Werner Boost

Werner Boost

Werner Boost (* 6. Mai 1928 in Düsseldorf) ist ein mutmaßlicher deutscher Serienmörder, der in den 1950er Jahren als „Liebespaarmörder“ in die deutsche Kriminalgeschichte einging.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend verbrachte der als uneheliches Kind unter dem Namen Korecki geborene Boost in einem evangelischen Kinderheim in Düsseldorf-Kaiserswerth, wohin ihn seine Mutter abgegeben hatte. Später wurde er in ein Fürsorgeheim eingewiesen, nachdem er seiner Mutter 300 Reichsmark entwendet hatte. Seinen Vater hat Boost nie kennengelernt. Mit 16 Jahren wurde er nach zwei abgebrochenen Lehren zur Wehrmacht eingezogen und geriet kurz darauf in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Ein nach Kriegsende neuerlich unternommener Versuch, seine Lehre als Bäckergeselle zum Abschluss zu bringen, scheiterte und Boost schlug sich als Gelegenheitsarbeiter und Fluchthelfer durch. In diesem Zusammenhang kam es auch zu einem ersten dreiwöchigen Gefängnisaufenthalt in der Sowjetischen Besatzungszone.

1949 heiratete Boost und im Jahr darauf zog er mit der Familie, zu der zwei Töchter gehörten, zu seiner Mutter nach Düsseldorf. Es gelang ihm nicht, ein straffreies Leben zu führen. Eine Verurteilung wegen gemeinsam mit seinem Kumpanen und späteren Mordgehilfen Franz Lorbach begangenen Diebstahls führte zu einer weiteren mehrmonatigen Gefängnisstrafe.

Verbrechensserie

Das Jahr 1953 markiert den Beginn einer drei Jahre andauernden vermutlichen Serie von Doppelmorden an Liebespaaren, gerichtsfest nachgewiesen werden konnte ihm allerdings nur der erste Mord an dem homosexuellen Anwalt Bernd Servé im Januar 1953.[1] Servé befand sich mit seinem 18-jährigen Partner Adolf Hüllencremer in seinem Auto, als sie von den maskierten Tätern, Boost und Lorbach, überfallen wurden. Während Servé nach einem gezielten Kopfschuss von Boost sofort verstarb, konnte Hüllencremer demselben Schicksal dank eines Tricks entgehen. Lorbach glaubte ihn nach dem Niederschlag mit seiner Waffe tot, tatsächlich hatte sich der leicht verletzte Hüllencremer nur tot gestellt und konnte später die Polizei alarmieren. Zu diesem Zeitpunkt hatten Boost und Lorbach den Tatort bereits unerkannt verlassen.

Im November 1955 barg die Polizei aus einem Kiessee bei Düsseldorf-Kalkum ein versenktes Auto, darin die Leichen des 26-jährigen Bäckers Friedhelm Behre und seiner Lebensgefährtin Thea Kürmann – wie Servé und Hüllencremer beide ausgeraubt und ermordet. Am 8. Februar 1956 stießen Polizeibeamte bei der Suche nach zwei als vermisst gemeldeten Personen auf ein leeres Fahrzeug. Weil sich im Inneren zahlreiche Blutspuren feststellen ließen, wurde das umliegende Gebiet weiträumig durchsucht. Am nächsten Tag fand man in einem unweit des Fahrzeuges gelegenen Heuschober die verbrannten Leichen der vermissten 20-jährigen Sekretärin und ihres Begleiters Peter Falkenberg.

Festnahme und Verurteilung

Vier Monate später wurde Boost festgenommen. Ein Revieroberjäger entdeckte ihn dabei, wie er in einem Wäldchen nahe Düsseldorf ein Liebespaar beim Amüsement im Auto beobachtete. Obwohl die Möglichkeit zur Flucht bestanden hätte, leistete Boost keinen Widerstand bei seiner Verhaftung, da er sich sicher glaubte, Straftaten seien ihm nicht nachweisbar. Er konnte zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, dass sein Adlatus Lorbach noch im selben Jahr im Laufe des Gerichtsprozesses den Überfall auf Servé und Hüllencremer aus dem Januar 1953 gestehen würde. Aufgrund dieser Aussage seines ehemaligen Tathelfers wurde Boost wegen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raub zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt – und zwar nur wegen dieser Tat an Servé. Alle anderen ihm zur Last gelegten Doppelmorde sowie ein weiterer Mordversuch an einem Liebespaar im Jahr 1956, der nur verhindert werden konnte, weil die Frau Passanten um Hilfe rufen konnte, sah das Gericht als nicht ausreichend bewiesen an. Ausschlaggebend dafür war unter anderem die geschickte Prozesstaktik des äußerlich eher als unauffällig geltenden Angeklagten selbst, der von Verfahrensbeobachtern als in seinem Auftreten charismatisch beschrieben wurde. Dies deckt sich mit den Schilderungen Lorbachs, der sich als von Boost gesteuertes personales Instrument dessen bizarrer Phantasien auf der Suche nach dem perfekten Mord darstellte. Lorbach schließlich wurde, unter Berücksichtigung seines Geständnisses, wegen Beihilfe zu 6 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel, Artikel Mörder unterwegs vom 5. Juli 1971

Literatur

Weblinks


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