- Hellmuth von Ruckteschell
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Hellmuth Max von Ruckteschell (* 28. März 1890 in Hamburg-Eilbek; † 24. September 1948 in Hamburg-Fuhlsbüttel) war ein deutscher Marineoffizier. Im Ersten Weltkrieg befehligte er mehrere U-Boote und im Zweiten Weltkrieg zwei deutsche Hilfskreuzer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hellmuth von Ruckteschell wurde als zweites von 14 Kindern der Ehe des Pastors Nicolai von Ruckteschell und der Baronin Catherina Helene von Engelhardt in Hamburg-Eilbek geboren.
Nach dem Abitur trat er im Januar 1909 der Kaiserlichen Marine als Seekadett bei. Im Jahre 1916 diente er im Range eines Oberleutnant zur See als erster Wachoffizier auf den U-Booten SM U 3 und Kriegsverbrechen fahndeten, musste von Ruckteschell nach Schweden und später Finnland fliehen. Dort arbeitete er als Holzfäller. Nach einigen Jahren kehrte er unter falschem Namen nach Deutschland zurück, wo er eine Schreinerlehre absolvierte und bis zur zweiten Hälfte der 1930er als Tischler[1] arbeitete.
Der ausgebildete Tischlermeister und erfahrene U-Boot-Kommandant wurde 1938 von der Kriegsmarine zum Kapitänleutnant (d.R.) befördert. Bei Kriegsbeginn wurde Ruckteschell einberufen und am 5. September 1939 zur Baubelehrung (militärische Beratung) bei der KMD[2] Bremen befohlen. Zwischen Dezember 1939 und Januar 1940 befehligte er das zum Minenschiff umgebaute Seebäderschiff Cobra. Nach dem Minenlegerkommando kehrte Ruckteschell zur KMD Bremen zurück und wurde bis Mai 1940 in der Baubelehrung des Projektes Schiff 2 eingesetzt.
Im Mai 1940 wurde dem inzwischen zum Korvettenkapitän beförderten Offizier das Kommando des geheimen Projektes Schiff 21 (HSK 3) übertragen. Schiff 21 war das ehemals zivile Turbinenschiff Neumark. Das Frachtschiff war seit November 1939 unter extremer Geheimhaltung zum Handelsstörkreuzer umgebaut worden und erhielt den Namen Widder.
Die Widder verließ unter Ruckteschells Kommando die Basis am 5. Mai 1940 und lief durch die Dänemarkstraße in den offenen Nordatlantik. In 180 Einsatztagen wurden im Mittelatlantik insgesamt neun feindliche Schiffe versenkt und eines als Prise aufgebracht. Die Gesamttonnage der versenkten und geenterten Schiffe betrug 58.644 BRT. Anlässlich der Rückkehr des Hilfskreuzers wurde Hellmuth von Ruckteschell am 31. Oktober 1940 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.
Nach dem Einsatz auf der Widder wurde Ruckteschell erneut in die Baubelehrung versetzt. Bis März 1942 beaufsichtigte er den Umbau des ehemals polnischen Frachters Bielko. Die Bielko wurde unter Ruckteschells Anleitung zum Hilfskreuzer Michel (Schiff 28 / HSK 9) umgebaut.
Der nach dem Hamburger Michel[3] benannte Hilfskreuzer lief unter Ruckteschells Kommando am 9. März 1942 aus Cuxhaven zum Kampfeinsatz aus. Der Handelstörkreuzer operierte im Südatlantik, der Antarktis und später im Indischen Ozean. Aufgrund der erdrückenden alliierten Überlegenheit konnte das Schiff nicht mehr nach Europa zurückkehren und lief am 1. März 1943 in Yokohama im verbündeten Japan ein. In fast einem Jahr auf See konnten ohne einen einzigen eigenen Verlust 14 gegnerische Schiffe mit zusammen 94.273 BRT versenkt werden.
Nach der Ankunft in Japan verließ Ruckteschell die Michel aus gesundheitlichen Gründen. Er litt unter einem schmerzhaften Magenleiden und einer schweren Migräne. Die Michel verließ Yokohama unter dem Kommando von Kapitän zur See Günther Gumprich am 21. Mai 1943 zu seiner zweiten Feindfahrt. Der Hilfskreuzer wurde am 17. Oktober 1943 von dem US-amerikanischen U-Boot Marineattachés in Japan inne.
