Debschitz-Schule

Debschitz-Schule

Das Lehr- und Versuchs-Atelier für angewandte und freie Kunst, in Fachkreisen noch heute kurz Debschitz-Schule genannt, war eine reformorientierte Kunstschule in München.

Inhaltsverzeichnis

Gründer

Wilhelm von Debschitz (1871–1948), aus altem Oberlausitzer Adelsgeschlecht und Sohn eines preußischen Generalleutnants, gründete 1902 gemeinsam mit dem Schweizer Jugendstil-Künstler Hermann Obrist (1862–1927) in München diese - später in Fachkreisen nur noch nach ihm benannte - Ausbildungsstätte für Künstler und Kunsthandwerker.

Hermann Obrist verließ die Debschitz-Schule bereits 1904. Debschitz war neben einigen künstlerischen Arbeiten wohl maßgeblich mit der Leitung der Schule befasst, die er aber – wohl auch wegen finanzieller Schwierigkeiten - 1914 an ein Künstler-Konsortium unter Fritz Schmoll von Eisenwerth (1883–1963), dem jüngeren Bruder von Karl Schmoll von Eisenwerth (1879–1948), verkaufte.

Zielsetzung und Entwicklung

Als Werkstättenschule stand die Debschitz-Schule an der Spitze der zeitgenössischen Bestrebungen der Kunstschulreform mit dem Ziel, bildende und angewandte Kunst zusammenzuführen und unmittelbar in die Belange des täglichen Lebens einfließen zu lassen.

Fast revolutionär an dieser Kunstschule war, dass die Keramikwerkstatt von einer Frau geleitet wurde, deren Leitung im Jahr 1907 Clara Truëb übertragen wurde.[1] An den meisten Kunstakademien waren Frauen gar nicht erst zugelassen, an Kunstgewerbeschulen höchstens in eigenen Klassen. Nicht zufällig entstanden deshalb auch Künstler-Ehen an der Debschitz-Schule. Nicht ohne Grund gab es deshalb vom 18. März bis 2. Mai 2004 in der Universität Bielefeld die Ausstellung „Künstlerehepaare aus dem Umfeld der Münchner Debschitz-Schule“.

Nach dem großen Erfolg der Ausstellung „München 1908“ mit Keramiken, entworfen und ausgeführt von Schülern der Debschitz-Schule, wurde 1910 in der Keramischen Werkstätte neben dem Unterricht die kommerzielle Fabrikation keramischer Erzeugnisse eingeführt, zu denen neben bemalten Gebrauchsgegenständen auch dekorative Figuren und Tierplastiken gehörten, wie u. a. ein Pfefferfresser von Friedrich Eisenhofer. Diese Produkte trugen das Blindzeichen „L.U.V.A. / v.Debschitz / München“.

Im Archiv des Karl Ernst Osthaus-Museums der Stadt Hagen befindet sich ein Briefwechsel zwischen dem „Lehr- und Versuchs-Atelier für angewandte und freie Kunst“ und dem „Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe“. Hierbei handelt es sich um Anfragen des Deutschen Museums an Wilhelm von Debschitz,

  1. ob dieser Arbeiten seiner Metallwerkstätte für Ausstellungszwecke zur Verfügung stellen könne,
  2. um die Auslage von Prospekten des Deutschen Museums im Münchner Atelier,
  3. um die Beteiligung der Werkstätte an der keramischen Ausstellung des Deutschen Museums in den USA im Jahre 1912 (KEO-Archiv A 342).
  4. Bei einem weiteren Schriftstück im Archiv (KEO-Archiv 109/63) handelt es sich um die Aufforderung an ihn, seinen Mitgliedsbeitrag zum „Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe“ zu bezahlen.

Künstler

Die völlig neuartige und eigenwillige Kunstschule zog eine Fülle von Künstlern in die Stadt, die einige Jahre hier arbeiteten, um dann an ähnlich organisierte Kunstgewerbeschulen in Deutschland zu gehen.

