Walter Tille

Walter Tille

Walter Tille (* 6. Oktober 1906 in Crimmitschau; † 12. April 1986) war ein deutscher Gewerkschafter und Politiker (SPD/KPD/SED). Er war von 1953 bis 1958 Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bau-Holz im FDGB.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tille, Sohn eines Webers, besuchte die Volks- und Gewerbeschule, erlernte den Beruf des Maurers und ging auf Wanderschaft. 1921 trat er der SAJ, 1923 der SPD. Er war zudem Mitglied des Deutschen Baugewerbebunds und zeitweise Mitglied seines Vorstandes.

Tille war bis 1933 als Maurer bzw. als Maurerpolier tätig. Zwischen 1929 und 1932 war er mehrfach aus politischen Gründen inhaftiert. 1933 emigrierte er vor drohender Verhaftung in die Tschechoslowakei. 1934 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde in „Schutzhaft“ genommen und stand dann weiterhin unter Polizeiaufsicht. Von 1935 bis 1940 war er wieder als Maurer tätig. 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. In Norwegen interniert, floh er 1945 nach Deutschland.

1945 wurde er Mitglied des FDGB und der KPD, 1946 der SED. Er leitete die Kommission zur Enteignung von Kriegsverbrechern und Naziaktivisten in Crimmitschau und war dort Stadtverordneter und Mitglied der SED-Stadtleitung. Ab 1947 wirkte er als Treuhänder und Leiter eines enteigneten Baubetriebes, ab 1949 als Betriebsleiter im Crimmitschauer Kommunalwirtschaftsunternehmen, Abteilung Hoch- und Tiefbau. Hier entwickelte er die „Tillesche Ecklehre“, eine Methode zum schnelleren und preisgünstigeren Mauern von Tür- und Fensteröffnungen. Ab 1951 war er als Werkdirektor des VEB Bau-Union in Eisenach bzw. ab 1952 in Brandenburg tätig.

Von Oktober 1953 bis September 1958 war er Vorsitzender des Zentralvorstandes der IG Bau-Holz, anschließend von 1958 bis 1962 Sekretär des FDGB-Bundesvorstandes und Mitglied seines Präsidiums. Von 1954 bis 1963 war er als Mitglied der FDBG-Fraktion Abgeordneter der Volkskammer und dort Mitglied des Ausschusses für Wirtschafts- und Finanzfragen. Von 1958 bis 1963 war er Mitglied des ZK der SED.

Später war er dann stellvertretender Direktor des Instituts für Neuererwesen bzw. Direktor des Neuererzentrums für das Bauwesen. Ab 1967 war er Vorsitzender des Arbeitskreises Verdienter Gewerkschaftsveteranen beim Zentralvorstand der IG Bau-Holz.

Tille ist auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.

Schriften

  • Mauern nach Lehren (Bibliothek der Aktivisten, Band 21). Tribüne, Berlin 1951.
  • Über die Wohnverhältnisse in einigen kapitalistischen und sozialistischen Ländern. Tribüne, Berlin 1961.

Auszeichnungen

Literatur

  • Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.): SBZ-Biographie. Deutscher Bundes-Verlag, Berlin 1964, S. 354.
  • Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990. Band 2. K. G. Saur, München 1997, S. 932f.
  • Andreas Herbst, Gerd-Rüdiger Stephan, Jürgen Winkler (Hrsg.): Die SED – Geschichte, Organisation, Politik. Ein Handbuch. Dietz, Berlin 1997, S. 1097.
  • Gerd-Rüdiger Stephan et al. (Hrsg.): Die Parteien und Organisationen der DDR. Ein Handbuch. Dietz, Berlin 2002, S. 1104.
  • Andreas Herbst: Tille, Walter. In: Dieter Dowe, Karlheinz Kuba, Manfred Wilke (Hrsg.): FDGB-Lexikon. Funktion, Struktur, Kader und Entwicklung einer Massenorganisation der SED (1945–1990). Berlin 2009.

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