwischen missionarischem und evangelistischem Wirken. Er erweitert das Aufgabenfeld des Evangelisten gegenüber dem Missionar insofern, als dieser sich generell an „unbekehrte Menschen“ richtet, nicht nur an solche, die faktisch einer anderen Religion angehören.[3] Dabei versteht er das Ziel seiner Tätigkeit in einer formalen Zustimmung zum christlichen Glauben unabhängig von Taufe, Kircheneintritt oder einer christlichen Lebensführung.[4] Die eigenen Angaben von 29 Millionen Bekehrungen (Stand: 2004)[5] bezeichnen damit nicht Personen, die danach jahrelang eine christliche Lebensführung praktizieren.

Seine Massenveranstaltungen enden regelmäßig mit öffentlichem Exorzismus, bei denen böse Geister und lokale Gottheiten ausgetrieben werden sollen. Anschließend berichten Teilnehmer von Heilungen, die ihnen während der Veranstaltung zuteil geworden seien. Trotz gegenteiliger Aussagen Bonnkes nimmt spektakuläres Bühnenwirken eine zentrale Rolle in der Dramaturgie der Veranstaltungen ein.[6] Besonders spektakulär war die angebliche Totenauferweckung des nigerianischen Pastors Daniel Ekechukwu im Jahre 2001[6] [7], die durch ein Interview des berühmten US-amerikanischen Fernsehpredigers Pat Robertson mit Bonnke weltweites Aufsehen erregte.[8] Solche Ereignisse werden in der nigerianischen Gesellschaft kontrovers aufgenommen.[9]

1994 startete Bonnkes Missionswerk ein Projekt, bei dem die evangelistische Broschüre Vom Minus zum Plus in allen Haushalten eines Landes per Postwurfsendung verbreitet wurde. Die Aktion begann in Großbritannien und wurde in mehreren Ländern, darunter Deutschland, fortgesetzt.

„Evangelism by Fire“

Über sein Selbstverständnis als Missionar und Evangelist hat Bonnke die Schrift Evangelism by Fire (deutsch: Wenn das Feuer fällt) verfasst.[10] Demnach sieht er das Fundament seines Wirkens (wie auch jedes anderen Evangelisten) in Gottes Berufung („Salbung“), nicht jedoch in seiner theologischen Ausbildung. Die Berufung sei nicht hinterfragbar. Nicht Reflexion, sondern „Aktion“ sei die Substanz evangelistischer Autorität.

Bonnke sieht sich als Evangelist in einem Spannungsfeld zwischen Gottes Berufung und den ständigen Angriffen des Teufels, darunter auch der öffentlichen Kritik an seiner Arbeit.[11] Die Gefahr einer Immunisierung gegen jegliche Kritik sieht Bonnke dabei nicht. Seinem Verständnis entsprechend seien Dialog und Kritik nur innerhalb einer (christlichen) Geistgemeinschaft sinnvoll und möglich. Es sei zwar wichtig sich der Kritik der Feinde auszusetzen und sich von menschlichen Ratschlägen leiten zu lassen[12], indem er aber zwischen profanem und geistlichem „Feuer“ unterscheidet, sei jede außerhalb eines charismatischen Zusammenhangs geäußerte Kritik letztlich irrelevant.[13]

Kontroversen

Anhänger verehren Bonnke als „Prophet“[14] und heben seine Missionserfolge hervor. Gegner kritisieren Evangelisierungsmethoden, mit denen in Afrika Konflikte zwischen Christen und Muslimen angeheizt würden, um die Kerngebiete des Islam zwischen dem 10. und 40. Breitengrad zu erobern: „Die katholische Kirche hat sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil von der aggressiven Bekehrungsidee verabschiedet. Die neuen Scharfmacher praktizieren hingegen Mission pur. Sie führen einen Heiligen Krieg im Namen des Kreuzes, einen christlichen Dschihad.“[14] So führte im Jahre 1991 eine Missionsveranstaltung in Kano, einer Hochburg des militanten Islamismus in Nordnigeria, zu schweren Ausschreitungen. Zeitweilig wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Es soll nach offiziellen Quellen mehrere Hundert Todesopfer gegeben haben.[15] [16] Daraufhin wurde Bonnke in Nigeria bis 1999 zur unerwünschten Person erklärt.[17]

Bartholomäus Grill relativiert im Zeit-Artikel die Bedeutung des Krieges der Kulturen, den Glaubenskrieg christlicher und muslimischer Extremisten im Irak, in Afghanistan oder im Elendsgürtel um Paris und schreibt: Die nackten Zahlen aber belegen, dass dieser Krieg in Nigeria schon vor Jahren ausgebrochen ist. Man schätzt, dass er seit 1999 über 10000 Menschenleben gekostet hat. Zum Vergleich: Seit Beginn der zweiten Intifada in Palästina im Jahre 2000 starben auf beiden Seiten rund 4000 Menschen.[18] Bonnke verzichtet inzwischen auf provokativ aufgezogene Großveranstaltungen in Regionen mit überwiegend muslimischen Bevölkerungsanteil.