Lehrer

Schüler

Siehe auch

Literatur

  • H. Schmoll gen. Eisenwerth: Die Münchner Debschitz-Schule, in Rolf Bothe, Hans-Werner Klünner, Ekkehard Mai, Johannes Rickert, Hans Maria Wingler (Hg.), Kunstschulreform 1900-1933, Gebrüder Mann Verlag, Berlin 1977, ISBN 3-7861-1191-X.
  • Dagmar Rinker: Die Lehr- und Versuch-Ateliers für angewandte und freie Kunst (Debschitz-Schule), München 1902-1914; Magisterarbeit in: Schriften aus dem Institut für Kunstgeschichte der Universität München, Tuduv-Verlagsgesellschaft, München 1993, ISBN 3-88073-469-0.
  • Beate Ziegert: The Debschitz School, A Selectively Annotated Bibliography; Vance Bibliographies, Englisch, Monticello (Illinois, USA) 1985
  • Beate Ziegert: The Debschitz-School, Munich 1902-1914. Unveröffentlichte Master-Arbeit, Syracuse University, Syracuse (New York, USA) 1985.
  • Beate Ziegert: The Debschitz School - Munich: 1902-1914. Design Issues. School of Art and Design, Universität Illinois, Chicago (USA) 1986.
  • Robin Lehmann: Maler in München: Eine Gemeinde im Wandel; in: Die Kunst die Macht und das Geld, Zur Kulturgeschichte des kaiserlichen Deutschland 1871-1918.

Einzelnachweise

  1. Kulturgut: Keramiken von Clara von Ruckteschell-Truëb Germanisches Nationalmuseum, Heft 25, 2010, S. 14

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Debschitz-Kunowski — Wanda von Debschitz Kunowski, geborene von Kunowski (* 8. Januar 1870 in Hammer, Kr. Czarnikau, Posen; † 23. April 1935 in Berlin) war eine deutsche Porträt Fotografin. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Debschitz — Dieser Artikel beschreibt die schlesische Adelsfamilie von Debschitz; nicht zu verwechseln mit den schlesischen Adelsgeschlechtern von Dobschütz und von Doberschütz Wappen derer von Debschitz Debschitz ist der Name eines alten oberlausitzer bzw.… …   Deutsch Wikipedia

  • Debschitz (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Debschitz Debschitz ist der Name eines Oberlausitzer Uradelsgeschlechts mit gleichnamigem Stammhaus (heute Döbschütz) bei Reichenbach. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Schule Reimann — Die Schule Reimann (auch „Reimann Schule“ genannt) war eine private Kunst und Kunstgewerbeschule in Berlin Schöneberg. Sie wurde 1902 von Albert Reimann gegründet und am 23. November 1943 bei einem Luftangriff zerstört. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm von Debschitz — Wappen der Familie von Debschitz Wilhelm Siegfried Kurt von Debschitz (* 21. Februar 1871 in Görlitz; † 10. März 1948 in Lüneburg, Niedersachsen) war Maler, Innenarchitekt, Kunsthandwerker, Kunstpädagoge und Direktor sein …   Deutsch Wikipedia

  • Wanda von Debschitz-Kunowski — Wanda Wilhelmine Auguste von Debschitz Kunowski, geborene von Kunowski (* 8. Januar 1870 in Hammer, Landkreis Czarnikau, Posen; † 23. April 1935 in Berlin) war eine deutsche Porträt Fotografin. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Reimann-Schule — Die Schule Reimann (auch „Reimann Schule“ genannt) war eine private Kunst und Kunstgewerbeschule in Berlin Schöneberg. Sie wurde 1902 von Albert Reimann gegründet und am 23. November 1943 bei einem Luftangriff zerstört. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Reimann Schule — Die Schule Reimann (auch „Reimann Schule“ genannt) war eine private Kunst und Kunstgewerbeschule in Berlin Schöneberg. Sie wurde 1902 von Albert Reimann gegründet und am 23. November 1943 bei einem Luftangriff zerstört. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Oscar Adolf Hermann Schmitz — (auch: Oscar A. H. Schmitz; * 16. April 1873 in Homburg, Hessen; † 18. Dezember 1931 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Autor, Philosoph und Mitglied der Münchner Bohème. Er ist Verfasser des Romans Bürgerliche Bohème und des Erzählwerks… …   Deutsch Wikipedia

  • Oskar A. H. Schmitz — Oscar Adolf Hermann Schmitz (auch: Oscar A. H. Schmitz; * 16. April 1873 in Homburg, Hessen; † 18. Dezember 1931 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Autor, Philosoph und Mitglied der Münchner Bohème. Er ist Verfasser des Romans Bürgerliche… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”