Walter Tießler

Walter Tießler

Walter Tießler (* 18. Dezember 1903 in Ermsleben/Mansfeld; † unbekannt) war ein deutscher Reichsamtsleiter im Stab des Stellvertreters des Führers (nachmalig Partei-Kanzlei) und Verbindungsmann zum Reichspropagandaministerium.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Tießler war als Verwaltungsangestellter bei der Knappschaft angestellt. Bereits 1924 schloss er sich den Nationalsozialisten an, wurde 1925 Kreisleiter der NSDAP, 1926 Gau-Propagandaleiter im Gau Halle und 1933 als Landesstellenleiter für Mitteldeutschland vom Propagandaministerium übernommen. 1934 wechselte er nach München und baute den „Reichsring für nationalsozialistische Propaganda“ auf, der für die einheitliche Ausrichtung der verschiedenen NS-Organisationen und NS-Verbände sorgen sollte.

Dieses Aufgabengebiet betreute er noch weiter, als er 1940 in den Stab des Stellvertreters des Führers aufgenommen wurde, um dort im Referat II N das Verbindungsbüro zum Propagandaministerium zu leiten. Diese Arbeit führte er in der (1941 so umbenannten) Partei-Kanzlei bis 1944 fort.

Bedeutung

Weil der Original-Aktenbestand der Partei-Kanzlei nicht erhalten ist, stellt der Schriftverkehr Tießlers von 20.000 Blatt für Historiker eine wichtige Quelle dar. Sie zeigt Interessenunterschiede zwischen Joseph Goebbels, der flexibel auf Stimmungsschwankungen reagierte, und Martin Bormann, der unbeirrbar die nationalsozialistische Weltanschauung propagierte. Tießler selbst war danach nicht nur ein „um Ausgleich bemühter wendiger Verbindungsmann“, sondern auch ein ehrgeiziger „Scharfmacher“.[1]

Tießler schlug im August 1941 vor, den Bischof Clemens August Graf von Galen wegen seiner kritischen Reden zu erhängen. Für den verbotenen Sexualverkehr „deutschblütiger“ Frauen mit „Fremdvölkischen“ propagierte er 1941 zur Abschreckung die Todesstrafe. Gegen die „Verbreitung parteischädigender Witze“ schlug er Bormann 1943 vor, den Betreffenden von zuverlässigen und straflos bleibenden Männern „eine Abreibung“ geben zu lassen.[2]

Karriere-Knick

Tießler reagierte mit zunehmender Enttäuschung auf das Ausbleiben einer von ihm erhofften Ernennung zum stellvertretenden Gauleiter. Seit Ende 1942 sank sein Ansehen im Reichspropagandaministerium, und er durfte Goebbels immer seltener persönlich vortragen. Das Angebot, ein „Reichspropaganda-Amt“ zu übernehmen, empfand Tießler als „Degradierung“. Er übernahm Anfang 1944 den Posten eines Verbindungsmanns der Partei-Kanzlei zum Generalgouverneur Hans Frank.

Über den Verbleib Walter Tießlers ist nichts bekannt geworden.

Literatur

  • Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter. Führung der NSDAP und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und Bormanns Partei-Kanzlei, München: K.G. Saur 1992, ISBN 3598110812.

Einzelnachweise

  1. Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter... München et al. 1992, ISBN 3-598-11081-2 , S. 126.
  2. Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter..., S. 126/127.

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