Wilhelm Braun (Germanist)

Wilhelm Braun (Germanist)

Wilhelm Braun (* 5. August 1929 in Trautenau im Riesengebirge; † 17. Mai 2010 in Berlin) war ein deutscher Germanist und Lexikograph.

Leben

Wilhelm Braun wuchs als sechstes Kind einer Bauernfamilie im Riesengebirge auf. Am Ende des Zweiten Weltkrieges aus der sudetendeutschen Heimat vertrieben, studierte Wilhelm Braun nach dem Abitur an der Universität Rostock bei Hermann Teuchert Germanistik. Nachdem er sich bereits während des Studiums mit den Brüdern Grimm beschäftigt hatte, ging er 1955 an die Akademie der Wissenschaften in Berlin. Mehr als 50 Jahre – länger als die Brüder Grimm selbst – arbeitete er hier maßgeblich am Projekt des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm (DWB) mit. Er verfasste zahlreiche Wortartikel für das Projekt und steuerte unter anderem 1961 auch den letzten Artikel für den letzten Band der Erstausgabe bei. In der Folgezeit arbeitete er an den Quellenverzeichnissen und der Neubearbeitung der Buchstaben A bis F. Seit 1973 gab er Seminare an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er 1975 mit einer lexikographischen Dissertation über konkurrierende Berufsbezeichnungen im Bereich der Handwerke promoviert wurde.

Neben der Arbeit am Wörterbuch beteiligte er sich an weiteren lexikographischen Projekten der Akademie, wie dem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache. Im Jahr 2003 gab er die Neubearbeitung des von Erhard Agricola begründeten Wörterbuchs des christlich geprägten Wortschatzes heraus. In der Berliner Arbeitsstelle des DWB betreute er die Präsenzbibliothek und legte bedeutende Sammlungen zu lexikographischen Themen an. Nach Eintritt in den Ruhestand arbeitete Braun vor allem bei der Herausgabe des Briefwechsels der Brüder Grimm mit. Ab 1999 war er Mitherausgeber der Buchreihe Brüder Grimm Gedenken.

Seit 1991 gehörte Wilhelm Braun als Gründungsmitglied der Grimm-Sozietät zu Berlin e.V an, in der er später Vize-Vorsitzender und schließlich Ehrenmitglied wurde.

Als bekennender Katholik engagierte sich Braun jahrzehntelang intensiv in seiner Kirchengemeinde in Berlin-Pankow. Nach dem Mauerfall wurde er auch kommunalpolitisch aktiv und wurde 1990 in die erste Bezirksverordnetenversammlung von Pankow gewählt. Später war er in der Senioren-Union der CDU und im Behindertenbeirat seines Stadtbezirks aktiv.

Schriften (Auswahl)

  • Wörterbuch des christlich geprägten Wortschatzes (Hrsg.), Stuttgart 2003, ISBN 3-7776-1273-1
  • Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (Mitarbeit), München 1995, ISBN 3-423-03358-4
  • Das Grimmsche Wörterbuch, Untersuchungen zur lexikographischen Methodologie (mit Joachim Dückert), Stuttgart 1987, ISBN 3-7776-0428-3

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Braun — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Braun (Politiker) (1887–1971), deutscher Politiker (CDU) Wilhelm Braun (Bibliothekar) (1889–1974), deutscher Bibliothekar und Historiker Wilhelm Braun (Bildhauer) (1880–1945), deutscher Bildhauer Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Braun (Familienname) — Herkunft Der Familienname Braun ist abgeleitet von der Farbe Braun. Wie der Name Schwarz bezog sich der Familienname ursprünglich meist auf die Haarfarbe, aber auch auf die Farbe der Augen oder der Haut. Varianten Die häufigsten Varianten sind… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Lehmann — (* 4. Mai 1882 in Puerto Cabello, Venezuela; † 17. November 1968 in Eckernförde) war ein deutscher Lehrer und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Braun — ist der Name folgender Personen: Friedrich Braun (Politiker) (1849–1935), hessischer Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Friedrich Braun (Theologe) (1850–1904), deutscher Theologe und Geistlicher Friedrich Braun (Germanist) (1862–1942),… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bra — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Philipps-Universität Marburg — Persönlichkeiten der Philipps Universität Marburg Inhaltsverzeichnis 1 Professoren 1.1 Theologie 1.2 Rechtswissenschaften 1.3 Wirtschaftswissenschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Südfriedhof (Leipzig) — Kapellenanlage und Friedhofsareal vom Völkerschlachtdenkmal aus gesehen, im Hintergrund das Kraftwerk Lippendorf Der Südfriedhof ist mit 82 Hektar der größte Friedhof Leipzigs. Er befindet sich im Leipziger Süden in unmittelbarer Nähe des… …   Deutsch Wikipedia

  • 26. April — Der 26. April ist der 116. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 117. in Schaltjahren), somit verbleiben noch 249 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage März · April · Mai 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • 1908 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1870er | 1880er | 1890er | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | ► ◄◄ | ◄ | 1904 | 1905 | 1906 | 1907 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Bräune — Bräu|ne [ brɔy̮nə], die; : braune Farbe der Haut, die durch Sonne oder durch dem Sonnenlicht entsprechende Strahlen entsteht: nach dem Urlaub verblasst die Bräune langsam wieder. Zus.: Sommerbräune, Sonnenbräune. * * * Bräu|ne 〈f.; ; unz.〉 1.… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”