Nach Kriegsende geriet er in britische Kriegsgefangenschaft. Er wurde in seiner Heimatstadt Hamburg wegen Verstößen gegen das internationale Seekriegsrecht vor ein britisches Militärgericht gestellt. Ruckteschell war der einzige Kommandant eines deutschen Handelsstörkreuzers, der nach dem Krieg angeklagt wurde. Ihm wurde vorgeworfen, in zumindest einem Fall das Feuer auf ein Handelsschiff zu spät abgebrochen und zu wenig Vorbereitungen für die Aufnahme von Gefangenen getroffen zu haben. Ein weiterer Vorwurf lautete sogar, er habe Rettungsboote beschießen lassen. Hellmuth von Ruckteschell wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt.[4] Das verglichen mit den drei Todesurteilen des Eck-Prozesses formal milde Urteil deutet aber darauf hin, dass die Ankläger zumindest den Vorwurf der Ermordung Schiffbrüchiger nicht hinreichend beweisen konnten.
Hellmuth von Ruckteschell starb am 24. September 1948 in der Strafanstalt Fuhlsbüttel.
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 10. Oktober 1915[5]
- Hanseatenkreuz Hamburg am 29. Mai 1916[5]
- Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse am 3. November 1916[5]
- Hanseatenkreuz Bremen am 29. Dezember 1917[5]
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 13. August 1918[5]
- Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse[5]
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub[5]
- Ritterkreuz am 31. Oktober 1940
- Eichenlaub am 23. Dezember 1942 (158. Verleihung)
- Kriegsabzeichen für Hilfskreuzer am 30. Dezember 1942[5]
- Kaiserlicher Orden des Heiligen Schatzes III. Klasse (jap. 瑞宝中綬章) am 8. März 1943[5]
Literatur
- Jochen Brennecke: Deutsche Hilfskreuzer im Zweiten Weltkrieg, Koehlers Verlagsgesellschaft MBH, Hamburg, 4. Auflage, 2001, ISBN 3-7822-0828-5
- Law-Reports of Trials of War Criminals, Selected and prepared by The United Nations War Crimes Commission, Volume IX, London, HMSO.1948. (englisch). CASE No. 55. TRIAL OF HELMUTH VON RUCHTESCHELL. BRITISH MILITARY COURT, HAMBURG 5TH TO 21ST MAY, 1947. [1]
- J. Revell Carr: 13 Millionen Tonnen, 2500 Schiffe, 50000 Leben, Mareverlag, 1. Auflage, 2004, ISBN 3-936384-90-8
Einzelnachweise
- ↑ Bei Cocktailempfängen der Marine schockierte Ruckteschell gerne blasierte Aristokraten mit dem zackigen Satz: "Gestatten Ruckteschell, Kaiserlicher Fregattenkapitän a.D. und Tischlermeister.". (Brennecke: Deutsche Hilfskreuzer... S. 8)
- ↑ Die Abkürzung KMD steht für Kriegsmarinedienststelle
- ↑ Die Kommandanten der deutschen Handelsstörkreuzer besaßen einige Freiheiten. Z.B. konnten sie in Absprache mit der Besatzung den Namen ihres Schiffes selbst bestimmen. Der Name Michel irritierte das Oberkommando, da der Name im Kontext des Deutschen Michels sehr provokativ wirkte. Sicher wollten weder Ruckteschell noch die Besatzung provozieren. Sie meinten die damals bei deutschen Seeleuten bekannte Kirche in Hamburg. (Brennecke: Deutsche Hilfskreuzer... S. 315)
- ↑ Brennecke bestreitet vehement jegliche Schuld Ruckteschells. (Brennecke: Deutsche Hilfskreuzer... S. 379f)
- ↑ a b c d e f g h i Manfred Dörr: Die Ritterkreuzträger der Überwasserstreitkräfte der Kriegsmarine, Band 2: L-Z, Biblio Verlag, Osnabrück 1996, ISBN 3-7648-2498-0, S. 185-187
Weblinks
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