Bonnkes Lehren entsprechen der Wohlstandstheologie zum Handeln des Heiligen Geistes, vor allem hinsichtlich Dämonenaustreibung und Wunderheilungen. Während Bonnkes Lehre unter charismatischen Gemeinden überwiegend akzeptiert wird, gibt es in anderen Kirchen viele Vorbehalte gegenüber diesen besonderen Überzeugungen. Kritisiert wird die von Ihm proklamierte Verfügbarkeit über den Heiligen Geist, wenn bereits im Vorfeld einer Evangelisation Wunderheilungen und die Ausgießung des Heiligen Geistes angekündigt werden. Wer nur richtig glaubt, werde gesund, wer krank bleibt, habe angeblich nicht richtig geglaubt.[19]

Ein Pastor aus der freien evangelischen Gemeindebewegung, Helmut Weidemann, berichtet von einer „Feuerkonferenz“ in Frankfurt, in der für eine kranke Frau im Rollstuhl gebetet wurde. „Die Frau hat herzzerreißend geweint, und dann ging diese Frau nach Hause in diesem Bewusstsein: ‘Du bist nicht gesund geworden, weil Du nicht richtig glaubst’. Das ist falsche Lehre und ein Verbrechen an kranken Menschen.[19] Weiter recherchierte er über einen Zeitungsbericht zu einer angeblich ärztlich attestierten Heilung, doch weder diese noch eine andere der zahlreichen Wunderheilungen konnte oder wollte das Missionswerk CfaN nach einem längeren Briefwechsel nachvollziehbar belegen. „Ich habe Kassetten, da sind bestenfalls 10 Prozent Verkündigung, auch in den Veranstaltungen, 90 Prozent Heilung und Rummel um Heilung. Und wenn man der Heilung nachgeht, ist plötzich der Auftrag die Verkündigung. Da schreibt er mir, … es sei schwierig, die angeschnittenen Fragen zu beantworten, und man müsse sich längere Zeit erst damit beschäftigen, sonst könne man auf die Nachfrage nach Heilung doch nicht antworten. … Ich habe noch nie soviel Unwahrhaftigkeit erlebt.“ Es werde behauptet, „hier geschähen Heilungen, wo absolut keine sind.[19]

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. [1] Die Zeit-Online
  2. [2] Reader’s Edition, Der Mähdrescher Gottes
  3. Reinhard Bonnke, Evangelism by Fire, Kingsway, 1994. S.124 fgd.
  4. [3] Evangelische Informationsstelle Relinfo
  5. [4]Ministrywatch (englisch)
  6. a b Alexander Seibel: Die Wunder des Reinhard Bonnke
  7. [5] Shepardserve (englisch)
  8. [6] CBN.Com (englisch)
  9. [7] BBC News(englisch)
  10. Reinhard Bonnke, Wenn das Feuer Fällt, E.R. Productions, 2004 (deutsch)
    Originalfassung englisch: Evangelism by Fire, Kingsway, 1994
  11. Evangelism by Fire, S.121
  12. Evangelism by Fire S.36
  13. Evangelism by Fire S.6
  14. a b Bartholomäus Grill: Die Mähdrescher Gottes in: DIE ZEIT, Ausgabe 23, 27. Mai 2004
  15. [8] Neue Zürcher Zeitung (PDF)
  16. [9] Spiegel- Online
  17. [10] Christianity Today (englisch)
  18. Indirekt gibt der Zeit-Artikel von B. Grill Bonnkes Missionsteam als einem der ersten in Afrika die Schuld am religiösen auseinanderdriften des schwarzen Kontinents.
  19. a b c Der Pastor der Freien evangelischen Gemeindebewegung, Helmut Weidemann, in einem Vortrag über herausragende Persönlichkeiten der Charismatischen Bewegung und ihre Lehren: Die Charismatische Bewegung (MP3-Vortrag, 83 Minuten)
    • 19’25”: Kritik zur Ankündigung der Feuerkonferenz: „Auftakt zur größten Ausgießung des Heiligen Geistes in Europa … Gott wird Zeichen und Wunder tun“
    • 44’47”: Bericht über eine offensichtlich nicht geheilte Besucherin der Feuerkonferenz
    • 48'47”: Bericht über einen Briefwechsel, mit der eine angeblich ärztlich attestierte Heilung belegt werden sollte; zitiert auch auf der Seite von Alexander Seibel

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