Wilhelm August Patin

Wilhelm August Patin

Wilhelm August Patin (* 25. Juni 1879 in Würzburg; † zwischen 1945 und 1949) war ein deutscher Theologe und SS-Funktionär.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Patin war der Sohn des Obergeneralarztes August Patin. Ein Vetter von ihm war der spätere Reichsführer SS Heinrich Himmler. Nach dem Besuch der Volksschule in Würzburg und Neuburg an der Donau sowie von Gymnasien in Neuburg, München, Eichstätt, Amberg und Bamberg studierte Patin bis 1904 an der Universität München. Am 29. Juni 1904 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend fungierte er vom 21 Juli 1904 bis 21. Juli 1905 als Koadjutor in Miesbach und dann vom 21. Juli 1905 bs 15. Januar 1907 als Kurat bei St. Johann Nepomuk in München.

Im Januar 1907 wurde Patin durch Dekret zum Königlichen Stiftvikar ernannt. Im selben Jahr legte er an der Theologischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität zu Prag seine Dissertation vor, mit der er 1908 zum Dr. theol. promovierte. Von 1910 bis 1912 arbeitete er als Religionslehrer an der Kreislhrerinnen Bildungsanstalt in München. Daneben übernahm er von November 1911 bis Ende 1912 die Aufgabe eines Lehrers für Religion und Moral in sämtlichen Klassen der Königlichen Kadettenkorps. Von 1912 bis 1915 war er dann Religionslehrer am Max-Gymnasium in München. Am Ersten Weltkrieg nahm er nach einer Unabkömmlicherklärung durch das Staatsministerium für Kultus und Unterricht in München nicht teil. Stattdessen widmete er sich juristischen Studien an der Universität München und arbeitete von Herbst 1916 bis Ostern 1922 als zweiter Religionslehrer im Wilhelm-Gymnasium in München. Während dieser Zeit wurde er im Juni 1918 zum Hofstiftskanonikus und am 2. November 1918 zum Dr. utr. jur. ernannt. Vom 11. Juni 1918 bis zum 1. Dezember 1922 war er außerdem Stiftkankonikus von St. Kajetan in München. Nach seiner Resignation von dieser Stelle war er bis 1936 oder 1937 Ehrenkanonikus.

Ab dem 1. November 1922 bekleidete Patin die Stellung eines Studienrats an der Rupprechts-Oberrealschule in München, wo er am 1. Juli 1924 mit dem Titel und Rang eines Studienprofessors ausgestattet wurde, bevor er am 1. Juni 1926 offiziell zum Studienprofessor befördert wurde. Zum 1. Januar 1928 wurde er als Studienprofessor an die Ludwigs-Realschule berufen, wo er bis 1933 tätig war.

Im Oktober 1933 übernahm Patin eine Stellung als „Referent für Katholische Aktion“ im Oberabschnitt Süd des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS (SD) in München. Der SS gehörte auf Veranlassung seines Cousins Himmler bereits seit Mitte 1932 als Förderndes Mitglied der SS an, während er in die NSDAP auf Vermittlung Himmlers im April oder Oktober 1933 aufgenommen wurde. Später wurde Patin Referent für politischen Katholizismus in der SD-Zentrale in München, von wo er seine Tätigkeit als Katholizismusexperte des Nachrichtendienstes der SS auch nach der Verlegung des SD-Hauptquartiers nach Berlin 1935 fortsetzte.

Patin wurde Mitarbeiter beim H(exen)-Sonderauftrag, einer wissenschaftlichen Großuntersuchung während der NS-Zeit zur Erforschung der Hexenverfolgung. Der Vetter Himmlers verbreitete die unbewiesene Geschichte, dass eine Urahnin der Familie namens Passaquay Opfer einer Hexenverbrennung geworden sei.[1]

1939 siedelte Patin schließlich nach Berlin über, wo er im Rang eines Oberregierungsrates und als SS-Sturmbannführer Referent für Katholizismus im Reichssicherheitshauptamt wurde. Seinen höchsten SS-Rang erreichte er mit der Beförderung zum SS-Obersturmbannführer am 1. September 1939.

Nachdem Patin bereits im Juni 1936 um Dispens von kirchlichem Dienst im Münchener Stift, was er mit Unverträglichkeit des Meßweins „auch in kleinen Mengen genossen“ begründete. 1938 trat er schließlich aus der Kirche ein und heiratete im selben Jahr.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Patin in einem alliierten Internierungslager festgehalten,[2] in dem er verstarb.[3]

Schriften

  • Niceta, Bischof von Remesiana als Schriftsteller und Theologe, 1909.
  • Das bayerische Religionsedikt vom 16. Mai 1818 und seine Grundlagen. Eine staatskirchenrechtliche Studie, 1919.
  • 'Beiträge zur Geschichte der deutsch-vatikanischen Beziehungen in den letzten Jahrzehnten, 1942.

Weblinks

Literatur

  • Shlomo Aronson: Heydrich und die Anfänge des SD und der Gestapo. 1931–1935, 1967, S. 189f.

Einzelnachweise

  1. Franz Wegener: Kelten, Hexen, Holocaust. Menschenopfer in Deutschland. Kulturförderverlag Ruhrgebiet, 2004, ISBN 3-931300-14-5, S. 77
  2. Eintrag im Historischen Lexikon Bayerns
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 451.

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