- Walter von Ruckteschell
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Walter von Ruckteschell (* 12. November 1882 in Sankt Petersburg; † 27. Juli 1941 im Mittelmeer) war ein deutscher Illustrator, Bildhauer und Autor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Walter von Ruckteschell wurde 1882 in Sankt Petersburg als Sohn des Pastors Nicolai von Ruckteschell und der Baronin Catherina Helene von Engelhardt geboren. Sein Bruder war Hellmuth von Ruckteschell. Ruckteschell schrieb sich mit 26 Jahren am 4. November 1908 in die Akademie der Bildenden Künste München bei Angelo Jank für Zeichnen ein, [1] wechselte dann aber auf die Debschitz-Schule. Verheiratet war er seit 1911 mit der Keramikerin Clara Truëb (1882–1969)[2].
1913 ging das Paar in die deutsche Kolonie Deutsch-Ostafrika, wo Ruckteschell Denkmäler und Skulpturen für öffentliche Plätze und Einrichtungen entwarf. Er meldete sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zur „Schutztruppe“ und wurde Adjutant von Paul von Lettow-Vorbeck. Ruckteschell verfasste als Ghostwriter einen Großteil von Lettow-Vorbecks erfolgreichem Buch Heia Safari! Deutschlands Kampf in Ostafrika[3], zu dem er offiziell nur die Illustrationen lieferte.[4] Neben den vielen Illustrationen in der deutschen Kolonialliteratur, wendete sich Ruckteschell nach dem Ersten Weltkrieg vornehmlich der Gestaltung von Kriegsdenkmälern zu.
„Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“ Hamburg
Er schuf das umstrittene „Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“, das 1938 eingeweiht und zu beiden Seiten des Eingangs der „Lettow-Vorbeck-Kaserne“ in Hamburg-Jenfeld aufgestellt wurde. Es stand in der Tradition einer direkt nach dem Ersten Weltkrieg einsetzenden Verehrung der deutschen Kolonial-Truppen, die zur Zeit der Nationalsozialisten kultartige Züge erlangte.[5]
Nach Schließung der Kaserne, 1999, geriet auch die Aufstellung des Reliefs, im Rahmen einer Gedenkstätte für die Opfer der Kolonialzeit, in die Diskussion. Kritisiert wurde dabei, daß:
- „[...] ein Konzept, dass die historischen Bezüge erklärt [fehlt].“
- „Das Askari-Relief zeigt eine Truppe afrikanischer Soldaten, die scheinbar treu ergeben ihrem weißen Offizier folgen. Dadurch werde der Blick auf die Herrschaftsverhältnisse des Kolonialreiches verwischt. Der Ausstellungsort ist problematisch. Die Lettow-Vorbeck-Kaserne wurde von den nationalsozialistischen Machthabern als zentraler Ort kolonialrevisionistischer Traditionspflege des Militärs eingerichtet. Heute sammelt der „Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen“ Geld für die Wiederaufstellung des Askari-Reliefs.“[6][7]
Zeitweise abgebaut, wurde das Relief 2003 im Rahmen des sogenannten „Tansania-Park“[8], unter Protesten, wiedererrichtet.[9]
Werke (Auswahl)
- „Deutsch-Ostafrika-Gedächtnismal“, Aumühle[10]
- „Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“, Hamburg[8]
- „Pietà“, Gefallenendenkmal St.-Pauli-Kirche, Soest
- „Der hl. Christophorus“, Gemälde in der Friedenskirche, Hamburg-Eilbek
Weblinks
- Ein Denkmal steht am Waldesrand – und keiner weiß warum?! - Das Ostafrika-Denkmal in Aumühle
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag im Matrikelbuch der Akademie der Bildenden Künste München 1809-1920
- ↑ Kulturgut: Keramiken von Clara von Ruckteschell-Truëb Germanisches Nationalmuseum, Heft 25, 2010, S. 14
- ↑ Heia Safari! Deutschlands Kampf in Ostafrika. K. F. Koehler, 1920
- ↑ Uwe Schulte-Varendorff: Kolonialheld für Kaiser und Führer. General Lettow-Vorbeck – Mythos und Wirklichkeit. Ch. Links Verlag, 2006, ISBN: 978-3-86153-412-9, S. 104
- ↑ Heiko Möhle: Kolonialismus und Erinnerungspolitik. Die Debatte um die Hamburger „Askari-Reliefs“ In: Umbrüche in afrikanischen Gesellschaften und ihre Bewältigung. herausgegeben von Ludwig Gerhardt; Heiko Möhle; Jürgen Oßenbrügge; Wolfram Weisse, LIT, Afrikanische Studien, Universität Hamburg, 2006, ISBN 3-8258-7518-0, S. 277f.
- ↑ Sigrid Meissner: Wissenschaftler gegen das Kriegsdenkmal. In: Hamburger Morgenpost, 6. August 2002
- ↑ Marianne Bechhaus-Gerst: Treu bis in den Tod. Links Christoph Verlag, 2007, S. 159f.
- ↑ a b „Tansania-Park“ afrika-hamburg.de
- ↑ Sigrid Meissner: Warum brauchen wir dieses Denkmal? In: Hamburger Morgenpost, 6. September 2003
- ↑ Ein Denkmal steht am Waldesrand – und keiner weiß warum?! - Das Ostafrika-Denkmal in Aumühle
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