- Weißgerber (Beruf)
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Die Berufsbezeichnung Weißgerber leitet sich ab vom Handwerk der Weißgerberei, einer spezialisierten Form der Gerberei.
Inhaltsverzeichnis
Das Handwerk der Weißgerberei
Die Weißgerberei ist ein Gerbverfahren, bei dem die Gerbung mit Mineralien wie Alaun oder Kochsalz bewirkt wird; man nennt dies auch Mineralgerbung. Die bleichende Wirkung der Mineralstoffe ergibt ein besonders helles – eben weiß gegerbtes – Leder. Die Weißgerberei wurde bevorzugt für feinere und dünnere Leder von Kalb, Schaf und Ziege eingesetzt. Die daraus gewonnenen Lederqualitäten Chevreauleder (Schafsleder), Glacé (Kalbsleder) oder Kid (Ziegenleder) wurden vorzugsweise zu Handschuhen, Beuteln, Buchdecken und Etuibezügen weiterverarbeitet.
Eng verwandt mit der Weißgerberei – da sie ebenfalls bei dünneren Ledersorten zum Einsatz kam – ist die vor allem in Skandinavien und dem Baltikum verbreitete Sämischgerberei, bei der als Gerbstoffe tierische Fette (vor allem Wal-, Seehund-, Fisch- und Lebertran) zum Einsatz kamen. Sämischleder – auch Waschleder genannt – ist sehr weich und widerstandsfähig gegen Wasser, sodass es bevorzugt zu Handschuhen, Reithosen oder Arbeitsschürzen verarbeitet wurde. Auch das sogenannte Putz- oder Fensterleder war ursprünglich sämisch gegerbt.
Geschichte der Weißgerberei
Im Gegensatz zu vielen anderen Handwerken entwickelte sich in der Gerberei bereits im Mittelalter eine Spezialisierung anhand von Verfahren und zu verarbeitendem Material. So entstanden die Gewerke der Lohgerber, Rotgerber, Sämischgerber, Corduaner und eben der Weißgerber. In der Handwerkerhierarchie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit standen die Weißgerber hinsichtlich Ansehen, Ruf und Einkommen unter den Rot- oder Lohgerbern. Im süddeutschen Sprachraum wurde der Weißgerber auch als Ircher bzw. Irher bezeichnet.
Mit dem Beginn der Mechanisierung in der Gerberei und der Einführung der Gerbung mit Metallsalzen (Chromgerbung) im 19. Jahrhundert verschwanden zunächst in den Städten, dann auch im ländlichen Raum die spezialisierten Gerberhandwerke und damit auch der Weißgerber.
Relikte des alten Handwerks
Wie alle Gerber hatten auch die Weißgerber einen hohen Wasserbedarf, sodass sie ihre Werkstätten meist an Wasserläufen hatten. Da durch das Waschen des Leders das Wasser stark verschmutzt wurde, ordneten viele mittelalterliche Stadtordnungen ihre Ansiedlung an den Unterläufen der Flüsse an. Straßennamen in den alten Innenstädten wie
- Weißgerbergasse (Grafing, Nürnberg, Straubing),
- Weißgerbergraben (Regensburg),
- Weißgerbersteig (Bad Abbach),
- Weißgerberstraße (Greifswald, Lupburg, Mühldorf, Rostock) oder
- Weißgerberweg (Beratzhausen, Erkheim, Markt Schwaben, Prien, Wangen)
zeugen bis heute von diesen Standorten. Ein literarisches Denkmal in Form einer beeindruckenden Milieustudie vom 19. Jahrhundert bekam die Weißgerberohle zu Breslau in dem Roman Soll und Haben von Gustav Freytag. Einen ganzen Stadtteil mit dem Namen Weißgerber gibt es in Wien.
Auch Familiennamen wie Weißgerber bzw. Weisgerber leiten sich von diesem Handwerk ab.
In Doberlug-Kirchhain ist diesem der Vergangenheit angehörenden Handwerk in eigenes Museum gewidmet, im Freilichtmuseum Hagen gibt es ein Weißgerber- und Kürschnerhaus, in dem dieses Handwerk ebenfalls anschaulich dokumentiert ist.
Literatur
- Freytag, Gustav: Soll und Haben. Ausgabe in zwei Bänden. Berlin, Verlag der Schiller-Buchhandlung o.J.
- Kühnel, Harry (Hrsg.): Alltag im Spätmittelalter. Graz, Wien, Köln Styria 1986 (3); ISBN 3-222-11528-1
- Palla, Rudi: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Frankfurt am Main, Wien Büchergilde 1995, ISBN 3-7632-4412-3
Weblinks
Commons: Weißgerber – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Leder
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