Walter Herrmann (Aktivist)

Walter Herrmann (Aktivist)

Walter Herrmann (* 26. Januar 1939 in Würzburg[1]) ist ein Kölner Aktivist. Bekannt wurde er als Initiator und Betreiber der so genannten Kölner Klagemauer, einer umstrittenen mobilen Installation in der Kölner Innenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herrmann wuchs nach eigener Darstellung in bäuerlichen Verhältnissen auf. Nach einem Lehramtsstudium in Würzburg unterrichtete Herrmann fünf Jahre lang an einer Hauptschule. Angezogen von der Studentenbewegung zog er in den 1960er Jahren nach Köln, um dort Psychologie zu studieren.

In Köln war er zunächst aktiv im SDS, wirkte bei der Heimkampagne und bei der Gründung von Wohngemeinschaften für jugendliche Trebegänger mit. Von damaligen Mitstreitern heute als „rechthaberisch“ und mit „unwahrscheinlicher Konsequenz“ ausgestattet beschrieben, überwarf er sich meist mit den politischen Gruppen und verließ sie dann; er selbst beschreibt sich als jemand, der für politische Aktionen sein müsse, frei von Organisationen und Hierarchien, in die er sich nicht einordnen könne.[2]

„Klagemauer für Frieden und Völkerverständigung“

Hauptartikel: Kölner Klagemauer

In den 1980er Jahren verlor Herrmann nach einer Auseinandersetzung mit seinem Vermieter durch eine Zwangsräumung seine Wohnung. Daraufhin errichtete er eine erste „Klagemauer zur Wohnungsnot“ am Bierbrunnen auf der Schildergasse, an der Kreuzung zweier belebter Fußgängerzonen. Die Installation, bei der beschriftete, bemalte und 19 x 28 Zentimeter große Karten aus Pappkarton an gespannten Wäscheleinen angebracht waren, wurde von Polizei und Ordnungsamt mehrmals abgeräumt.[1] Mit dem gleichen Konzept, bei dem auch von Passanten beschriftete Kärtchen aufgehängt wurden, errichteten Herrmann und einige Mitstreiter ab 1991 anlässlich des zweiten Golfkrieges die „Klagemauer für den Frieden“ auf der Domplatte, unmittelbar vor der Kathedrale. Es kam zu mehrjährigen Auseinandersetzungen mit Domkapitel, Stadtverwaltung und Polizei über die Aufstellung der „Mauer“. Neben Gerichtsverfahren und Räumungen überstand die von Herrmann und seinen Mitstreitern rund um die Uhr bewachte Installation auch Angriffe durch Rechtsextreme.[3] Die friedensbewegte politische Botschaft und die ungewöhnliche Protestform sorgten aber auch für mediale Aufmerksamkeit und prominente Anteilnahme aus aller Welt. Im Jahre 1998 erhielten Hermannn und die anderen Beteiligten der Klagemauer den Aachener Friedenspreis.

Die Klagemauer mit Herrmann als bekanntestem Vertreter der Betreiberinitiative erfuhr ab dem Jahr 2005 Kritik, weil sie sich inhaltlich[2] einer Darstellung des palästinensisch-israelischen Konflikts widmete, die immer wieder als verzerrend und einseitig bewertet wurde.[4][5]

Literatur, sonstige Medien

Einzelnachweise

  1. a b Neue Rheinische Zeitung Online; online, abgerufen am 27. Februar 2010
  2. a b Mahner mit Hang zur Egomanie von Pascal Beucker in: taz nrw vom 12. April 2007; online abgerufen am 27. Februar 2010
  3. Die Kölner Klagemauer; Buchbesprechung in Rathaus Ratlos 17/1999 online, abgerufen am 1. März 2010
  4. ""Kölner Klagemauer" - alltäglicher Antisemitismus im Schatten des Doms; Die "Kölner Klagemauer" - Antisemitismus im Schatten des Doms"; Kölner Stadtanzeiger, Donnerstag, 4. Februar 2010; Seite 30; Aachener Nachrichten Online vom 24. Februar 2010; Herrmann darf Karikatur zeigenStaatsanwalt weist Anzeige gegen Klagemauer-Initiator zurück in: WELT ONLINE, 14. April 2010, abgerufen am 17. April 2010; tapferimnirgendwo.wordpress.com: Die Mauer muss weg!, Zugriff am 21. Dezember 2010; Helmut Frangenberg: „Klagemauer“ am Dom abgehängt, in: Kölner Stadt-Anzeiger am 23. Februar 2010, online, abgerufen am 27. Februar 2010; Resolution gegen die Kölner Klagemauer « Israel & Judentum. Hagalil.com (17. Dezember 2010). Abgerufen am 21. Dezember 2010.; Keine Menschenfeindlichkeit in Köln – auch nicht an der “Klagemauer” « Israel & Judentum. Hagalil.com (16. Dezember 2010). Abgerufen am 21. Dezember 2010.
  5. “Mossad, Mossad!!!” Die Akte "Kölner Klagemauer", haGalil

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